Sonntagsblatt 6/2015 | Page 28

• Leserbriefe • BRIEFWECHSEL
• Humor •
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig Maximilians-Universität München ( IKGS ). herausgegebenen Band : „ Jein , Genossen .* Rumäniendeutsche erzählen . Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Fall des Eisernen Vorhangs ” verewigt und sind ein wertvoller Beitrag zum Thema „ Deportation nach Russland im Zweiter Weltkrieg ”.
Gott gebe seiner Seele den ewigen Frieden ! Hans Dama

Im Rachen des Todes

Alles begann schon am 6 . Oktober 1963 , als der bis dahin brave , schüchterne Hansi einen lebensbedrohlichen Unfall erlitt . An je - nem Sonntag im Altweibersommer des Jahres 1963 ist es passiert : Noch am Vormittag war Hansi in der Heiligen Messe der deutschen katholischen Kirche in Bogarosch ( ung . Bogáros , rum . Bulgarus ) gewesen , wo er wie sonntags fast immer vorne am Altar stand , den Worten des Pfarrers lauschte , auf die lateinischen Sätze ehrfurchtsvoll und laut antwortete , und so seine Arbeit als Mess - diener gewissenhaft verrichtete .
Nach dem Mittagessen ging er in kurzen Hosen zu seinen gleich altrigen Freunden auf die Straße spielen . Die meisten hatten inzwischen einen Traktor mit zwei riesigen Anhängern um - stellt , der am Ende der staubigen Gasse – „ letschtiGass ” genannt – vor dem Haus eines LPG-Traktoristen stand , und begannen darauf zu klettern . Hansi schloss sich der Schar seiner Spielka - meraden an , obwohl er als Angsthase galt . Plötzlich kam der Traktorfahrer aus seinem Haus heraus und machte Anstalten , mit dem Traktor loszufahren . Trotz des Sonntags wurde nämlich auf den Feldern die reiche Ernte mit viel Fleiß und Mühe für den bevorstehenden Winter eingebracht . Die große Maschine fing an , sich langsam aber sicher in Bewegung zu setzen . Die mutigeren Bu ben hatten auf der Eisenstange zwischen den beiden Anhän - gern Platz genommen – unter ihnen auch der schüchterne Hansi –, in der Hoffnung , bei Beschleunigung des Traktors rechtzeitig her - unter springen zu können .
„ Hochruck ” – riefen sie , und mit einem riesigen Sprung hatten sie es schon geschafft . Nur der arme Hansi blieb mit seiner kurzen Hose am Riegel der Eisenstange hängen und fiel so unter den Anhänger , sodass das große hintere Rad ihn glatt überfuhr . Das Malheur war somit passiert . Jedoch Glück im Unglück , er lebte noch ! Er war nämlich auf die Seite gefallen , sodass der Anhänger ihn seitwärts am Becken zerquetschte , die jungen Knochen platzen ließ , aber die Innereien im Bauch dadurch nicht berührte . Er lag da im Staub in einem blutigen Laken . Der Riegel der Eisen - stange hatte ihm den After aufgerissen , was die ungestillte Blu - tung verursachte . Alle Nachbarn liefen zusammen , um den schwer verletzten , doch noch lebenden Hansi zu bemitleiden . Auch seine Eltern stürzten aus dem Haus heraus , um ihren Sohn aus dem Straßenstaub zu heben und in die Obhut des altehrwürdigen Fa - mi lienhauses zu tragen .
Einladung Die Jakob Bleyer Gemeinschaft e . V . lädt hiermit alle Mitglieder und Freunde des Vereins zu ihrer Vollversammlung am 23 . 01 . 2016 um 10 Uhr im Jakob Bleyer Heimatmuseum in Budaörs ( Budapesti út 45 .) ein .
Bis der Krankenwagen aus der nahe liegenden Kreisstadt Groß - sanktnikolaus ( ung . Nagyszentmiklós , rum . Sannicolaul Mare ) im Banat ankam , fragten alle sich : „ Wird er nun überleben oder muss dieser doch so fromme Bub sein noch so junges Leben lassen ?” Die Zeit schien stehen zu bleiben , vom langen Warten und Ban gen . Endlich kam der Rettungswagen an , die beiden Ärzte sprangen aus dem Auto und eilten im Laufschritt zum leidenden Hansi , der sich vor Schmerzen krümmte , aber bei vollem Bewusstsein war .
Der ältere Arzt konnte sofort eine erste Diagnose geben : Beckenbruch , gerissener blutender After und große Unsicherheit , ob es auch lebensgefährliche innere Verletzungen gibt . So wurde der elfjährige Hansi mitten im Schuljahr sofort nach Groß sankt - nikolaus ins Krankenhaus geliefert , wo er schnellstens operiert wer den musste . Gott sei Dank konnte ihm durch den schnellen und fachgerechten Eingriff das Leben gerettet werden , er musste aber drei Monate lang das Bett hüten , und zwar in einem harten Gips um seinen ganzen Becken herum .
So wurde der Herbst 1963 nicht nur zu einer Periode der Gene - sung für ihn , sondern auch zu einer Zeit der Besinnung , ja sogar zu einer Wiedergeburt aus dem Rachen des Todes .
( Ausschnitt aus dem autobiographischen Roman „ Der kleine Professor ” von Nelu Bradean-Ebinger )

• Leserbriefe • BRIEFWECHSEL

Auszug aus einem freundschaftlichen Leserbrief : … Mir fällt auf , dass deine Artikel allgemein sehr kritisch abgefasst sind . Du kritisierst , beanstandest vieles – und Lob ? Es ist doch bekannt , dass Menschen gelobt werden wollen , denn Kritik wirkt lähmend und beleidigend , auch wenn sie eigentlich berechtigt ist . Volkstumsarbeit im Kreise der Ungarndeutschen ist eben rare Ware , wenn dennoch vorhanden , so ist sie vielleicht sogar gutgemeint , wird jedoch eben infolge des Fehlens einer von oben gesteuerten zukunftsweisenden Richtlinie falsch ausgeübt …
Dein Steffl
Meine Reaktion darauf : ... Man kann doch nicht loben , was nicht lobenswert ist . Dass ich kritisch bin , das will ich nicht leugnen . Doch ich betrachte meine – sagen wir negative – Meinung nicht als Kritik im „ bösen Sinne ” des Wortes , sondern ich bemühe mich mit meiner Meinungs - äußerung auf Erscheinungen hinzuweisen , die störend sind , die hemmend wirken , die nicht aufbauend und zukunftsweisend be - trachtet werden können … Auf Hinweise zu konkreten falschen Äußerungen in meiner „ Kritik ” wäre ich dir dankbar … Aus - führlicher werde ich mich in einem nächsten Brief auslassen .
Dein Jergl

• Humor •

Weihnachtswunsch
An seinem sechsten Geburtstag darf sich der Sepperl zum bevorstehenden Weihnachtsfest was wünschen . Nach längerem Hin und Her wünscht er sich dann doch eine neue Trommel vom Christ - kindl , die er am Weihnachtsmorgen unter dem Christbaum auch vorfindet . Voller Glück und Freude trommelt der Bub jeden Tag stundenlang auf seiner neuen Trommel herum . Am vierten Tag kommt der Sepperl weinend mit der kaputten Trommel zu seinem Vater , der ihn fragt , was da passiert sei . „ Votta , unser Nachbar , der Herr Schneider , hat zu mir g ’ sagt , i soll mei ’ Trommel aufschneiden und schau ’ n was drin ist !”
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