The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Frühjahr 2016 | Page 57

eine eigene PaaS aufbauen sollte, wenn man bei ihnen doch eine direkt nutzbare Out-of-the-box- Lösung bekommen kann. Das Argument klingt überzeu- gend – doch was ist, wenn ein Unternehmen die Pflastersteine gar nicht in gerader Linie verle- gen will? Was ist, wenn ein wirk- lich komplexes System aufgebaut werden soll, mit spezifischen Anforderungen, die sich mit den Standardlösungen der PaaS-An- bieter überhaupt nicht erfüllen lassen? In Großunternehmen ist das sehr häufig der Fall, weswe- gen sie auch erpicht darauf sind, mit Docker eigene Containers- as-a-Service-Lösungen zu erstel- len. Zurzeit experimentieren viele Unternehmen mit Docker-Cont- ainern, um sich eine eigene PaaS aufzubauen. Docker arbeitet mit Hochdruck an der Beseitigung von Defiziten in Bereichen wie Sicherheit, Orchestrierung oder Abstrahierung der Netzwerk- und Speicherschicht. So wird das Do-it-yourself-Konzept für PaaS mit jeder neuen Version von Docker überzeugender. Ein weiterer Faktor bei der Ent- scheidungsfindung ist, dass viele Unternehmen erklärtermaßen ganz auf Public Cloud setzen. Fir- men wie Capital One und General Electric setzen strategisch voll auf Public Cloud und werden in den kommenden Jahren ihre Rechenzentrumsflächen stark reduzieren. Viele dieser Unter- nehmen werden wahrscheinlich eher die von ihrem IaaS-Anbieter entwickelten PaaS-Angebote in Betracht ziehen statt den Weg zur privaten Platform-as-a- Service einzuschlagen. Die bit- tere Realität wird wohl so sein, dass Dienstleister, die aus- schließlich private PaaS-Lösun- gen und Public Clouds anbieten, sehr viele PaaS-Kunden verlieren werden. Doch aufgepasst auf Docker. Die Chancen stehen gut, dass Docker in naher Zukunft, wenn ihr Portfolio wächst und reift, eine großer Zahl von PaaS- Workloads für sich gewinnen kann. vate PaaS zu den Gewinnern gehören. Die drei großen Pub- lic-Cloud-Anbieter werden eben- falls dabei sein, auch wenn AWS momentan weitaus mehr PaaS- Workloads akquiriert als Micro- soft und Google. Was treibt die PaaS-Nach- frage in die Höhe? Docker wird in den nächsten Jah- ren in diesem Bereich explosiv wachsen. Meiner Prognose nach werden wir im Bereich der reinen PaaS-Anbieter eine stärkere Kon- solidierung und zunehmendes Umschwenken erleben. Schon im letzten Jahr schwenkte Cloud- Bees vom reinen PaaS-Anbieter zu einem Jenkins-as-a-Service- Portfolio um. Stackato wurde von HP übernommen. Pivotal, Docker, Microsoft, IBM und andere verlei- ben sich kleinere Anbieter ein, um ihre Portfolios zu verstärken. 2016 und danach werden wir immer mehr an solchen Aktivitä- ten erleben. Wenn Unternehmen als Neuein- steiger zur Cloud kommen, sind ihre Motive in der Regel infra- strukturbezogen. Lässt man SaaS einmal beiseite, starten die meis- ten Unternehmen mit der Aus- wahl eines IaaS-Anbieters, ob Public oder Private, und verbrin- gen dann gut zwei oder drei Jahre in einem Lern- und Reifeprozess, während sie ihre ersten Iteratio- nen von Cloud-Lösungen imple- mentieren. Schließlich haben sie ausreichend Erfahrung mit IaaS gewonnen und halten dann Aus- schau nach Möglichkeiten, noch agiler zu werden. Ab diesem Punkt beginnen sie, PaaS als einen Weg zu maximaler Agilität ernst zu nehmen. Inzwischen ist die Situation so, dass viele Unter- nehmen die frühen Jahre hinter sich gelassen haben und cloud-kompetent geworden sind. Diese Unternehmen haben den Nutzen von PaaS begriffen und beschäftigen sich im Bestreben, Innovationen voranzutreiben und Markteinführungszeiten zu ver- kürzen, intensiver damit als in den Jahren zuvor. Genau das ist der Grund, warum es Anbietern wie Pivotal zurzeit so gut geht. Die Nachfrage ist jetzt da – und die Kurve wird nur nach oben gehen. Wer wird der Gewinner sein? Das ist die Eine-Million-Dol- lar-Frage. In den nächsten zwei bis drei Jahren gibt es viel zu gewinnen – für viele Unterneh- men. Pivotal wird im Bereich pri- Zusammenfassung Die Akzeptanz von PaaS nimmt 2016 weiter zu. Das Angebot ist groß und die Nachfrage stark genug, dass dieses Jahr die Kas- sen bei mehreren Anbietern klin- geln werden. Angesichts des Auf- schwungs in der Public-Cloud- Nutzung und des Aufkommens von Containern wird es spannend sein, mitzuerleben, wer in drei bis fünf Jahren die Gewinner sein werden. Abzusehen ist eine stär- kere Konsolidierung und zuneh- mendes Umschwenken der PaaS-Anbieter. Für kleinere Mit- spieler wird es schwer werden, mit den finanziellen Möglichkei- ten von Pivotal, Docker und den drei großen IaaS-Anbietern mit- zuhalten. Das Umschwenken vie- ler IaaS-Anbieter haben wir schon erlebt. Dieselbe Entwicklung werden wir dieses Jahr wohl bei den PaaS-Anbietern sehen. Es wird interessant sein, dies zu verfolgen. FRÜHJAHR 2016 | THE DOPPLER | 55