und gute Vorsätze / Vorhaben darlegten. Besagte Vorstellungen wei terlesend sind mir dann allerhand Zweifel bzw. Fragen durch den Kopf gegangen. Hier will ich auf einige hinweisen:
Josef Manz aus Baaja / Baja sagt: „… Ich bin nämlich der Über zeugung, dass man sich engagieren muss, um unserer Volks- gruppe eine würdige Zukunft sichern zu können! Ein Schicksal wie in der Vergangenheit haben wir nämlich nicht verdient!...( 1) Ich bin der Meinung, dass die Interessen der deutschen Nationalität in Ungarn noch offensiver und härter vertreten werden sollten. Wir in der LdU-Vollversammlung wollen darüber hinaus auch dem Trend folgen,( 2) Tradition und Modernität noch mehr in Einklang zu bringen, und da bin auch ich voll dafür. Doch die wohl wesentlichste Aufgabe von uns ist meiner Meinung nach,( 3) unsere Basis zu begeistern und die Leute mitzureißen, damit noch mehr Ungarndeutsche auf diversen Ge- bieten zum Wohle ihrer, unserer Nationalität aktiv werden.” Bemerkung zu( 1): Richtig! Das müsste man eben tun! Aber wie? Hat die LdU dafür bereits eine Strategie ausgearbeitet?
Bemerkung zu( 2): Althergebrachte Traditionen mit der Mo- derne in Einklang bringen? Gibt es überhaupt noch gelebte Tradi- tionen? Ja, wenn Traditionen nur theatralisch nachgeahmt werden, so kann man diese freilich auch modernisieren. Aber ist das sinnvoll? Ich denke an das „ traditionelle Schweineschlachten” z. B. in Wudersch – und finde die Tradition nicht. Gegessen und ge trunken wird wie früher, aber der Schlachtvorgang ist schon mo- der nisiert( wie z. B. Sengen! Kein Därmewaschen!). Den neugierigen Schulkindern wird das schwäbische Schlachten auf Unga- risch erklärt!( perzselés, teknô, rémfa, usw.) Mi ebben a pláne? – könnte man schön deutsch fragen.
Bemerkung zu( 3): Die Basis begeistern? Wie und womit? Man sollte es tun, doch auch dafür bräuchte man eine gute Strategie. Ich selber habe diesbezüglich schlechte Erfahrungen, obwohl dies nicht maßgebend ist. Die gegenwärtigen ungarndeutschen Orga- ne – Selbstverwaltungen, Kulturgruppen – werden dies nicht können. Die heutige Basis ist auf das – mit Essen und Trinken verbundene – Feiern, auf möglichst kostenlose unterhaltsame Veran stal- tungen und Reisen ausgerichtet. Muttersprache? Deutsche Geschichte? Erziehung zu Selbst- und Volksbewußtsein? Opfer- bereitschaft? Damit sollte man, aber damit kann man nicht begeistern. Nicht im heutigen ungarndeutschen System. Dr. Michael Józan-Jilling aus Seksard / Szekszárd sagt: „… Der Seksarder Deutsche Nationalitätenverein, dessen Sekretärposten ich damals bekleidet habe, war einer der ersten ungarndeutschen Vereine. Unsere Tätigkeit war damals bahnbrechend: 1992 haben wir in der Gemeinde Tengelic als Gastgeber das erste Landestreffen ungarndeutscher Vereine organisiert, wo wir im Tengelicer Beschluss formuliert haben,( 1) dass die Un- garn deutschen ein auf dem Vereinssystem basierendes Selbst- verwaltungssystem benötigen.
…„ Schon in den ersten Jahren der Wende habe ich es für äußerst wichtig gehalten, dass unsere Volksgruppe wegen des Umbruchs nicht als Verlierer dasteht.
… Als Vollversammlungsmitglied( 2) erwarte ich von der Lan- des selbstverwaltung, dass sie die Interessen der Ungarndeut- schen ohne Unterwürfigkeit vertritt und dass sie sich für gute deutsch-ungarische Beziehungen einsetzt.
Durch mein langjähriges Engagement auf diesem Gebiet habe ich sehr viele( 3) Erfahrungen sammeln können, die ich nun versuche, an meine jungen Kollegen in der LdU-Vollversammlung weiterzugeben.”
