STUDIE: Vergebene Chancen | Page 48

Fazit

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Feldmann , Derrick , Michael Alberg-Seberich ( 2020 ) The Corporate Social Mind , Fast Company Press , New York . Das Buch erscheint im Frühjahr bei redline auf Deutsch .
Die Welt hat sich seit 2017 verändert . Klimakrise , Ungleichheit , Armut , Pandemie – viele Konzerne haben sich auf den Weg gemacht , diesen Problemen mehr Aufmerksamkeit zu widmen und selbst nachhaltiger zu werden . Sie reduzieren ihren CO2-Ausstoß , erstellen Systeme zur Wahrung der Menschenrechte in Lieferketten und erhöhen die Diversität ihrer Belegschaften . Diese Arbeit steht erst am Anfang – zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ist es noch ein langer Weg , der Unternehmen vieles abverlangen wird . Das ganze Instrumentarium unternehmerischen Handelns wird gebraucht , um diese Transformation zu fördern .
Damit erhält auch Corporate Citizenship – aktives gesellschaftliches Engagement – eine neue Bedeutung . Es kann von einer nebensächlichen Aktivität zu einem Experimentierraum nachhaltiger Geschäftsentwicklung werden . Anders als das Kerngeschäft , das oft an kurzfristigen Renditezielen ausgerichtet ist , erlaubt Corporate Citizenship den prioritären Fokus auf soziale und ökologische Ziele . Durch ihr Corporate Citizenship können Unternehmen deshalb ergänzende Netzwerke in Zivilgesellschaft , Wissenschaft und Politik aufbauen . Sie können eigene Expertise und Glaubwürdigkeit in wichtigen Nachhaltigkeitsthemen entwickeln und nachhaltige Innovation in Produkten , Dienstleistungen und Geschäftsmodellen vorantreiben . Sie können Erfolgsgeschichten produzieren , die den Wandel des Kerngeschäftes kommunikativ und emotional unterstützen . Im Detail zeigt dies das Buch The Corporate Social Mind , das die Erfahrungen von Wider Sense in der Arbeit mit Unternehmen und Zivilgesellschaft in einen strategischen Handlungsrahmen überführt . V
Wir haben gesehen , dass nachhaltiges Wirtschaften auch beim Corporate Citizenship der DAX-Unternehmen eine größere Rolle spielt als noch vor wenigen Jahren . Wir haben eine weitere Professionalisierung festgestellt . Trotzdem haben wir auch herausgefunden , dass nur wenige Unternehmen ihr Engagement gezielt nutzen , um damit nach innen und außen Wirkung zu erzielen . Unternehmen wie Bayer , Deutsche Post DHL , Deutsche Telekom , Merck oder SAP haben sich auf den Weg gemacht , gesellschaftliches Engagement mit ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen zu integrieren und an ihr Kerngeschäft heranzuführen . Die meisten aber vergeben derzeit noch unnötig viele Chancen !
Unternehmen müssen sich verändern : Kaufverhalten , Gesetzgebung und Finanzmärkte lassen ihnen keine andere Wahl . Eine große Bandbreite von einzelnen Resultaten durch das gesellschaftliche Engagement der DAX40 macht Mut . Wirkungsvolle Initiativen sind dabei vor allem auf einen Faktor zurückzuführen : Leadership . Engagierte Entscheidungstragende – ob auf dem C-Level oder in CSR-Teams – müssen vorweggehen und als „ Intrapreneurs “ Veränderungen anstoßen . Corporate Citizenship kann dafür ein wichtiges Instrument sein , wenn es nach den gleichen professionellen Maßstäben betrieben wird wie das Kerngeschäft . Im Sinne unserer Dimensionen
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