Välkommen in Nr. 1 | 2013 | Page 28

| KULTUR   Musizieren ist aber auch mit einem finanziel‐ len  Aufwand  verbunden.  Auch  die  grössten  Artisten  investieren  am  Anfang  mehr  als  sie  zurückbekommen. Zu den Erfolgreichen zäh‐ len dürfen sich die, bei denen Ertrag irgend‐ einmal grösser ist als Aufwand. Die schwedi‐ schen  Gemeinden  versuchen  aber  die  Startbedingungen anzupassen, damit alle Ta‐ lente,  auch  die  finanziell  benachteiligten,  eine  Chance  haben,  später  einmal  zu  eben  den  Erfolgreichen  zu  gehören.  In  vielen  Gemeinden  stehen  Proberäume  zur  Ver‐ fügung,  wo  junge  Bands  zu  billigen  Miet‐ preisen oder gar gratis proben können. Dies  hat  zur  Folge,  dass  die  Anzahl  Übungs‐ stunden  nicht  vom  Geld  abhängt,  sondern  vor allem eine Frage des Interesses ist. Diese  gemeinnützigen  Proberäume  sind  ausser‐ dem  ein  sozialer  Austauschplatz,  bei  dem  sich  Musikbegeisterte  unter  ihres‐gleichen  unterhalten,  Kontakte  knüpfen  und  sich  gegenseitig  Tipps  geben  können,  was  sie  in  ihrer  musikalischen  Entwicklung  weiter‐ bringen wird. Die Frage des Probens ist also  geklärt.  Doch  wie  sieht  es  eigentlich  mit  der  musikalischen  Grundausbildung  aus?  Auch  wenn  die  Schweden  talentiert  sind,  sind  autodidaktische  Musikerinnen  und  Musiker  auch  hier  nicht  alltäglich.  Der  Musik‐ unterricht  in  der  Schule  ist  vergleichbar  mit  dem  unseren.  Man  beginnt  schon  im  Vorschulalter  mit  Singen  und  Musizieren,  später  lernt  man  die  theoretischen  Grund‐ züge, wobei der Musikunterricht praktischer  ausgerichtet  ist  als  in  der  Schweiz,  wo  Musiktheorie und Musikgeschichte schwerer  gewichtet  werden.  Wem  die  zwei  Lektionen  pro  Woche  nicht  genug  sind,  hat  die  Mö‐ glichkeit,  eine  kommunale  Musikschule  zu  besuchen.  Hier  kommt  ein  massgebender  Faktor  herein.  Während  man  in  der  Stadt  Östersund  in  Nordschweden  114  Franken  für  ein  Schuljahr  eines  beliebigen  Instru‐ ments  bezahlt,  kostet  der  wöchentliche  Musikunterricht für ein Kind in Burgdorf im       28      Björn Dixgård, Sänger von ,,Mando Diao”    Emmental  740  Franken  für  18  Lektionen,  was  knapp  einem  Semester  entspricht.  Die  finanzielle  Hürde  ist  für  musikbegeisterte  Kinder also viel tiefer in Schweden.    Schliesslich  gibt  es  viele  erfolgreiche  Bands  und  Soloartisten,  die  als  Vorbilder  dienen  können  und  wieder  viele  Jugendliche  ani‐ mieren,  den  Schritt  selber  zu  wagen.  Das  sind  einige  Zutaten  des  Erfolgsrezepts  der  schwedischen Musiknation.     Auch wenn der Mensch ein Wesen ist, das für  Alles  Erklärungen  und  Begründungen  braucht  –  ist  die  schwedische  Musik  doch  immer noch am Schönsten, wenn man einzig  und allein die Chemie hört, die zwischen der  Stimme und dem Instrument existiert. 