Sonntagsblatt 4/2023 | Page 20

Danach verteilte der Nikolaus die Geschenke : Äpfel , Nüsse und Dörrobst . Wenn sich die Eltern über das Benehmen ihres Kindes beschwerten , wurde es vom Nikolaus mit einer Rute verhaut . Das Kind musste versprechen , in der Zukunft artig zu sein .
Weihnachten
Es gab in jeder Familie einen Christbaum aus Wacholderbusch zusammengezimmert . In der ersten Hälfte des 20 . Jahrhunderts gab es keine Tannenbäume in Pari . Geschmückt war der Wacholderbaum mit vergoldeten Nüssen , Äpfeln , Gebäck und Salonzucker . Später gab es schon Kugeln . Der Baum wurde in eine Zuckerrübe hineingesteckt . Das Schmücken des Weihnachtsbaums war die Aufgabe der Mutter . Die Kinder wollten nicht mithelfen , da sie fest daran glaubten , dass das Christkind den Weihnachtsbaum bringe .
Am Heiligen Abend wurden Fastenspeisen gegessen : Backkürbis ( Herakherbus ), der vor Halsschmerzen schützen sollte , Hefekuchen , Bohnensalat und aus Dörrobst gekochtes Kompott ( Huzl ). An diesem Abend erschienen das Christkind wie auch der Nikolaus , „ persönlich “. Jemand aus der Bekanntschaft verkleidete sich ganz in Weiß . Bevor die im Leinentuch gekleidete weiße Gestalt die Stube betrat , klingelte sie mit einem Glöckchen und fragte mit tiefer Stimme :
Das Christkind streute Dörrobst , Nüsse und Lebkuchen auf den Boden . Die Kinder sammelten die Geschenke auf und bedankten sich dafür sehr herzlich .
An diesem Abend wurde auch von den Mädchen und Jungen das Krippenspiel von Bethlehem gespielt . Sie zogen von Haus zu Haus . Maria , Josef und die Hirten wurden dargestellt . In einer kleinen Wiege lag das Jesuskind .
Alle gingen um Mitternacht in die Christmette . Der heiligste Tag war der erste Feiertag . Die Messe wurde mehrmals besucht . Die älteren Leute gingen in die erste Messe . Die Jüngeren haben früh das Vieh versorgt und gingen um 10.00 Uhr in die zweite Messe . Die Omas haben gut für die Familie gekocht . Es war auch noch Fleisch vom Schlachtfest übrig , das ja kurz vor Weihnachten stattfand .
Der zweite und dritte Feiertag waren die Männernamenstage Stefan und Johannes . Sie wurden groß gefeiert und die Männer gingen sogar in den Keller . Der vierte Feiertag ( 28 . Dezember ) war der Tag der unschuldigen Kinder . Nun durften die Kinder zu Nachbarn oder Verwandten mit der Rute zum Kindeln gehen . Der Spruch dazu hieß : „ Frisch und gesund , das Neujahr kommt . Bleibet a gesund bis es wieder mal kommt .“ Die Kinder wurden mit etwas Geld belohnt .
„ Darf das Christkind herein ?“ Die Kinder mussten sich knien und sagen : „ Christkind Rat , ich habe dich schon lange erwartet . Gib mir einen Apfel oder eine Nuss , dann gibt es keinen Verdruss .“
So ging das alte Jahr mit Silvester zu Ende und man freute sich auf das kommende Neujahr . Aber was die kommenden Jahre ab 1940 für die Parier mitbrachten , war bis 1940 unvorstellbar für die Bevölkerung . Darüber erfährt der Leser mehr in der nächsten Ausgabe .

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