Kreative Innenstadt
Praxisstimme: Ehrenamtliches Engagement
Die Kunst- und Kulturlandschaft wäre nur halb so schön ohne all die Vereine und Institutionen abseits der zum Konsum verpflichtenden Orte. Damit diese Vereine funktionieren, braucht es ehrenamtliches Engagement: also Menschen mit einem großen Herz für Kunst und Kultur. Denn Ehrenamt, das bedeutet Zeit investieren, ohne sich dabei den Geldbeutel bis zum Überlaufen zu füllen. Vor allem kleine Vereine bangen regelmäßig um ihre finanzielle Existenz und die, die im Verein arbeiten tun das meist unentgeltlich. Wir hangeln uns von Förderung zu Förderung und freuen uns über jede noch so kleine Cent-Spende. Eigentlich freuen wir uns über jede Form des Supports: helfende Hände, Werbung, Vermittlung von Räumen, Sponsoring von Equipment und vor allem Verständnis, wenn Antworten etwas länger auf sich warten lassen und wir mal nicht so genau wissen, wo es langgeht.
Ehrenamt, das bedeutet sich ausprobieren zu können, Fehler machen zu dürfen und daraus zu lernen. Es bedeutet Verantwortung zu übernehmen, Fähigkeiten zu erproben und neue zu erlernen, sowie etwas zurück- und weiterzugeben. Sich ehrenamtlich zu engagieren, bedeutet etwas aus Überzeugung zu tun. Für die einen ist es ein Ausgleich zur Lohnarbeit, für andere ist es ein Trittbrett auf der Karriereleiter und wieder andere tun es aus Freude daran, anderen etwas zu ermöglichen, dass ohne dieses ehrenamtliche Engagement nicht im gleichen Rahmen möglich wäre. Manche arbeiten 30 Stunden die Woche ehrenamtlich, andere alle paar Monate mal für 60 Minuten. Der Kern eines jeden Vereins jedoch ist ein funktionierendes Team. Vernetzung spielt da eine große Rolle. Wer viele Leute kennt, kann viele um Unterstützung bitten und wer Unterstützung hat, muss die gesamte
Last nicht allein tragen. Denn nur, weil etwas ein Ehrenamt ist, bedeutet das nicht, dass keine Aufgaben anfallen, für die eine Vollzeitstelle benötigt werden würde.
Anträge stellen, Fördermittel akquirieren, die Hürden der Bürokratie und Rechtliches – um nur einiges aufzuzählen – sind alles Tätigkeiten, die anfallen, viel Zeit und Wissensaneignung beanspruchen, aber nicht unseren eigentlichen Aufgaben entsprechen. Dennoch müssen diese erledigt werden, damit wir überhaupt den Vereinsaufgaben nachgehen können. Unterstützung ist vor allem in diesen Bereichen gefragt: vereinfachtere Anträge, schnellere und transparentere Wege von Förderungen und Bescheiden, sowie Beratungsstellen, die auch außerhalb der 9.00 Uhr – 17.00 Uhr-Arbeitszeiten erreichbar sind. Aber vor allem bedarf es einer ganz wesentlichen Sache: Schluss mit den Kürzungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Wir alle laufen auf extremer Sparflamme. Dass wir dennoch so tolle Projekte realisieren, zeigt nur was für großartige Leistungen all die ehrenamtlich aktiven Menschen einbringen. Genau das sollte wertgeschätzt werden.
Sophie Dannielle Lorenz Galerie Managerin, Kuratorin und 1. Vorsitzende von PARTPARTPART e. V.
Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft 77