Sonntagsblatt 6/2014 | Page 30

herrscht und besiedelt. Die strategische Bedeutung Tirols war seit jeher groß: Wer Tirol regierte, kontrollierte einen der wichtigsten Alpenpässe, den Brenner, und damit die Handelswege von Italien nach Deutschland. Durchs Pustertal verlief die Route von Wien nach Mailand. Und schließlich gab es in Tirol auch Bodenschätze, v.a. Silber, Kupfer und Salz. Wie wichtig den Habsburgern Tirol war, zeigt sich u.a. darin, dass etwa Kaiser Maximilian I. seine Re - sidenz nach Innsbruck verlegte. Zur einzigen, kurzen Unterbrechung der langen Habsburger - herrschaft kam es im Zuge der Napoleonischen Kriege, als Öster- reich nach der Niederlage bei Austerlitz 1805 Tirol an Bayern ab - treten musste. Die Tiroler wollten die neuen Herren aber nicht ak zeptieren, und so kam es 1809 zum Tiroler Volksaufstand unter der Führung des legendären Andreas Hofer. Der Aufstand ende- te nach anfänglichen Erfolgen mit einer Niederlage, Hofer wurde 1810 in Mantua standrechtlich erschossen. Beim Wiener Kongress 1814 kam Tirol wieder zum Habsburgerreich. Grundlegend veränderte sich die Landkarte Europas nach dem Ersten Weltkrieg 1918. Die Donaumonarchie zerfiel in ihre Be - standteile, und das Chaos des sich auflösenden Staatsgebildes nützten italienische Truppen, um Südtirol zu besetzen. 1919 wur - de Südtirol dann im Vertrag von Saint-Germain endgültig Italien zugesprochen, obwohl dies eigentlich dem von den Siegermächten proklamierten Selbstbestimmungsrecht der Völker widersprach. Für die deutsche Bevölkerung Südtirols begann nun eine Phase der Repression, die sich mit der Machtergreifung der Faschisten 1922 noch verstärkte. Südtirol sollte italianisiert werden, die deut- sche und ladinische Sprache wurden unterdrückt und verboten, ursprüngliche Ortsnamen gegen italienische vertauscht, wobei man letztere meistens erst neu erfinden musste. Zeitweise waren deutschsprachige Zeitungen und Deutsch an den Schulen völlig verboten, Italienisch alleinige Amtssprache. Vor allem in Bozen wur de gezielt italienischsprachige Bevölkerung angesiedelt. Außerdem kam Südtirol unter Militärprotektorat. 1939 schlossen Hitler und Mussolini ein Abkom