Tatsachen über Deutschland 2015 2015 | Page 34

32 | 33 STAAT & POLITIK THEMA VIELFÄLTIGE TEILHABE Den politischen Parteien wird eine zentrale berechtigten entspricht das einem Anteil von und privilegierte Stellung im politischen Sys- 1,7 Prozent. Auch die Wahlbeteiligung ist ten- tem der Bundesrepublik Deutschland einge- denziell rückläufig. Während die Wahlent- räumt. „Die Parteien wirken bei der politi- scheidungen der 1970er- und 1980er-Jahre schen Willensbildung des Volkes mit“, heißt durchgängig hohe und höchste Wahlbeteili- es in Artikel 21 des Grundgesetzes. Damit ein- gungen erzielten (91,1 Prozent 1972), erreich- her geht die Verpflichtung zur innerparteili- ten die Bundestagswahlen 2009 und 2013 nur chen Demokratie: Vorsitzende, Gremien und 70,8 beziehungsweise 71,5 Prozent. Kandidaten werden auf Parteitagen von Delegierten der Parteibasis in geheimer Abstim- Für junge Menschen besitzen Partizipations- mung gewählt. Zur Stärkung der innerpartei- möglichkeiten in zivilgesellschaftlichen In- lichen Demokratie haben die Parteien in itiativgruppen oder Nichtregierungsorgani- jüngster Zeit bei relevanten Entscheidungen sationen oft eine höhere Attraktivität. Zu- ihre Mitglieder direkt befragt. Das Mitglie- nehmend gewinnen auch die sozialen Medien dervotum der SPD zum Koalitionsvertrag als Plattformen für politische Artikulations- 2013 war entscheidend zur Bildung einer ge- und Aktionsformen an Bedeutung. Auch über meinsamen Bundesregierung mit CDU/CSU. direktdemokratische Verfahren wie Referen- Die Parteien bleiben im Kern Ausdrucksfor- den beteiligen sich die Bürger am politischen men der Gesellschaft, gleichwohl verlieren sie Prozess. In Ländern und Kommunen sind die an Kohäsionskraft. Hinter CDU/CSU und SPD Möglichkeiten zur direkten Demokratie in stehen rund eine Millionen Parteimitglieder den vergangenen Jahren vermehrt praktiziert – bezogen auf die knapp 62 Millionen Wahl- und von Bürgern genutzt worden. Die Stimme des Volkes In Deutschland wird nach einer leicht modifizierten personalisierten Verhältniswahl gewählt. Jeder Wahlberechtigte hat zwei Stimmen. Die Erststimme gilt dem Kandidaten einer Partei im Wahlkreis, die Zweitstimme der Landesliste einer Partei. Grundlage für die Anzahl der Bundestagsmandate sind die Zweitstimmen. Tendenziell sinkend: Beteiligung an Bundestagswahlen (in Prozent) 91,1 78,5 1949 1972 89,1 1983 77,8 77,7 1990 2005 71,5 2013 Statistisches Bundesamt DIAGRAMM