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STAAT & POLITIK
THEMA
LEBENDIGE ERINNERUNGSKULTUR
Die Auseinandersetzung mit Krieg und Ge-
lin etwa erinnert das Denkmal für die ermor-
waltherrschaft, mit ideologisch motivierten
deten Juden Europas an die bis zu sechs Millio-
Verbrechen und politischem Unrecht im
nen jüdischen Opfer des Holocausts.
20. Jahrhundert und das Gedenken an die Opfer der Verfolgung spielen in der Erinnerungs-
Gedenken an Krieg, Widerstand
kultur der Bundesrepublik Deutschland eine
und Diktatur
wichtige Rolle. Der Erhalt der Berichte von
Zeitzeugen gehört dabei zum Kern einer Erin-
Das Gedenken in den Jahren 2014 und 2015, in
nerungskultur, die darauf ausgerichtet ist, die
denen sich der Beginn des Ersten Weltkriegs
Verbrechen des Nationalsozialismus auch im
zum 100. Mal und der Fall der Mauer zum 25.
Bewusstsein kommender Generationen zu
Mal jährte, war vor allem von Dankbarkeit ge-
halten.
prägt. Die Dankbarkeit galt den Alliierten der
Anti-Hitler-Koalition für die Befreiung 1945,
Zu der lebendigen Erinnerungskultur gehö-
aber auch für die Chance zum Wiederaufbau
ren auch die zahlreichen Gedenk- und Erinne-
und zur Wiedervereinigung 1990. Die Dank-
rungsstätten für die unterschiedlichen Opfer-
barkeit galt ebenso jenen, die als überlebende
gruppen in ganz Deutschland. Mitten in Ber-
Opfer des Holocausts Zeugnis ablegten über
die Verbrechen – und dem demokratischen
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg die
INFO
Hand reichten. Die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zwischen Israel und Deutsch-
Stolpersteine In vielen deutschen und
anderen europäischen Städten erinnern
in den Boden eigelassene sogenannte
Stolpersteine daran, dass an dieser Stelle jüdische Bürgerinnen und Bürger gewohnt oder gearbeitet haben, die unter
den Nationalsozialisten verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.
Die etwa 10 mal 10 Zentimeter großen
würfelförmigen Betonblöcke sind an
ihrer Oberseite mit Messing beschlagen
und mit einer Inschrift mit Namen und
Lebensdaten zum Gedenken an das
Opfer versehen.
→ stolpersteine.eu
land, deren 50. Jahrestag 2015 gefeiert wurde,
war ein besonderes Zeichen für diese Versöhnungsbereitschaft.
Auch soll die Erinnerung an die kommunistische Diktatur während der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ, 1945–1949) und der DDR
(1949–1990) für jene Generationen lebendig
gehalten werden, die die Teilung Deutschlands und das DDR-System nicht erlebt haben.
Wichtig bleibt dafür die Rolle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der DDR, bei dem weiterhin Akten