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STAAT & POLITIK
THEMA
VIELFÄLTIGE TEILHABE
Den politischen Parteien wird eine zentrale
berechtigten entspricht das einem Anteil von
und privilegierte Stellung im politischen Sys-
1,7 Prozent. Auch die Wahlbeteiligung ist ten-
tem der Bundesrepublik Deutschland einge-
denziell rückläufig. Während die Wahlent-
räumt. „Die Parteien wirken bei der politi-
scheidungen der 1970er- und 1980er-Jahre
schen Willensbildung des Volkes mit“, heißt
durchgängig hohe und höchste Wahlbeteili-
es in Artikel 21 des Grundgesetzes. Damit ein-
gungen erzielten (91,1 Prozent 1972), erreich-
her geht die Verpflichtung zur innerparteili-
ten die Bundestagswahlen 2009 und 2013 nur
chen Demokratie: Vorsitzende, Gremien und
70,8 beziehungsweise 71,5 Prozent.
Kandidaten werden auf Parteitagen von Delegierten der Parteibasis in geheimer Abstim-
Für junge Menschen besitzen Partizipations-
mung gewählt. Zur Stärkung der innerpartei-
möglichkeiten in zivilgesellschaftlichen In-
lichen Demokratie haben die Parteien in
itiativgruppen oder Nichtregierungsorgani-
jüngster Zeit bei relevanten Entscheidungen
sationen oft eine höhere Attraktivität. Zu-
ihre Mitglieder direkt befragt. Das Mitglie-
nehmend gewinnen auch die sozialen Medien
dervotum der SPD zum Koalitionsvertrag
als Plattformen für politische Artikulations-
2013 war entscheidend zur Bildung einer ge-
und Aktionsformen an Bedeutung. Auch über
meinsamen Bundesregierung mit CDU/CSU.
direktdemokratische Verfahren wie Referen-
Die Parteien bleiben im Kern Ausdrucksfor-
den beteiligen sich die Bürger am politischen
men der Gesellschaft, gleichwohl verlieren sie
Prozess. In Ländern und Kommunen sind die
an Kohäsionskraft. Hinter CDU/CSU und SPD
Möglichkeiten zur direkten Demokratie in
stehen rund eine Millionen Parteimitglieder
den vergangenen Jahren vermehrt praktiziert
– bezogen auf die knapp 62 Millionen Wahl-
und von Bürgern genutzt worden.
Die Stimme des Volkes
In Deutschland wird nach einer leicht
modifizierten personalisierten Verhältniswahl gewählt. Jeder Wahlberechtigte
hat zwei Stimmen. Die Erststimme gilt
dem Kandidaten einer Partei im Wahlkreis, die Zweitstimme der Landesliste
einer Partei. Grundlage für die Anzahl
der Bundestagsmandate sind die Zweitstimmen.
Tendenziell sinkend: Beteiligung an Bundestagswahlen (in Prozent)
91,1
78,5
1949
1972
89,1
1983
77,8
77,7
1990
2005
71,5
2013
Statistisches Bundesamt
DIAGRAMM