| KULTUR
Musizieren ist aber auch mit einem finanziel‐
len Aufwand verbunden. Auch die grössten
Artisten investieren am Anfang mehr als sie
zurückbekommen. Zu den Erfolgreichen zäh‐
len dürfen sich die, bei denen Ertrag irgend‐
einmal grösser ist als Aufwand. Die schwedi‐
schen Gemeinden versuchen aber die
Startbedingungen anzupassen, damit alle Ta‐
lente, auch die finanziell benachteiligten,
eine Chance haben, später einmal zu eben
den Erfolgreichen zu gehören. In vielen
Gemeinden stehen Proberäume zur Ver‐
fügung, wo junge Bands zu billigen Miet‐
preisen oder gar gratis proben können. Dies
hat zur Folge, dass die Anzahl Übungs‐
stunden nicht vom Geld abhängt, sondern
vor allem eine Frage des Interesses ist. Diese
gemeinnützigen Proberäume sind ausser‐
dem ein sozialer Austauschplatz, bei dem
sich Musikbegeisterte unter ihres‐gleichen
unterhalten, Kontakte knüpfen und sich
gegenseitig Tipps geben können, was sie in
ihrer musikalischen Entwicklung weiter‐
bringen wird. Die Frage des Probens ist also
geklärt. Doch wie sieht es eigentlich mit der
musikalischen Grundausbildung aus? Auch
wenn die Schweden talentiert sind, sind
autodidaktische Musikerinnen und Musiker
auch hier nicht alltäglich. Der Musik‐
unterricht in der Schule ist vergleichbar mit
dem unseren. Man beginnt schon im
Vorschulalter mit Singen und Musizieren,
später lernt man die theoretischen Grund‐
züge, wobei der Musikunterricht praktischer
ausgerichtet ist als in der Schweiz, wo
Musiktheorie und Musikgeschichte schwerer
gewichtet werden. Wem die zwei Lektionen
pro Woche nicht genug sind, hat die Mö‐
glichkeit, eine kommunale Musikschule zu
besuchen. Hier kommt ein massgebender
Faktor herein. Während man in der Stadt
Östersund in Nordschweden 114 Franken
für ein Schuljahr eines beliebigen Instru‐
ments bezahlt, kostet der wöchentliche
Musikunterricht für ein Kind in Burgdorf im
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Björn Dixgård, Sänger von ,,Mando Diao”
Emmental 740 Franken für 18 Lektionen,
was knapp einem Semester entspricht. Die
finanzielle Hürde ist für musikbegeisterte
Kinder also viel tiefer in Schweden.
Schliesslich gibt es viele erfolgreiche Bands
und Soloartisten, die als Vorbilder dienen
können und wieder viele Jugendliche ani‐
mieren, den Schritt selber zu wagen. Das
sind einige Zutaten des Erfolgsrezepts der
schwedischen Musiknation.
Auch wenn der Mensch ein Wesen ist, das für
Alles Erklärungen und Begründungen
braucht – ist die schwedische Musik doch
immer noch am Schönsten, wenn man einzig
und allein die Chemie hört, die zwischen der
Stimme und dem Instrument existiert.