The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Winter 2016 | Page 17

In den Siebzigern entwickelte ein Psychologe namens Noel Burch ein Lernmodell. Dieses beschrieb die Phasen, die ein Mensch beim Erlernen neuer Fähig­ keiten durchläuft. Das Modell ist bekannt als die vier Stufen der Kompetenzentwicklung. entsprechenden Modellen. Die Grundlage sind viel- mehr meine Beobachtungen während des Lernpro- zesses einer Organisation. Anwendung des Modells auf die Cloud Stufe 1: Nichtanerkennung der Clo ud Wikipedia liefert einen guten Überblick über das Modell: 1. Unbewusste Inkompetenz Jemand kann etwas nicht bzw. weiß nicht, wie etwas geht. Dieses Defizit wird von dieser Person nicht unbedingt erkannt. Möglicherweise wird auch geleugnet, dass die Fähigkeit nützlich ist. Die Person muss ihre eigene Inkompetenz und den Nutzen der neuen Fähigkeit erkennen, bevor der Übergang zur nächsten Stufe möglich ist. Die Verweildauer in die- ser Stufe hängt davon ab, wie stark der Anreiz zum Lernen ist. 2. Bewusste Inkompetenz Auch wenn die Person etwas nicht kann bzw. nicht weiß, wie etwas geht, erkennt sie das Defizit und weiß, dass dieses Defizit durch eine neue Fähigkeit beseitigt werden kann. In dieser Stufe können Fehler zum Lernprozess gehören. 3. Bewusste Kompetenz Die Person kann etwas bzw. weiß, wie etwas geht. Die Ausübung der Fähigkeit oder Demonstration des Wissens erfordert jedoch Konzentration. Das Vorge- hen kann dazu in Schritte zerlegt werden und es ist starke Konzentration nötig, um die neue Fähigkeit anzuwenden. 4. Unbewusste Kompetenz Die Person hat so viel praktische Erfahrung mit einer Fähigkeit, dass sie ihr in Fleisch und Blut übergangen ist und sich mühelos anwenden lässt. Dadurch kann die Fähigkeit sogar ausgeübt werden, während etwas anderes durchgeführt wird. Die Person kann sie anderen vermitteln. Dies hängt jedoch davon ab, wie und wann die Fähigkeit erlernt wurde. Dieses Modell weist viele Parallelen damit auf, wie große Unternehmen meiner Beobachtung nach Anpassungen vornehmen, um Cloud Computing zu nutzen. Die folgenden Stufen der Cloud-Einführung basieren auf keiner wissenschaftlichen Analyse oder In der Stufe der unbewussten Inkompetenz führen mangelnde Kenntnisse der zugrunde liegenden Tech- nologie, der Vorteile für das Unternehmen und des potenziellen Mehrwerts dazu, dass die Nützlichkeit von Cloud Computing nicht anerkannt wird. Manche nennen es Widerstand gegenüber Veränderungen, doch es handelt sich eigentlich um ein mangelndes Verständnis des zentralen Nutzenpotenzials. In die- ser Stufe bestreiten Unternehmen die Vorteile der Cloud und weisen auf die Sicherheit, Compliance und Ausfälle hin, um zu rechtfertigen, dass die IT mit der bisherigen Rechenzentrumsmentalität fortfährt. Stufe 2: Do-it-yourself-Cloud In der Phase der bewussten Inkompetenz erkennen viele den konkreten Nutzen der Cloud oder müssen Vorgaben der Unternehmensführung einhalten, die Cloud einzuführen. Diese Organisationen vertrauen Anbieter von Cloud-Lösungen – insbesondere Anbie- tern von Public Clouds – jedoch nicht zwangsläufig. Daher wenden sie das bisherige Denkmuster nach Art des Rechenzentrums auf die Cloud-Architekturen an, die sie erstellen. Außerdem möchten sie weiterhin die Kontrolle behalten, da die Cloud ihrer Meinung nach nur sicher ist, wenn sie sie selbst einrichten. Unter Aufbietung aller Kräfte und mit großem finanziellem Aufwand wird im Laufe der nächsten ein, zwei Jahre daran gearbeitet, doch nur selten hat dies die Ergeb- nisse zur Folge, die sich das Unternehmen erhofft hat. Diese Organisationen verwandeln ihre Unternehmen in infrastruktur- statt softwarebasierte Un­ ter­ nehmen. Stufe 3: Cloud-Transformation In der Phase der bewussten Kompetenz haben Unter- nehmen ein oder zwei Jahre praktische Erfahrung mit der Cloud und verfügen über solides IaaS-Wissen. An diesem Punkt erkennen die meisten Unterneh- men, dass das Do-it-yourself-Modell komplex und zeitaufwendig ist. Die Personen, die Veränderungen vorantreiben, ver- stehen nun die zugrunde liegenden Technologien, die WINTER 2016 | THE DOPPLER | 15