JAKOB BLEYER
– unser Vorbild
Jakob Bleyer, der größte Un -
garndeutsche, ist Vorbild un -
se res Vereins, der Jakob Ble -
yer Gemeinschaft e.V. Sein
1921 gegründetes Sonntags -
blatt war Sprachrohr der dama-
ligen deutschen Volksgruppe
und ist heute – in volkspoliti-
schem Sine – ebenfalls Vorbild
für unser heutiges Sonntagsblatt.
Jedes Volk hatte zu jeder Zeit Vorbilder – und das ist auch heute
so. Doch es gibt Ausnahmen.
Die heutige ungarndeutsche Volksgruppe hat kein Vorbild, kei -
ne Vorbilder. Warum nicht? Wobei man doch feststellen kann,
dass andere ethnische Minderheiten in Ungarn und auch außer-
halb des Landes, insbesondere madjarische Volksgruppen und
Organisationen in den Nachbarstaaten wie auch überall in der
weiten Welt, Persönlichkeiten der ungarischen Nation (nicht nur
die des madjarischen Volkes) verehren und feiern.
Die Frage war und ist also: Warum haben die heutigen Un -
garndeutschen kein Vorbild? Eine Frage, die seit vielen Jahr -
zehnten nicht gestellt, geschweige denn beantwortet wurde.
Warum wohl? Hatten wir im Laufe der Jahrhunderte unserer
deutschen Geschichte in Ungarn keine nennenswerten Persön -
lich keiten – VOLKSFÜHRER –, die als leuchtendes Beispiel der
Volksgruppe vorangestellt werden könnten? Schweigen im Walde.
Es gibt keine Äußerung dazu – obwohl Antworten naheliegen. Ich
will eine Antwort versuchen.
Ausgehend von der Ihnen – liebe Leser – vorliegenden Zeitung,
dem Sonntagsblatt, stoße ich sofort auf den Namen Jakob Bleyer.
Schon auf der Titelseite steht die Bemerkung: SONNTAGS-
BLATT … für das deutsche Volk in Ungarn – gegründet von Jakob
Bleyer im Jahre 1921. Wir, der Landesverein „Jakob Bleyer Ge -
meinschaft e.V.” als Herausgeber des Blattes (seit 1993), bemü-
hen uns die Person – Leben und Wirken – Jakob Bleyer zu erklä-
ren, ihn – trotz aller menschlicher Schwächen, doch angesichts sei-
nes heroischen Kampfes für sein Schwabenvolk – als nachahmens -
wertes Beispiel dem Ungarndeutschtum vorzustellen und zu emp-
fehlen. Bisher vergeblich. Das heutige „amtliche” Ungarn -
deutschtum, zusammengefasst und gelenkt von einer Deutschen
Landesselbstverwaltung (LdU), nimmt davon keine Kenntnis.
Unsere Veröffentlichungen im Blatt, unsere Veranstaltungen, die
jährliche Kranzniederlegung am Grabe Bleyers sind eben nur ein
Schrei in die Wüste – totgeschwiegen, ungehört. Unser Sonntags -
blatt geht an 1200 Adressen, viel zu wenig, wenn wir heute von 180
000 Ungarndeutschen reden. Ein Blatt, das für besagte Landes -
selbstverwaltung – unverständlicherweise – nicht existiert, wobei
es doch für das Wohl, für die Rechte, für eine Zukunft des
Ungarndeutschtums die Stimme erhebt. Im Geiste Jakob Bleyers.
Wenn man anderen Größen des ungarländischen Deutschtums
– wie z. B. Franz Anton Basch oder Johann Weidlein – gegenüber
kein Verständnis beibringt bzw. beibringen will, dann gibt es dazu
allerlei berechtigte oder eben unberechtigte Erklärungen,
Gründe. Aber bei Jakob Bleyer? Was mag unsere Landesselbst -
verwaltung dazu bewegen, diesen unseren Größten seinem Volk
vorzuenthalten. Schließlich ist es doch Jakob Bleyer, der über
Stolpersteine hinweg den Weg der Volkgruppe beleuchtet, für
Sein und Zukunft des Ungarndeutschtums gearbeitet und ge -
kämpft hat und (viel zu früh) dafür gestorben ist.
Warum ist dem heutigen Ungarndeutschtum Jakob Bleyer, der
größte Ungarndeutsche, nicht ‘gut genug’ – könnte man die Frage
stellen. Eine Stellungnahme dazu ist seitens unserer LdU längst
fällig.
Es stehe hier eine sehr bemerkenswerte Äußerung Jakob Ble -
yers, ein Auszug aus einem an Domherrn Dr. Huber (am 14. Juni
1932) gerichteten Brief, welche Worte (nach Hedwig Schwind) als
ein an das ganze deutsche Volk gerichtetes politisches Vermächtnis
gelten können:
„Auch mich beschleichen oft Zweifel, ob der Kampf, der für mich
Lebenskampf geworden ist, zum Sieg führen wird oder nicht. Soweit
sein Ausgang von den ungarischen Chauvinisten abhängt, ist er
natürlich hoffnungslos. Diese haben sich seit dem Weltkrieg gar nicht
geändert, sie sind höchstens noch unduldsamer geworden, als es vor
dem Weltkrieg der Fall war. Der Kampf wird aber schließlich von der
Stellungnahme des Deutschtums entschieden. Natürlich nicht des
ungarländischen Deutschtums, das machtlos und eingeschüchtert ist,
sondern des großen Deutschtums. Verhält sich dieses dem bedrohten
Auslandsdeutschtum gegenüber so teilnahmslos und gleichgültig wie
vor dem Weltkrieg, dann is t das ungarländische Deutschtum unen-
trinnbar dem Untergang geweiht, und dann war mein Leben ein
großer Irrtum. Ist es aber entschlossen, sich für die Volksgenossen
außerhalb des großen deutschen Sprachgebiets unbeirrbar bis zum
Ende einzusetzen, so wird sein Wille unbedingt und endgültig durch-
dringen.”
Gedanken zu diesem Vermächtnis folgen im nächsten
Sonntagsblatt.
Georg Krix
• Aktuelles •
Erinnerung an Gestern
Mancher, der die Vertreibung nicht kennt, meint,
wir wären gegangen, wie man frühmorgens auf die Felder geht.
Die Rückkehr, der Tageslauf sicher,
die Stunde der Heimkehr im Schritt.
Es war aber so ganz anders. Ein gnadenloses Papier
als Begleiter, mit Stempeln und Siegel,
ein steinernes, hartes Brot.
Jahrelang Sehnsucht. Jahre Gebete, die zur Verzweiflung
Gerannen. Langsam habt ihr – wie ich – aus dem Boden der Väter
die Schritte gelöst. Aber manchmal
waren die Träume wie schwere Kähne, beladen mit Worten,
Liedern, Gesichtern,
obwohl der Staub der Reise längst abgeschüttelt ist.
Einst fragten die Kinder, wenn man erzählte:
Wo kommt ihr her?
Weshalb vertrieb man euch?
Wie war der Himmel in eurem Land?
Und gab es Blumen?
Nicht dass der Weg zu Ende wäre – und alles ist gut.
Niemals wird er zu Ende sein.
Er wird sich verzweigen in Kindern und Enkeln. Aber auf den Spuren
des bitteren Weges werden kommende
Generationen sich rückwärts tasten in das Land der Ahnen.
Nie vergessen, hier wie dort sind wir zu Haus.
Auf dem verlassenen Friedhof auf der Suche nach
Kreuzen mit ausgelöschten Namen und im Wind
Die goldenen Staubkörnchen der Schrift...
(anonymus)
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