Unser Magazin 2020 KW 07/20 | Page 6

6 11. FEBRUAR 2020 • WERBUNG „Keinen zu beleidigen, war mir immer heilig!“ Konsulent Walter Egger hat das kulturelle und gesellschaftliche Leben jahrelang besonders bereichert. Ob von den humorvollen Mund- artgedichten „Eggerisch gredt“, vom „Derblecka“ oder von den Radiosendungen „Gsunga und gspielt“ bzw. „Musikantn spielt‘s auf!“ sowie von den Live-Früh- schoppen, der Urheber all dieser Werke ist vielen Oberösterrei- chern – auch generationenüber- greifend – ein Begriff . Walter Egger gab im Gespräch Einblicke in eine schillernde Vergangen- heit und erklärt, welche Prioritä- ten er sich in Zukunft setzt. anstaltung kam so gut an, dass in den letzten 25 Jahren das Keller- bräu immer für alle drei Vorstel- lungen ausverkauft war und ich mich über zahlreiche Ehrengäste freuen durfte. Da sich mein Pro- gramm jedes Mal auch den gro- ßen Parteien widmete, war das Dabeisein für die Parteiobers- ten und zahlreiche Parteifreunde quasi schon fast ein Muss. Herr Egger, wie sind Sie über- haupt zum Dichten gekommen? Eberschwang war, was den Fasching betriff t, schon immer am Stockerl. Auch ist es seit 1837 üblich, dass ein Großteil der jungen Eberschwan- ger sich einer der beiden Burschen- schaften anschließt. Im Fasching werden von den Burschen dann in Form von Reimen Missgeschicke und Lustiges aus dem Gemeinde- geschehen beim „Aussingen“ zum Besten gegeben. Dabei entdeckte ich schon in jungen Jahren, dass mir das scheinbar liegt. Hier wurde so- zusagen der Grundstein für meine vorwiegend heitere Reimerei gelegt. Walter Egger mit Redakteurin Susanne Gadermeir. Wie wurde die Idee zum wöchent- lichen „Eggerisch gredt“ geboren? Das ist richtig. Insgesamt durfte ich rund 2.000 Volksmusiksen- dungen –“Gsunga und gspielt“ und „Musikantn spielt‘s auf!“ – ge- stalten. Dazu fuhr ich jede Woche mindestens einmal ins Landesstu- dio, von wo fast alle Sendungen live übertragen wurden. Die Ton- meister waren dabei meine rechte Hand, besonders bei den über dreihundert Live-Frühschoppen, die sogar österreichweit über- tragen wurden. Das führte dazu, dass schließlich irgendwann die meisten Wochenenden mit Spre- chertätigkeiten ausgefüllt waren. Von Volksmusik abenden über Konzerte, Adventveranstaltun- gen und Mundartlesungen bis hin zu zahlreichen Benefi zver- anstaltungen und Faschingssit- zungen durfte ich mitwirken. Mir wurde damals angeboten, regelmäßig für die Zeitung zu schreiben, um mit meinen Dich- tereien ein breites Publikum zu unterhalten. Dabei war ich an- fangs unsicher, ob ich dafür ge- nügend Stoff haben würde. Doch rund 1.800 „Eggerisch gredt“ und sieben Mundartbücher später kann ich nur sagen, dass diese Befürchtungen absolut unnötig und unbegründet waren. Wie sind Sie an genügend Stoff für 1.800 Ausgaben gekommen? Die Leute haben sich an mich ge- wandt. Schon in kürzester Zeit habe ich zwei bis drei Geschich- ten pro Woche erhalten. Dabei hatte ich immer meinen persön- lichen Ehrenkodex. In jedem „Eg- gerisch gredt“ wird die Person, der ein Missgeschick passiert ist, mit vollem Namen genannt. Um keinem zu nahe zu treten, hatte ich mir selbst meine Grenzen ge- steckt, was auch noch lustig für den „in die Mangel genommenen“ ist. Niemanden zu beleidigen, war mir dabei von Anfang an heilig! Gleichzeitig waren Sie auch 35 Jahre freier Mitarbeiter im ORF-Landesstudio OÖ? Besonders ans Herz gewachsen ist mir dabei meine Adventsveranstaltung „Es naht ein Licht“, bei dem das Programm vorwiegend von re- gionalen Schülerchören und In- strumentalgruppen zugunsten von „Licht ins Dunkel“ gestaltet wurde. In acht Jahren konnten wir dabei über € 60.000 an Spenden- geldern erwirtschaften. Wie konnten Sie so viele zusätzli- che Aktivitäten mit Ihrer Stellung als Schuldirektor vereinbaren? Mein Tag begann um fünf Uhr morgens und endete oft erst spät. So ist das eben, wenn einem et- was lustig ist, dann bringt man auch was zusammen! Außerdem hatte ich das Glück, dass ich von vielen Seiten unterstützt wurde. Nach über 40 Jahren in der Öf- fentlichkeit ziehen Sie sich nun teilweise zurück. Haben Sie schon Pläne für den wohlverdien- ten Ruhestand? Man muss aufhören, wenn‘s am schönsten ist, wie es bekanntlich heißt. Doch mit meinen bald 72 Jahren hab ich be- schlossen, nun leiser zu treten, so wird es heuer kein „Derblecka“ und in Zukunft kein „Eggerisch gredt“ mehr geben. Denn wie ich in letz- ter Zeit feststellen musste, wird man mit den Jahren auch nicht mehr gesünder. Das hat aber auch seine Vorteile, denn so habe ich nach den vielen geschäftigen Jah- ren mehr Zeit für meine Familie. Ich bin stolz auf meine drei Kinder und freue mich, meine fünf Enkerl aufwachsen zu sehen. Ich blicke auf ein erfülltes Leben zurück und bin dem lieben Gott dankbar, dass er mich das alles machen und er- leben hat lassen! Vielen Dank für das Gespräch! SUSANNE GADERMEIR Ein weiteres Ihrer Erfolgsformate war das „Derblecka“. Wie kam es dazu? „Derblecka“ stammt aus dem Baye rischen und heißt so viel wie „etwas oder jemanden auf die Schaufel nehmen“ – aber mit Niveau! In der Fastenzeit präsen- tierte ich damit ein Sammelsu- rium aus Geschichten, welche die Politik, Wirtschaft und die Gesellschaft betreff en. Die Ver- „Bleibt mir nur mehr danke zu sagen. Danke an alle meine ‚Eggerisch gredt-Opfer‘ und natürlich an alle Informanten. Ich hoff e, es ist mir niemand böse und es gibt auch weiter- hin viele nette Missgeschicke und Streiche.“ Euer Walter Egger