• Leserbriefe •
meth( der Familienname des Vaters weist auf einen slawischen Ursprung hin, derjenige der Mutter bedeutet auf Ungarisch ‚ deutsch’). Nach einer Lehrerausbildung wurde er 1918 k. u. k. Oberleutnant und 1918 Lehrer in seinem Heimatort. Er versuchte sich 1919 als Gewürzhändler, 1928 als Häuserspekulant in Wien und als Landproduktehändler. 1930 erlitt er hohe geschäftliche Verluste. Am 23. September 1930 musste er im Zuge eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens nach Zahlungsunfähigkeit den Offenbarungseid leisten. Ab Ende 1930 versuchte er Züge zum Entgleisen zu bringen, wonach ihm später vor Gericht die im Folgenden dargestellten Taten angelastet wurden:
• Am 31. Dezember 1930 verübte er bei Anzbach – westlich von Wien – einen folgenlosen Eisenbahnanschlag.
• Am 30. Januar 1931 verübte er den zweiten Eisenbahnan- schlag bei Anzbach. Die Lokomotive des Nachtschnellzugs entgleiste. Es entstand nur geringer Schaden.
• Im April 1931 fuhr Matuska nach Berlin und versuchte bei Jüterbog mit einem Schweißbrenner Schienen zu zerstören. Der Versuch misslang. Matuska erwarb nun ganz legal Sprengstoff und reiste damit erneut nach Jüterbog. Am 8. August 1931 sprengte er ein 3,40 m langes Stück Schiene aus dem Gleis. Der Schnellzug Basel – Berlin entgleiste. Es gab vier Schwerverletzte und etwa 50 Leichtverletzte.
• Am 13. September 1931 spreng te Ma tuska die Schienen der 25 m ho- hen, mehrbogigen Eisenbahn brük- ke nahe der westlich von Bu dapest gelegenen Ortschaft Bia torbágy. Lo ko motive, Gepäckwa gen, Schlaf- wagen und drei Perso nenwagen des Nachtschnellzuges Budapest – Wien stürzten in den Tal grund. Es gab 24 Tote, 14 Schwerverletzte und viele Leichtverletzte.
In Österreich wurde Matuska am 1. Oktober 1931 in Wien auf Wunsch der ungarischen Polizei vernommen, weil er als angeblicher Fahrgast des verunglückten Zuges Schadenersatz forderte. Am 7. Oktober 1931, bei einer zweiten Vernehmung, wurde er verhaftet. Er gab sofort seine Verbrechen zu. Bei der Gerichts- verhandlung konnten seine Motive nicht eindeutig geklärt werden. Matuska machte zeitweise den Eindruck eines Verwirrten, eines religiös Wahnsinnigen. Das Schwurgericht verurteilte Ma- tuska wegen der beiden Anschläge von Anzbach zu sechs Jahren schweren Kerkers. Nach vier Jahren Strafverbüßung wurde er an Ungarn ausgeliefert. Dort wurde er wegen Mordes zum Tode verurteilt. Österreich hatte bei den Auslieferungsverhandlungen al- ler dings eine Begnadigung zur lebenslänglichen Strafe vereinbart.
Seit Kriegsende 1944 / 45 ist Matuska verschollen, – nach anderer Quelle soll er von der Roten Armee freigelassen worden sein, während des Korea-Krieges dort für die kommunistische Seite Eisenbahnanschläge unternommen haben und von UNO-Truppen gefangen gesetzt worden sein. Einige in den ersten Jahren nach 1945 verübte Anschläge waren für die Presse gelegentlich Anlass zu der Vermutung, Matuska stecke dahinter.
Film
Der Fall wurde 1982 unter dem Titel „ Viadukt”, auch „ The Train Killer”, in einer deutsch – ungarischen Produktion verfilmt mit Michael Sarrazin in der Hauptrolle und den deutschen Darstel- lern Towje Kleiner, Constanze Engelbrecht und Armin Mueller- Stahl. In Deutschland wurde der Film vom ZDF im Juli 1983 unter dem Titel „ Der Fall Sylvester Matuska” gesendet. Regie führte Sándor Simó. gkrix
Vor 150 Jahren haben
Max und Moritz
„ das Licht der Welt erblickt”
150 Jahre – und noch immer( erfolgreich) am Leben. Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen ist eine Bildergeschichte von Wilhelm Busch. Sie wurde Ende Oktober 1865 erstveröffentlicht und zählt damit zum Frühwerk von Wilhelm Busch.
Die Geschichte der beiden „ Lausbuben” ist eines der meistverkauften Kinderbücher aller Zeiten. Bis heute( 2015) wurde es in 300 Sprachen und Dialekte übertragen.
Ach, was muß man oft von bösen Kindern hören oder lesen! Wie zum Beispiel hier von diesen, Welche Max und Moritz hießen; Die, anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren, Oftmals noch darüber lachten Und sich heimlich lustig machten. Ja, zur Übeltätigkeit, Ja, dazu ist man bereit! Menschen necken, Tiere quälen,
Vorwort
Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen, Das ist freilich angenehmer Und dazu auch viel bequemer, Als in Kirche oder Schule Festzusitzen auf dem Stuhle. Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!! Ach, das war ein schlimmes Ding, Wie es Max und Moritz ging! Drum ist hier, was sie getrieben, Abgemalt und aufgeschrieben.
Das Werk weist im Handlungsgefüge auffällige Gesetzmäßig- keiten und Grundmuster inhaltlicher, stilistischer und wirkungsästhetischer Art auf, die sich auch in den späteren Arbeiten von Wilhelm Busch wiederholen. Viele Reime dieser Bildergeschichte wie „ Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe!”, „ Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich” und „ Gott sei Dank! Nun ist’ s vorbei / Mit der Übeltäterei!” sind zu geflügelten Worten im deutschen Sprachgebrauch geworden.
• Leserbriefe •
Zu: SONNTAGSBLATT 4 / 2015 – Windstille, auf Seite 1. … Ja, auch jetzt Windstille. Wie allgemein bei den Ungarndeut- schen. Ab und zu weht ein laues Lüftchen, bringt aber keine Än- derung. Der Wagen, den man vor zwanzig Jahren ins Rollen bringen wollte, ist in der Matsche stecken geblieben oder bewegt sich mehr nach hinten …
… Den letzten Absatz des Artikels finde ich für „ unvollkommen”, man kann darunter nicht ganz das verstehen, was er ausdrücken sollte – meine ich.( Vielleicht, weil die zwei Zeilen nicht mehr auf dieser Seite Platz gefunden hätten?) Ich hätte nämlich so formuliert: „ Die 200 Jahre … Madjarisierung erbrachte dem madjarischen Volksanteil beträchtlichen Zuwachs. Erst durch den Friedensspruch von Trianon, als Landesteile mit überwiegend „ fremden Volkszugehörigen”( wie Siebenbürgen, das Banat und die Batschka, Kroatien mit Slowenien, Burgenland, Oberungarn und das Karpatenland) abgetrennt wurden und somit das übriggebliebene „ Rumpfungarn” zu 90 % madjarisch geworden ist.” Doch damit war und ist Ungarn auch heute noch nicht – hinsichtlich Bevölkerung – „ homogen”! – immer noch gibt es hunderttausende „ Fremde”, d. h. Nationalitäten, die( laut ung. Verfassung) Teil der ungarischen politischen Gemeinschaft und staatsbildende Faktoren sind.
Nix für ungut. – Ihr aufmerksamer Leser Philipp Pfeil, Segedin
( Fortsetzung auf Seite 32)
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