erkennt eine Software Bewegungsmuster und programmiert sich
selbst. Ändert sich das Verhalten der Bewohner, passt sich die
Steuerung an. Zusätzlich greift das System auf Wetterdaten zu –
und fährt beispielsweise die Heizung herunter, wenn starker Sonnenschein angekündigt ist.
„Der Nutzer muss nichts programmieren oder installieren“, sagt
Berger: „Er schraubt das alte Thermostat ab und unseres daran.“
Der größte Vorteil von Vilisto sei seine Einfachheit. Daher rührt
auch der Unternehmensname: eine Kombination von „vivir“ und
„listo“, spanisch für: „leben“ und „clever“.
Auf die Idee kam Berger zum Abschluss seines Masterstudiums
in Energietechnik während seiner Projektarbeit. Darin beschäftigte er sich mit einer Software, die Temperaturen vorhersagen
kann. Dass daraus ein Unternehmen werden könnte, kam ihm
erst in den Sinn, als er einen Aushang des Startup Docks sah der
Gründerberatung der TU. „Ohne das Startup Dock gäbe es Vilisto
nicht“, sagt Berger. Dort erhielt er Tipps für Marktanalysen, Fördermöglichkeiten – und für den Aufbau eines Teams.
Der Programmierer Lasse Stehnken, den Berger aus gemeinsamen Studienzeiten schon länger kannte, gab sogar eine feste Anstellung in München auf, um bei Vilisto einzusteigen. Der Mann
fürs Kaufmännische war anfangs Malte Marwede, den Berger
über ein anderes Startup an der TU kennengelernt hatte. Der
Wirtschaftsingenieur stieg vor wenigen Wochen jedoch wieder
aus – seinen Posten übernahm Christian Brase, der zuvor den
Vertrieb des Lieferdienstes Foodora aufgebaut hatte.
Christian Brase
Wenn die Serienproduktion angelaufen ist, sollen die Thermostate pro Stück etwa 120 Euro kosten. Eine Anschaffung, die sich
innerhalb von zwei Jahren durch eingesparte Energie amortisiere,
sagen die Gründer. Dass ihre Rechnung realistisch ist, wollen sie
mit einem Test beweisen, für den Vilisto kommenden Winter 32
Wohnungen in Hamburg-Harburg mit Thermostaten ausrüstet.
Wie diese genau aussehen werden, steht übrigens noch nicht
endgültig fest. Das Thermostat in Tropfenform wird es wahrscheinlich aber nicht werden. „Das Modell hatten wir auf einer
Messe vorgestellt“, so Berger. „Die meisten Kunden sagten aber:
„Wir mögen es lieber rund.“
Das System von Vilisto hingegen regelt die Temperatur automatisch. Sensoren im Inneren der Thermostate registrieren, in welchen Räumen sich gerade jemand aufhält. Anhand dieser Daten
Foto: e
auf- oder abdrehen. Die seien aber unflexibel, sagt Berger: „Ändert der Hausbesitzer seine Gewohnheiten, muss er neu programmieren.“ Andere Hersteller bieten Apps an, die der
Haustechnik signalisieren, wann der Besitzer sich dem Haus nähert, damit diese rechtzeitig die Temperaturen anpasst. Aber
dabei werden GPS-Signale verwendet. Das sei „datenschutzrechtlich riskant, zudem steuern diese Systeme meist die Temperatur für die ganze Wohnung, dann werden auch nichtbenutzte
Zimmer mit beheizt“, sagt Berger.
Seit Anfang November läuft eine Crowdfunding-Kampagne. Über die Plattform „Kicksuft arter“ möchten die
Gründer 120 000 Euro einwerben. Damit wollen sie die
Spritzformen bezahlen, mit denen sie ihre Thermostate
in Serie anfertigen könnten. Das Startkapital in Höhe
von 250 000 Euro hat Vilisto aus dem Förderprogramm
„Exist“ sowie von einem privaten Investor erhalten.