Sonntagsblatt 4/2020 | Page 8

Nach Angaben von Josef Tafferner konnten in den vergangenen sechs Jahren zahlreiche Investitionen getätigt werden : So wurden das gesamte Stromnetz der Schule sowie die Schülertoiletten erneuert - interaktive Tafeln und Computer angeschafft . Darüber hinaus erhielt die Schule aus dem staatlichen Sondertopf für Nationalitätenschulen 2019 28 Millionen Forint ( 85.000 Euro ) und 2020 50 Millionen Forint ( 130.000 Euro ) für die Erneuerung der Heizung , die Ausbesserung des Daches und die energetische Sanierung des Schulgebäudes . Auch das deutsche Bundesministerium des Inneren half im Rahmen einer Ausschreibung mit Möbeln und elektronischen Geräten .
„ Die im Vergleich zu staatlichen ( KLIK- ) Schulen großzügige Finanzierung von Nationalitätenschulen bietet für uns reichlich Chancen , unsere Pläne umzusetzen ”, sagt Matthias Kreisz , Vorsitzender der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Taks . Auch Éva Szathmári - seit diesem Jahr Leiterin der Deutschen Nationalitätengrundschule Taks - bestätigt diesen Eindruck und nennt Beispiele für umgesetzte Bauvorhaben wie die Runderneuerung des kleinen Pausenhofes und Invesitionen im EDV-Bereich , in deren Folge mittlerweile jeder Klassenraum über einen Computer und einen Beamer , häufig auch über eine interaktive Tafel ( Smartboard ) verfügt . Die Wahl 2019 brachte nach Worten des DNSVW-Vorsitzenden einen neuen Aufschwung bei der Investitionstätigkeit : In dem vergangenen Jahr wurden im Wert von 20 Millionen Forint ( 60.000 Euro ) PVC-Böden ersetzt und Türen und Fenster ausgewechselt . Auch ein großes „ Wahlsprechen ” konnte nach Angaben von Kreisz eingelöst werden : die Neuordnung des Caterings . Die Verköstigung der Schüler wurde vor einigen Jahren ausgelagert , so dass das Essen von einer Großküche in Halásztelek angeliefert wurde - mit der Konsequenz , dass die Betriebskantine des Kindergartens , die zuvor sämtliche Einrichtungen in Taks bekochte , ungenutzt blieb . Mit der Kündigung des Vertrags mit der Firma in Halásztelek setzte man auch auf eine Modernisierung im EDV-Bereich : Die Eltern können das Essen über eine Online-Plattform bestellen , bezahlen , sich über die Zutaten informieren und auch Absagen sind elektronisch möglich . Die Kinder können ihr Essen in der runderneuerten Kantine mit Hilfe einer Chipkarte abholen . Auch im Herbst blieb es nach Angaben der Schulleitung nicht ruhig : Die Heizung wurde modernisiert - aus dem Programm für Bauvorhaben , das anstelle der programmorientierten Fördermaßnahmen aufgelegt und von der Landesselbstverwaltung koordiniert wurde ( das Sonntagsblatt hat darüber berichtet ). Nächstes Jahr steht nach Kreisz die Erneuerung des veralteten Stromnetzes an : „ Wir wollen jedes Jahr 20-30 Millionen Forint investieren .” Auch die Errichtung eines neuen Gebäudeteils ist geplant , denn die Schule sei nach Angaben von Schulleiterin Szathmári weiterhin sehr beliebt , allen voran im Kreise von bildungsorientierten Eltern . Die Grundschule war 1989 eine der ersten , in denen der zweisprachige Unterricht eingeführt wurde . Auch heute noch gehört die Einrichtung zu den größten zweisprachigen Grundschulen im Land : Von den vier Klassen pro Jahrgang sind zwei bilingual ( in den beiden anderen lernen die Kinder Deutsch in 5 + 1 Stunden ). Zweisprachig bedeutet in diesem Falle , dass in der Unter- und Mittelstufe die Fächer Biologie , Geografie , Sport , Kunst und Musik in deutscher Sprache unterrichtet werden , Mathematik und Geschichte , die anderenorts auf Deutsch unterrichtet werden , hingegen nicht , denn diese seien aufnahmeprüfungsrelevant und der Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer auf eine Jahrzehnte lange Tradition zurückblicke ( hierbei könne man sich nicht über Lehrermangel beklagen ), so die stellvertretende Schulleiterin Nora