The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Winter 2017 | Page 30
Migration von Netflix
in die Cloud
Yury Izrailevsky
Vice President, Cloud and Platform Engineering bei Netflix
Nach einem siebenjährigen Migra-
tionsprozess hat Netflix seine Migra-
tion in die Cloud abgeschlossen und
sein letztes Rechenzentrum herunter-
gefahren.
Der Weg zur Cloud begann bei Netflix im August
2008. Eine wichtige Datenbank war beschädigt und
wir konnten unseren Abonnenten drei Tage lang
keine DVDs senden. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns
klar, dass wir von vertikal skalierten Single Points of
Failure wie den relationalen Datenbanken in unserem
Rechenzentrum auf hoch zuverlässige, horizontal
skalierbare verteilte Systeme in der Cloud umsteigen
mussten. Wir haben uns für Amazon Web Services
(AWS) als Cloud-Anbieter entschieden, da Amazon
uns die höchste Skalierbarkeit und die umfangreichs-
ten Services und Funktionen angeboten hat. Der
Großteil unserer Systeme einschließlich aller kun-
denorientierten Services wurden bereits vor 2015 in
die Cloud migriert. Seitdem hatten wir viel Zeit inves-
tiert, um einen sicheren und dauerhaften Weg zur
Cloud für unsere Abrechnungsinfrastruktur sowie
das Management unserer Kunden- und Mitarbeiter-
daten zu finden. Wir freuen uns, mitteilen zu können,
dass wir Anfang Januar 2016 nach sieben Jahren sorg-
fältiger Arbeit unsere Migration in die Cloud endlich
abgeschlossen und die letzten Komponenten des
Rechenzentrums heruntergefahren haben, die von
unserem Streaming-Service verwendet wurden!
Die Migration in die Cloud hat Netflix eine Reihe von
Vorteilen gebracht. Wir haben acht Mal so viele Stre-
aming-Abonnenten wie im Jahr 2008 und diese Abon-
nenten sind viel aktiver. Die gesamte Streaming-Akti-
vität ist in acht Jahren um drei Größenordnungen
gestiegen.
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Das Produkt Netflix selbst hat sich schnell weiterent-
wickelt; viele neue ressourcenintensive Funktionen
wurden integriert und die Datenvolumen steigen
immer weiter an. Die Unterstützung dieses schnellen
Wachstums über unsere eigenen Rechenzentren
wäre extrem schwierig gewesen; wir hätten einfach
nicht schnell genug neue Server hinzufügen können.
Dank der Elastizität der Cloud können wir Tausende
virtueller Server und Petabyte an Speicher in Minu-
ten hinzufügen. Nur so ist eine solche Expansion
überhaupt möglich. Am 6. Januar 2016 hat Netflix sein
Serviceangebot in mehr als 130 neuen Ländern
bereitgestellt und ist damit zu einem wahrhaft welt-
weiten Internet-TV-Netzwerk geworden. Die Nut-
zung mehrerer, über die ganze Welt verteilter AWS
Cloud-Regionen ermöglicht es uns, dynamisch zu
agieren und unsere globale Infrastrukturkapazität zu
erweitern. So können wir den Netflix Abonnenten
unabhängig von ihrem Standort ein besseres, ange-
nehmeres Streaming-Erlebnis bieten.
Wir nutzen die Cloud für alle unsere skalierbaren
Computer- und Speicheranforderungen – Geschäfts-
logik, verteilte Datenbanken und Big Data-Verarbei-
tung/-Analyse, Empfehlungen, Transcodierung und
Hunderte andere Funktionen, aus denen die Anwen-
dung Netflix besteht.
Die Videos werden über Netflix Open Connect bereit-
gestellt, unser Netzwerk für die Inhaltsbereitstel-
lung, das über die ganze Welt verteilt ist, um unsere
Daten effizient für die Geräte unserer Mitglieder
bereitzustellen.
Dank der Cloud konnten wir auch unsere Servicever-
fügbarkeit wesentlich steigern. Wir hatten eine ganze
Reihe von Ausfällen in unseren Rechenzentren. Zwar
gab es auch in der Cloud einige unvermeidliche Prob-
leme, besonders am Anfang unserer Cloud-Migra-
tion. Unsere Gesamtverfügbarkeit ist jedoch bestän-