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11. FEBRUAR 2020 • WERBUNG
„Keinen zu beleidigen, war mir immer heilig!“
Konsulent Walter Egger hat das kulturelle und gesellschaftliche Leben jahrelang besonders bereichert.
Ob von den humorvollen Mund-
artgedichten „Eggerisch gredt“,
vom „Derblecka“ oder von den
Radiosendungen „Gsunga und
gspielt“ bzw. „Musikantn spielt‘s
auf!“ sowie von den Live-Früh-
schoppen, der Urheber all dieser
Werke ist vielen Oberösterrei-
chern – auch generationenüber-
greifend – ein Begriff . Walter
Egger gab im Gespräch Einblicke
in eine schillernde Vergangen-
heit und erklärt, welche Prioritä-
ten er sich in Zukunft setzt.
anstaltung kam so gut an, dass in
den letzten 25 Jahren das Keller-
bräu immer für alle drei Vorstel-
lungen ausverkauft war und ich
mich über zahlreiche Ehrengäste
freuen durfte. Da sich mein Pro-
gramm jedes Mal auch den gro-
ßen Parteien widmete, war das
Dabeisein für die Parteiobers-
ten und zahlreiche Parteifreunde
quasi schon fast ein Muss.
Herr Egger, wie sind Sie über-
haupt zum Dichten gekommen?
Eberschwang war, was den Fasching
betriff t, schon immer am Stockerl.
Auch ist es seit 1837 üblich, dass ein
Großteil der jungen Eberschwan-
ger sich einer der beiden Burschen-
schaften anschließt. Im Fasching
werden von den Burschen dann in
Form von Reimen Missgeschicke
und Lustiges aus dem Gemeinde-
geschehen beim „Aussingen“ zum
Besten gegeben. Dabei entdeckte
ich schon in jungen Jahren, dass mir
das scheinbar liegt. Hier wurde so-
zusagen der Grundstein für meine
vorwiegend heitere Reimerei gelegt. Walter Egger mit Redakteurin Susanne Gadermeir.
Wie wurde die Idee zum wöchent-
lichen „Eggerisch gredt“ geboren? Das ist richtig. Insgesamt durfte
ich rund 2.000 Volksmusiksen-
dungen –“Gsunga und gspielt“
und „Musikantn spielt‘s auf!“ – ge-
stalten. Dazu fuhr ich jede Woche
mindestens einmal ins Landesstu-
dio, von wo fast alle Sendungen
live übertragen wurden. Die Ton-
meister waren dabei meine rechte
Hand, besonders bei den über
dreihundert Live-Frühschoppen,
die sogar österreichweit über-
tragen wurden. Das führte dazu,
dass schließlich irgendwann die
meisten Wochenenden mit Spre-
chertätigkeiten ausgefüllt waren.
Von Volksmusik abenden über
Konzerte, Adventveranstaltun-
gen und Mundartlesungen bis
hin zu zahlreichen Benefi zver-
anstaltungen und Faschingssit-
zungen durfte ich mitwirken.
Mir wurde damals angeboten,
regelmäßig für die Zeitung zu
schreiben, um mit meinen Dich-
tereien ein breites Publikum zu
unterhalten. Dabei war ich an-
fangs unsicher, ob ich dafür ge-
nügend Stoff haben würde. Doch
rund 1.800 „Eggerisch gredt“ und
sieben Mundartbücher später
kann ich nur sagen, dass diese
Befürchtungen absolut unnötig
und unbegründet waren.
Wie sind Sie an genügend Stoff
für 1.800 Ausgaben gekommen?
Die Leute haben sich an mich ge-
wandt. Schon in kürzester Zeit
habe ich zwei bis drei Geschich-
ten pro Woche erhalten. Dabei
hatte ich immer meinen persön-
lichen Ehrenkodex. In jedem „Eg-
gerisch gredt“ wird die Person,
der ein Missgeschick passiert ist,
mit vollem Namen genannt. Um
keinem zu nahe zu treten, hatte
ich mir selbst meine Grenzen ge-
steckt, was auch noch lustig für
den „in die Mangel genommenen“
ist. Niemanden zu beleidigen, war
mir dabei von Anfang an heilig!
Gleichzeitig waren Sie auch
35 Jahre freier Mitarbeiter im
ORF-Landesstudio OÖ?
Besonders ans
Herz gewachsen
ist mir dabei meine
Adventsveranstaltung
„Es naht ein Licht“, bei dem das
Programm vorwiegend von re-
gionalen Schülerchören und In-
strumentalgruppen zugunsten
von „Licht ins Dunkel“ gestaltet
wurde. In acht Jahren konnten wir
dabei über € 60.000 an Spenden-
geldern erwirtschaften.
Wie konnten Sie so viele zusätzli-
che Aktivitäten mit Ihrer Stellung
als Schuldirektor vereinbaren?
Mein Tag begann um fünf Uhr
morgens und endete oft erst spät.
So ist das eben, wenn einem et-
was lustig ist, dann bringt man
auch was zusammen! Außerdem
hatte ich das Glück, dass ich von
vielen Seiten unterstützt wurde.
Nach über 40 Jahren in der Öf-
fentlichkeit ziehen Sie sich
nun teilweise zurück.
Haben Sie schon Pläne
für den wohlverdien-
ten Ruhestand?
Man muss aufhören,
wenn‘s am schönsten
ist, wie es bekanntlich
heißt. Doch mit meinen
bald 72 Jahren hab ich be-
schlossen, nun leiser zu treten, so
wird es heuer kein „Derblecka“ und
in Zukunft kein „Eggerisch gredt“
mehr geben. Denn wie ich in letz-
ter Zeit feststellen musste, wird
man mit den Jahren auch nicht
mehr gesünder. Das hat aber auch
seine Vorteile, denn so habe ich
nach den vielen geschäftigen Jah-
ren mehr Zeit für meine Familie.
Ich bin stolz auf meine drei Kinder
und freue mich, meine fünf Enkerl
aufwachsen zu sehen. Ich blicke
auf ein erfülltes Leben zurück und
bin dem lieben Gott dankbar, dass
er mich das alles machen und er-
leben hat lassen!
Vielen Dank für das Gespräch!
SUSANNE GADERMEIR
Ein weiteres Ihrer Erfolgsformate
war das „Derblecka“. Wie kam es
dazu?
„Derblecka“ stammt aus dem
Baye rischen und heißt so viel
wie „etwas oder jemanden auf
die Schaufel nehmen“ – aber mit
Niveau! In der Fastenzeit präsen-
tierte ich damit ein Sammelsu-
rium aus Geschichten, welche
die Politik, Wirtschaft und die
Gesellschaft betreff en. Die Ver-
„Bleibt mir nur mehr danke
zu sagen. Danke an alle meine
‚Eggerisch gredt-Opfer‘ und
natürlich an alle Informanten.
Ich hoff e, es ist mir niemand
böse und es gibt auch weiter-
hin viele nette Missgeschicke
und Streiche.“
Euer Walter Egger