Bemerkung zu( 1): „… auf dem Vereinssystem basierendes Selbstverwaltungssystem”! Gibt es das heute? Ja, aber wie!? Die Selbstverwaltungen sind in Vereine gebündelt und somit wählen im Endeffekt die bestehenden Selbstverwaltungen die neuen
Selbstverwaltungen – und die Vereine dürfen mithatschen.
Bemerkung zu( 2): Die LdU soll ohne Unterwürfigkeit vertreten! Richtig! Aber wie meint das Herr Józan? Da müsste er sich verständlicher ausdrücken. Denn es gibt unter ungarndeutschen Men schen auch die Meinung, dass die LdU nicht die Interessen des deutschen Volkes in Ungarn vertritt. Also?
Bemerkung zu( 3): Es wäre wohl angebracht, wenn diese Erfahrungen schriftlich an die jungen Kollegen( warum nicht an die ungarndeutsche Öffentlichkeit?) weitergegeben werden, z. B. auf Seiten der Neuen Zeitung, da auf einer Vollversammlung dies schwer zu vollbringen ist – meine ich.
Dr. Kathi Gajdos-Frank aus Wudersch / Budaörs sagt: „ Mich interessierten schon immer die Programme der deutschen Natio- nalität, ich war bzw.( 1) bin immer noch aktives Mitglied meh- re rer ungarndeutscher Vereine – wie der Jakob Bleyer Gemein- schaft, des Wuderscher Deutschen Kulturvereins oder der Schwa- benberger Traditionspflegenden Gemeinschaft.( 2) Ich setzte mich also sowohl in meinem Beruf wie auch ehrenamtlich für das Ungarndeutschtum ein. Meine Gründe dafür sehe ich in meiner Abstammung, in der Geschichte meiner Familie, in meinem schulischen Werdegang und in meinen nur guten Erfahrun- gen auf diesem Gebiet. Ich habe zu meinen Wurzeln zurückgefunden( 3) und meine Identität gefunden.”
Bemerkung allgemein: Da Kathi auch unserem Verein zugehört, darf man – aus Erfahrung – ihr wirklich nur das beste Zeugnis bescheinigen. Guter Wille, sehr aktiv, viele Ideen … Aber wie sieht die Ernte aus? Viel Mühe – karger Lohn? Wäre da nicht auch eine neue Strategie erwünscht, z. B. zur Mobilisierung der Jugend?! Schöne Worte von LdU und GJU helfen nicht weiter. Noch zu( 3): Identität gefunden? Identität wird bekannterweise auch durch Sprache / Muttersprache geformt. Da ist Entscheidung gefragt!
Merkwürdig, – groß ist der Unterschied zwischen Wille und Werk!
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SCHLECHTE GEWOHNHEIT
Im Internet Quelle: Zentrum( 6. Oktober 2014) ist zu lesen: Die Arader Märtyrer: auch die Nationalitäten kämpften für die Mehrheit( Auszüge) von István Mayer
Der 6. Oktober ist der einzige offizielle nationale Trauertag Un- garns. Vor 165 Jahren wurden 13 Offiziere des Freiheitskamp fes in Arad hingerichtet.
Die Namen der Märtyrer sind allen bekannt: Lajos Aulich, Já- nos Damjanich, Arisztid Dessewffy, Károly Knezic, Ernô Kiss, György Lahner, Vilmos Lázár, Károly Leiningen-Westerburg, Jó- zsef Nagysándor, Ernô Poeltenberg, József Schweidel, Ignác Tö- rök und Károly Vécsey.
( 1) Man kann gleich erkennen, dass die Großzahl der Na- men nicht Ungarisch ist. Das ist nicht zufällig. Der Generalstab des Freiheitskampfes stellte sich hauptsächlich von den früheren Offizieren der kaiserlichen Armee zusammen, in der zahlreiche Angehörigen der Nationalitäten Groß-Ungarns dienten. Es gab un ter den Helden auch solche, die von außerhalb von Ungarns stammten: Károly Leiningen-Westerburg war ein hessischer Aris- tokrat, Ernô Poeltenberg gebürtiger Wiener.
Die Hoffnung auf ein freies Ungarn war also nicht nur für die Mehrheitsgesellschaft wichtig. Die im Königreich Ungarn leben-
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