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Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig Maximilians-Universität München( IKGS). herausgegebenen Band: „ Jein, Genossen.* Rumäniendeutsche erzählen. Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Fall des Eisernen Vorhangs” verewigt und sind ein wertvoller Beitrag zum Thema „ Deportation nach Russland im Zweiter Weltkrieg”.
Gott gebe seiner Seele den ewigen Frieden! Hans Dama
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Im Rachen des Todes
Alles begann schon am 6. Oktober 1963, als der bis dahin brave, schüchterne Hansi einen lebensbedrohlichen Unfall erlitt. An je- nem Sonntag im Altweibersommer des Jahres 1963 ist es passiert: Noch am Vormittag war Hansi in der Heiligen Messe der deutschen katholischen Kirche in Bogarosch( ung. Bogáros, rum. Bulgarus) gewesen, wo er wie sonntags fast immer vorne am Altar stand, den Worten des Pfarrers lauschte, auf die lateinischen Sätze ehrfurchtsvoll und laut antwortete, und so seine Arbeit als Mess- diener gewissenhaft verrichtete.
Nach dem Mittagessen ging er in kurzen Hosen zu seinen gleich altrigen Freunden auf die Straße spielen. Die meisten hatten inzwischen einen Traktor mit zwei riesigen Anhängern um- stellt, der am Ende der staubigen Gasse – „ letschtiGass” genannt – vor dem Haus eines LPG-Traktoristen stand, und begannen darauf zu klettern. Hansi schloss sich der Schar seiner Spielka- meraden an, obwohl er als Angsthase galt. Plötzlich kam der Traktorfahrer aus seinem Haus heraus und machte Anstalten, mit dem Traktor loszufahren. Trotz des Sonntags wurde nämlich auf den Feldern die reiche Ernte mit viel Fleiß und Mühe für den bevorstehenden Winter eingebracht. Die große Maschine fing an, sich langsam aber sicher in Bewegung zu setzen. Die mutigeren Bu ben hatten auf der Eisenstange zwischen den beiden Anhän- gern Platz genommen – unter ihnen auch der schüchterne Hansi –, in der Hoffnung, bei Beschleunigung des Traktors rechtzeitig her- unter springen zu können.
„ Hochruck” – riefen sie, und mit einem riesigen Sprung hatten sie es schon geschafft. Nur der arme Hansi blieb mit seiner kurzen Hose am Riegel der Eisenstange hängen und fiel so unter den Anhänger, sodass das große hintere Rad ihn glatt überfuhr. Das Malheur war somit passiert. Jedoch Glück im Unglück, er lebte noch! Er war nämlich auf die Seite gefallen, sodass der Anhänger ihn seitwärts am Becken zerquetschte, die jungen Knochen platzen ließ, aber die Innereien im Bauch dadurch nicht berührte. Er lag da im Staub in einem blutigen Laken. Der Riegel der Eisen- stange hatte ihm den After aufgerissen, was die ungestillte Blu- tung verursachte. Alle Nachbarn liefen zusammen, um den schwer verletzten, doch noch lebenden Hansi zu bemitleiden. Auch seine Eltern stürzten aus dem Haus heraus, um ihren Sohn aus dem Straßenstaub zu heben und in die Obhut des altehrwürdigen Fa- mi lienhauses zu tragen.
Einladung Die Jakob Bleyer Gemeinschaft e. V. lädt hiermit alle Mitglieder und Freunde des Vereins zu ihrer Vollversammlung am 23. 01. 2016 um 10 Uhr im Jakob Bleyer Heimatmuseum in Budaörs( Budapesti út 45.) ein.
Bis der Krankenwagen aus der nahe liegenden Kreisstadt Groß- sanktnikolaus( ung. Nagyszentmiklós, rum. Sannicolaul Mare) im Banat ankam, fragten alle sich: „ Wird er nun überleben oder muss dieser doch so fromme Bub sein noch so junges Leben lassen?” Die Zeit schien stehen zu bleiben, vom langen Warten und Ban gen. Endlich kam der Rettungswagen an, die beiden Ärzte sprangen aus dem Auto und eilten im Laufschritt zum leidenden Hansi, der sich vor Schmerzen krümmte, aber bei vollem Bewusstsein war.
Der ältere Arzt konnte sofort eine erste Diagnose geben: Beckenbruch, gerissener blutender After und große Unsicherheit, ob es auch lebensgefährliche innere Verletzungen gibt. So wurde der elfjährige Hansi mitten im Schuljahr sofort nach Groß sankt- nikolaus ins Krankenhaus geliefert, wo er schnellstens operiert wer den musste. Gott sei Dank konnte ihm durch den schnellen und fachgerechten Eingriff das Leben gerettet werden, er musste aber drei Monate lang das Bett hüten, und zwar in einem harten Gips um seinen ganzen Becken herum.
So wurde der Herbst 1963 nicht nur zu einer Periode der Gene- sung für ihn, sondern auch zu einer Zeit der Besinnung, ja sogar zu einer Wiedergeburt aus dem Rachen des Todes.
( Ausschnitt aus dem autobiographischen Roman „ Der kleine Professor” von Nelu Bradean-Ebinger)
• Leserbriefe • BRIEFWECHSEL
Auszug aus einem freundschaftlichen Leserbrief: … Mir fällt auf, dass deine Artikel allgemein sehr kritisch abgefasst sind. Du kritisierst, beanstandest vieles – und Lob? Es ist doch bekannt, dass Menschen gelobt werden wollen, denn Kritik wirkt lähmend und beleidigend, auch wenn sie eigentlich berechtigt ist. Volkstumsarbeit im Kreise der Ungarndeutschen ist eben rare Ware, wenn dennoch vorhanden, so ist sie vielleicht sogar gutgemeint, wird jedoch eben infolge des Fehlens einer von oben gesteuerten zukunftsweisenden Richtlinie falsch ausgeübt …
Dein Steffl
Meine Reaktion darauf:... Man kann doch nicht loben, was nicht lobenswert ist. Dass ich kritisch bin, das will ich nicht leugnen. Doch ich betrachte meine – sagen wir negative – Meinung nicht als Kritik im „ bösen Sinne” des Wortes, sondern ich bemühe mich mit meiner Meinungs- äußerung auf Erscheinungen hinzuweisen, die störend sind, die hemmend wirken, die nicht aufbauend und zukunftsweisend be- trachtet werden können … Auf Hinweise zu konkreten falschen Äußerungen in meiner „ Kritik” wäre ich dir dankbar … Aus- führlicher werde ich mich in einem nächsten Brief auslassen.
Dein Jergl
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Weihnachtswunsch
An seinem sechsten Geburtstag darf sich der Sepperl zum bevorstehenden Weihnachtsfest was wünschen. Nach längerem Hin und Her wünscht er sich dann doch eine neue Trommel vom Christ- kindl, die er am Weihnachtsmorgen unter dem Christbaum auch vorfindet. Voller Glück und Freude trommelt der Bub jeden Tag stundenlang auf seiner neuen Trommel herum. Am vierten Tag kommt der Sepperl weinend mit der kaputten Trommel zu seinem Vater, der ihn fragt, was da passiert sei. „ Votta, unser Nachbar, der Herr Schneider, hat zu mir g’ sagt, i soll mei’ Trommel aufschneiden und schau’ n was drin ist!”
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