Sonntagsblatt 4/2023 | Page 12

den ersten Programmhöhepunkt konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums bereits am ersten Tag freuen , als sie der Einladung von Botschafter Dr . Alexander Grubmayr zu einem Empfang in der österreichischen Residenz in Budapest gerne Folge leisteten .
Den Tagungsreigen eröffnete am Folgetag Dr . Zoltán Schmidt , Regionalleiter des Büros der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in Fünfkirchen , der über die Organisation und die Arbeit dieser Organisation berichtete . Weiters referierten Univ . -Prof . Dr . Zoltán Tefner über „ Die Ansiedlung der Ungarndeutschen vor 300 Jahren in der Nord- Schomodei “ sowie Dr . Nelu Bradean-Ebinger , der in Vertretung von Prof . Dr . Hans Dama über den „ Temeswarer Wasserschub “ referierte .
„ Die verschiedenen Zukunftsperspektiven der deutschen altösterreichischen Heimatverbliebenen liegen uns natürlich ebenfalls besonders am Herzen “, so Kapeller und diskutierte mit den Anwesenden darüber , wie man diese einzelnen Volkgruppen am besten unterstützen könne und welche Aufgaben hier der VLÖ übernehmen kann und soll . „ Wie können sich die Heimatverbliebenen einbringen ? Welcher Inhalte bedarf es dazu ? Wie kann die Vernetzung der Aufnahmeländer und der Vertreiberländer intensiviert werden ?“, waren dabei einige Eckpunkte im Zuge der Diskussion zum Themenschwerpunkt „ Netzwerk Heimat “. Ebenso berichtete Kapeller über die hervorragende Zusammenarbeit mit Dr . Philipp Strobl von der Universität Wien , der den VLÖ bei der professionellen Aufarbeitung und Volldigitalisierung der umfangreichen Archivund Bibliotheksbestände mit zahlreichen Primärquellen im Haus konstruktiv begleitet und damit die bewegte Geschichte der deutschen Altösterreicher als wissenschaftliches Forschungsgebiet noch interessanter machen wird .
Eine Stadtführung durch Fünfkirchen seitens Dr . Zoltán Schmidt sowie ein Besuch des schwäbischen Weinbaubetriebs „ Blum Pince “ in Willand / Villány rundeten das Programm vor Ort ab . Kapeller bedankte sich insbesondere bei Dr . Nelu Bradean-Ebinger und Dr . Zoltán Schmidt für die professionelle Mitgestaltung des Symposiums und zeichnete gemeinsam mit den anwesenden VLÖ- Vorstandsmitgliedern Bradean-Ebinger mit der Ehrennadel des Verbandes in Gold ( über den Lebensweg von Prof . em . Dr . Nelu B . Ebinger können Sie im Artikel „ Die Geschichte eines schwäbischen Mannes “ in diesem Heft erfahren ) und Schmidt mit der Ehrennadel des Verbandes in Silber aus . Ebenfalls wurde Harald Hartl mit der Ehrennadel des Verbandes in Silber ausgezeichnet .
Den Abschluss des 22 . VLÖ-Volksgruppensymposiums bildete im Zuge der Rückreise der Besuch des ungarischen Parlaments in Budapest , der gemeinsam mit Dr . Emmerich Ritter , dem Repräsentanten der Ungarndeutschen in der Volksvertretung , organisiert werden konnte .
„ Der verheerende Brand im ‚ Haus der Heimat ’ hat uns nicht missmutig zurückgelassen , sondern uns hingegen dazu motiviert , Neues anzudenken und - in Abwandlung der Metapher ‚ Tradition ist nicht die Anbetung der Asche , sondern die Weitergabe des Feuers ’ - dies auch konstruktiv umzusetzen . Das Erbe und die Geschichte unserer Ahnen darf nicht dem Vergessen anheimfallen , sondern soll mit der Unterstützung und dem Wissen der Zeitzeugen für künftige Generationen dauerhaft gesichert werden “, sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 22 . VLÖ-Volksgruppensymposiums abschließend sicher .
Es ist schön , das Leben durch Entdeckung der Künste zu veredeln .

INVENTAS VITAM IUVAT EXCOLOUISSE PER ARTES

Von Stefan Pleyer
Anfang Oktober glühte die ungarische Öffentlichkeit im Fieber der Nobelpreisvergaben 2023 . Bei der diesjährigen Zeremonie der höchstwertigen Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen ernteten zugleich zwei ungarische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler maßgebliche Erfolge , wovon auch die internationale Weltpresse laut war : Prof . Dr . Katalin Karikó wurde für ihre im Felde der Entwicklung der mRNA-basierten Impftechnologie durchgeführten bahnbrechenden Forschungen mit dem Preis für „ Physiologie oder Medizin ” ausgezeichnet , und der zweite Gewinner , Prof . Dr . Franz Krausz , erhielt die Ehrung in der Kategorie „ Physik ” aufgrund seiner Pionierarbeit in der Vermessung der Bewegung der Elektronen , welch weitere breite Perspektiven der Kernforschung eröffnete . Der in Moor aufgewachsene und in München wirkende Physiker bereichert die geistesadelige Reihe jener ungarländischer Nobelpreisträger , die Ungarndeutsche oder Deutschstämmige waren . In der
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Form dieser folgenden Liste möchten wir die Erinnerung an ihr Wirken und ihre Forschungsergebnisse bewahren , womit Angehörige des Ungarndeutschtums ihren eigenen Anteil zur universellen Wissenschaft und Literatur beitrugen . Von ihnen ist der Pressburger Physiker Philipp von Lenard hervorzuheben , der als der allererste ungarländische Nobelpreisträger gilt . Das jetzt mit dem Nobelpreis gekrönte Lebenswerk von Franz Krausz ist ein gutes Beispiel dafür , wie fruchtbringend sich die Zusammenarbeit der ungarischen , österreichischen und deutschen wissenschaftlichen Forschungen erweisen können : In dieser Partnerschaft und Dialog erfüllt das Ungarndeutschtum seit dem Wissensruhm der peregrinischen Siebenbürger und oberungarischen zipsersächsischen Polyhistoren der Frühen Neuzeit eine wichtige Rolle als mitteleuropäische Brückenbauern . Wir gratulieren recht herzlich den neuen Preisträgern !
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