Menschen in den mittel- und
osteuropäischen Staaten für
die Freiheit auf die Straße gin-
gen und die Ungarn mit dem
Paneuro päischen Picknick und
der Grenzöffnung „den ersten
Stein aus der Mauer brachen”
(Helmut Kohl). Er betonte,
dass die Europäi sche Union eine Rechtsgemeinschaft sei und dies
ermögliche eine friedliche Problemlösung. „Autoritäre Regime
können und dürfen niemals ein Vorbild sein, weil sie das Recht
missachten”, so der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Pöttering appellierte zudem daran, mit einem „entschlossenen
Willen die Einheit Europas jeden Tag immer wieder zu verteidi-
gen und gemeinsam die schwierigen Herausforderungen insbe-
sondere in der aktuellen Flüchtlingskrise zu meistern”. Neben
ihm sprach auch der Leiter des Kabinettsbüros des ungarischen
Ministerpräsidenten, Minister Antal Rogán sowie Prof. Dr. Mária
Schmidt, Generaldirektorin des Museums Haus des Terrors. Der
Minister errinntere daran, dass Konrad Adenauer ein großer
Christ demokrat gewesen sei. Rogán mahnte aber auch, dass sich
das heutige Europa „erneuern müsse, wenn wir die europäische
Einheit bewahren wollen”.
Auf dem Sockel der Büste ist ein Zitat von Konrad Adenauer
eingraviert: „Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie
wurde eine Hoffnung für viele. Heute ist sie eine Notwendigkeit
für uns alle.” Die Büste besteht aus Bronze und wurde von dem
Künstler Richard Juha aus Debrecen geschaffen. Stifter sind die
Stiftung für die Geschichts- und Gesellschaftsforschung Mittel-
und Osteuropas sowie die Stiftung für ein Bürgerliches Ungarn.
Im Rahmen seines Aufenthaltes in Ungarn traf Hans-Gert
Pöttering auch mit dem Präsidenten des Verbandes der Jüdischen
Glaubensgemeinschaften Ungarns, András Heisler, sowie mit
dem Oberrabbiner Ungarns, Róbert Frölich, zu einem Gedanken -
austausch zusammen. In der Großen Synagoge in der Dohány
Straße legte der Stiftungsvorsitzende am sogenannten Baum des
Lebens, ein Holocaust-Denkmal für die Budapester Juden, einen
Gedenkstein nieder.
Ferner diskutierte der KAS-Vorsitzende an der Deutschspra -
chigen Andrássy Universität Budapest mit einer Gruppe von 20
Studierenden, darunter 10 ungarische KAS-Stipendiaten, sowie
mit dem Rektor der Universität, Prof. Dr. András Masát, unter
dem Motto der Universität „Fit für Europa” aktuelle Herausfor -
derungen der europäischen und internationalen Politik.
Bence Bauer, LL.M – 5. November 2015
Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung – Auslandsbüro Ungarn
– ri –
O
Eine schwere Zeit
Ungarndeutsche in der „neuen Heimat Deutschland”–
die erste Zeit nach der Vertreibung
„Tanyaleben I”
von Johann Wachtelschneider
Der Vertreter der Gemeinde Hüttlingen hatte mittlerweile die
Familienvorstände aus ihren Bauernhäusern gebeten, und bald
bestaunte auch die ganze Einwohnerschaft des Weilers diese selt-
samen Zuzügler.
Nachdem die beiden ungarndeutschen Väter mit den Land -
wirten Josef und Kaspar Mayer, beide in den Siebzigern, bekannt
gemacht wurden, traf man dann alsbald die Entscheidung, wer bei
wem unterkommen sollte.
Wir kamen jetzt definitiv zur Familie Kaspar M. Die Familie
meiner Cousine zum Bauern Josef M. Beide Familienvorstände
waren Brüder, wobei es ursprünglich nur einen Mayer-Hof gab.
Unsere Habe, eine Mehlkiste und ein naturfarbener, geflochte-
ner Weidenkorb mit unserer Kleidung und der mitgebrachten
Bettwäsche, dazu der schon sehr bescheidene Vorrat an Lebens -
mitteln aus der Heimat, wurden nun in Richtung Bauernhaus
transportiert. Vater und Mutter sah man nun deutlich an ihrer
Nervosität an, dass jetzt etwas Wichtiges kommen musste: Die
Zuweisung unserer Wohnräume!!
Das Wohngebäude machte einen guten Eindruck mit seinem
großzügigen Erd- und dem ausgebauten Dachgeschoß. Vor dem
Gebäude wurde mein Vater sehr nachdenklich, denn er hatte be -
reits registriert, dass zur Familie M. eine ganze Reihe bereits er -
wachsener Töchter gehörte. Wo sollten wir denn da noch unter-
kommen? Schon bald zeigte sich, dass seine Skepsis nicht ganz
unbegründet war. Denn als wir in das Haus zur Wohnungs zu -
weisung gebeten wurden, ging es nicht die Flurtreppe hinauf, son-
dern hinunter in das Souterrain! Hier in der südöstlichen Ecke des
Kellergeschoßes lag die Waschküche des Hofes, und dieser Raum
mit neun Quadratmetern sollte nun unser neues Domizil werden.
Mutter brach in Tränen aus und Vater machte eine gute Miene zu
diesem traurigen Spiel…
Die Familie war nicht unfreundlich zu uns und versuchte mei