Wiedemann . Damit weist sie auf ein Problem hin , wonach für die meisten Schüler der Abgang von der zweisprachigen Grundschule auch das Ende des zweisprachigen Unterrichts bedeutet , auch wenn dennoch zahlreiche Schülerinnen und Schüler auf das Lajos-Kossuth-Gymnasium oder das Deutsche Nationalitätengymnasium wechselten ( beide im 20 . Stadtbezirk von Budapest ansässig ). Die Versorgung mit Fachlehrern bezeichnet Wiedemann als gut , die solide Arbeit zeige sich unter anderem darin , dass immer mehr Abgänger Aufnahme an Budapester Elitegymnasien fänden . Probleme bereite hingegen der fehlende Nachwuchs bei den Grundschulpädagoginnen ( Richtung Nationalitätenlehramt ), zumal in den letzten Jahren etliche Kolleginnen ausschieden , von denen einige im Lehrauftrag weiterhin an der Schule tätig wären . 60 % der Achtklässler würden das Sprachniveau B1 erreichen , einige würden sich auch an das höhere Niveau B2 heranwagen . Einige der Schüler kommen aus binationalen Familien , wo sie zweisprachig aufwachsen oder aus Familien , die eine Zeitlang im deutschsprachigen Ausland gelebt haben – ihre Deutschkenntnisse würden motivierend auf die Mitschüler auswirken . Die Mundart scheint hingegen nicht mehr präsent zu sein : „ Ich hatte in den vierzig Jahren meiner Karriere nur eine einzige Schülerin mit schwäbischer Muttersprache ”, erzählt Ildiko Tomana-Winkler , die lange Jahre die Grundschule leitete und jetzt Mitglied der Deutschen Selbstverwaltung ist .
Eine Herausforderung stellt aus Sicht der jetzigen Schulleiterin Éva Szathmári die Sogkraft der Hauptstadt dar , die mit ihren sechs- und achtjährigen Gymnasien Viert- und Sechstklässler anzöge . Betroffen hiervon seien in erster Linie aber nicht alteingesessene Takser , sondern Schüler aus anderen Orten . Neben dem zweisprachigen Unterricht versucht die Schule vielfältige Angebote zu unterbreiten : Dazu gehören das Sommersprachlager in Österreich , der Aussprachewettbewerb , das Schwabenlager mit Handwerk , Gesang , Gastronomie und Instrumentalmusik sowie der Martinstag unter Beteiligung der ganzen Gemeinde und das Adventskonzert – letzteres in der Organisation der deutschen Selbstverwaltung .
Konrektorin Wiedemann hebt im Gespräch den guten Kontakt zwischen der Schulleitung und der Deutschen Selbstverwaltung hervor , der durch den Umstand erleichtert würde , dass zwei Mitglieder der Selbstverwaltung als Lehrerinnen an der Nationalitätenschule Taks arbeiten . Auch jenseits des zweisprachigen Unterrichts bemüht sich die Schule nach eigenen Angaben um die deutsche Sprache : So seien Pausengespräche auf Deutsch keine Seltenheit und im Geschichtsunterricht behandele man beispielsweise im Sinne des fächerverbindenden Unterrichts ungarndeutsche Themen , so Schulleiterin Szathmári , die Geschichtslehrerin ist . Auch der Kontakt zum Ungarndeutschen Bildungszentrum Baaja sei rege und auch mit der deutschen Partnergemeinde plane man eine Vertiefung der Beziehungen auf schulischer Ebene in Form von Schüler- und Lehreraustausch .
Auszeichnung einer unabhängigen und mutigen Historikerin
Laudatio zur Zuerkennung des Suevia-Wissenschaftpreises an Dr . Ágnes Tóth am 12 . Oktober 2020 im Lenau-Haus in Fünfkirchen / Pécs
Von Dr . Johann Till
Es sind gut 30 Jahre her , als ich zum ersten Mal Frau Dr . Ágnes Tóths Name im SUEVIA-Jahrbuch der Deutschen aus Ungarn las und ihr persönlich auf einer Tagung in Deutschland begegnete . Etwa zur gleichen Zeit las ich auch zum ersten Mal den Text des Protokolls der Allparteienkonferenz , die kurz vor der Potsdamer Konferenz der Siegermächte im April 1945 in Budapest stattfand .
Was haben Ágnes Tóth , die Potsdamer Konferenz der Sieger des 2 . Weltkrieges und die Allparteienkonferenz von 1945 mit unserem heutigen Ereignis hier zu tun ? Warum fiel mir , wo wir
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