Gibt es Fälle in Ihrer Praxis, die Sie
besonders berühren?
Oh ja. Vor ungefähr einem halben Jahr
erst der Fall eines Friesen, ein wunderschönes Tier. Er hat Arthrose, und zwei
Tierärzte rieten unabhängig voneinander dazu, das Pferd einzuschläfern.
Ich hatte erst Bedenken, aber dann
erklärte ich mich bereit, mir das Pferd
anzuschauen. Es lief wirklich extrem
schlecht, hatte große Schmerzen.
Und was ist passiert?
Vor ein paar Tagen erhielt ich eine
E-Mail von seinen Besitzern, die mich
eingeladen haben, das Pferd zu besuchen. Ich hatte es mit Blutegel- und
Phytotherapie behandelt. Seitdem
läuft der Friese wieder sehr gut und ist
schmerzfrei. Mittlerweile hat ihn auch
der Tierarzt in Augenschein genommen. Er soll sehr überrascht gewesen
sein.
Gibt es etwas, das Sie angehenden
Tierheilpraktikern mit auf den Weg
geben möchten?
Das ist eine gute Frage. TierheilpraktikerIn ist ein toller Beruf. Mich im Bereich
der Naturheilkunde sowohl Tieren als
auch Menschen widmen zu können, ist
für mich ein echter Traumberuf.
Man darf die Ausbildung nicht auf die
leichte Schulter nehmen und sollte auch
niemals unterschätzen, was die ATM
von einem verlangt. Tiere sind keine
„Hobbys“ oder „Spielzeuge“, an denen
man nach Lust und Laune „herumtherapieren“ kann.
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Als TierheilpraktikerIn trägt man eine
große Verantwortung, ganz gleich, ob
man „nur“ das eigene Tier behandelt
oder sich eine Praxis aufbaut. Dieser
Verantwortung sollte man sich stets
bewusst sein – auch im Hinblick auf die
Grenzen der Naturheilkunde.
Gute Tierheilpraktiker werden gebraucht,
genau wie gute Tierphysiotherapeuten,
Trainer, Tierärzte und andere. Nicht
zuletzt bedürfen unsere Tiere all dieser
Professionen, weshalb ich mir wünsche,
dass die einzelnen Fachleute künftig
noch stärker miteinander kooperieren.
Vor allem ergänzen sich Tiermedizin
und Tiernaturheilkunde ideal und
müssen und sollten einander nicht als
Konkurrenten betrachten.
Sicher ist der Weg in den Beruf nicht
leicht, aber das ist er in keinem Bereich.
Jedes Unternehmen braucht Zeit, um
sich zu entwickeln und zu etablieren.
Da heißt es durchhalten und die Leidenschaft bewahren – dann wird der Job
auch zur Berufung.
Vielen Dank für das Gespräch!