> Alte und neue Grenzen
1. Mai 2004: Die tschechischen und
polnischen Ministerpräsidenten Vladimír
Špidla und Leszek Miller hissen mit
Bundeskanzler Gerhard Schröder und
EU-Kommissar Günter Verheugen am
Dreiländereck bei Zittau eine EU-Flagge.
Foto: Herbert Knosowski, AP
Gestern und heute
am Dreiländereck
Im Mai 2004 feierten die Einwohner an der deutschpolnisch-tschechischen Grenze die EU-Erweiterung.
Eine Brücke über die Neiße gibt es zehn Jahre später
immer noch nicht. Aus den Köpfen aber sind viele
Grenzen verschwunden.
Text: Steffen Neumann • Fotos: Jan Škvára
A
Die blaue Europaflagge weht hier seit genau zehn Jahuf der einen Seite der Neiße liegt Deutschland,
auf der anderen liegen Tschechien und Polen, ih- ren, als Polen und Tschechien in die Europäische Union
rerseits durch den Grenzbach Lubota getrennt. aufgenommen wurden. An jenem 1. Mai 2004 war es nicht
Die Neiße ist an dieser Stelle keinen halben Me- zugig, es schien die Sonne, wie bestellt für einen großen
ter tief und etwa zehn Meter breit. Hier, wo der Hochwas- Tag. „Es war eine euphorische Stimmung“, erinnert sich
serdamm auf deutscher Seite zurücktritt und Platz macht die Deutsche Ute Wunderlich, „hier war alles voller Menfür eine große Wiese, weht ein kräftiger Wind von den schen.“ Direkt am Flussufer stand das Prominentenzelt,
böhmischen Bergen herunter. Er lässt die vier Flaggen an daneben waren Imbissbuden, Verkaufsstände mit Handden Ufern nach kurzer Zeit so zerzaust aussehen, dass sie werkskunst, und überall spielte Musik.
regelmäßig ausgetauscht werden müssen: eine tschechische, eine deutsche, eine polnische und eine europäische.
10