Sonntagsblatt 4/2020 | Page 7

schesch / Vecsés steht die gleiche Leiterin vor , an allen anderen Schulen , in Neuhartian / Újhartyán , Taks / Taksony und Tscholnok / Csolnok gibt es neue Schulleiter und Schulleitungen .
Die Grundschule Neuhartian stand damals – kurz nach dem Trägerwechsel – vor großen Plänen : Man wollte einen gymnasialen Zweig aufbauen , was aber – wie es sich herausgestellt hat – einen erneuten Trägerwechsel ( von der örtlichen zur Landesselbstverwaltung ) bedeutet hätte . Auch die Kosten , die anfänglich auf 800 Millionen Forint ( 2,7 Millionen Euro ) geschätzt wurden , explodierten und betrugen nach Angaben von László Bambuk , der die Leitung der Schule nach vier Jahren Stellvertretung 2019 übernahm , auf 3,6 Milliarden ( 10,3 Millionen Euro ) - „ ein zu großer Brocken für eine örtliche Nationalitätenselbstverwaltung ”, so der Direktor .
Trotzdem hätte es Sinn ergeben , denn „ die Schule hat eine große Anziehungskraft in der Umgebung ”, nicht zuletzt , weil Neuhartian das Bild einer konsolidierten Ortschaft abgebe , wo Menschen leben würden , die sich an die Regeln hielten . So planen Schulleitung und Selbstverwaltung ein Wachstum auf Basis bestehender Strukturen : So soll zu den zwei Klassen pro Jahrgang eine dritte hinzukommen , was aber auf jeden Fall den Bau eines neuen Gebäudes bedeuten würde .
Das andere Vorhaben der ersten Stunden war die Erhöhung des Anteils des Unterrichts in deutscher Sprache – es blieb bislang nach Angaben des Schulleiters bei fünf Stunden und einer Volkskundestunde , also bei der klassischen sprachunterrichtenden Form . „ Man muss sehen , dass Deutsch eine Fremdsprache für uns geworden ist , was unter anderem auf die Entwicklung in der kommunistischen Zeit mit ihren Einschränkungen beim Sprachgebrauch zurückzuführen ist . Zum anderen klagen viele Eltern darüber , dass die Kinder auch so zu viel Deutsch lernen müssten ”, so Schulleiter Bambuk . Er setzt auf den Gebrauch der deutschen Sprache im Alltag über Grußformel und Anweisungen sowie durch deutschsprachige Zusatzangebote wie Camps und Handarbeitsaktivitäten . Er spricht davon , dass man damit am Anfang stünde , aber wie er sagt , wolle man „ die zweisprachige Form einführen ”, Gespräche mit der Nationalitätenselbstverwaltung darüber würden laufen .
Darüber hinaus will Bambuk die „ Traditionspflege transformieren ”, um die Schüler zu motivieren und nennt dabei als Beispiel die Erstellung eines Tableaus zum Thema Ansiedlung , womit man dank der Augmentin-Technologie auf Smartphones 3D-Abbildungen aufrufen könne , so der Schulleiter , der in „ Zivil ” Informatiklehrer ist .
Bambuk bezeichnet die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und der Deutschen Selbstverwaltung als gut , wobei zwischen beiden Körperschaften weiterhin große personelle Überschneidungen bestünden . Die Finanzierung der Schule ist nach Worten des Schulleiters solide , dies gelte sowohl für Anschaffungen wie auch für Personalausgaben . Die Frage des Betreibens der Gebäude , die ab dem nächsten Jahr ins Eigentum der Nationalitätenselbstverwaltungen übergehen sollten , würde noch für Unsicherheiten sorgen .
Auch Kristina Sárdi , Schulleiterin der Nationalitätengrundschule Wetschesch ( der Dorfschule ), spricht von einem ausgeglichenen Haushalt . Man habe in den letzten Jahren vieles umsetzen können , so die Erneuerung des Sportplatzes sowie der Schulkantine und man könne auch Zuschüsse zu Auslandsfahrten und dem Einsatz eines muttersprachlichen Helfers beim Volkskundelager gewähren . „ Man braucht aber eine gewisse Schülerzahl und ergänzende Fördergelder ”, so Sárdi , die bereits beim ersten Interview Leiterin der Einrichtung war . Obwohl gerade in der Primarstufe eine Pensionierungswelle anrolle , könne sie als Schulleiterin bezüglich der Versorgung mit Lehrern nicht klagen – sie hofft auf die Sogwirkung der erhöhten Zulagen in diesem Bereich .
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Die Schule habe in den letzten Jahren nach Eindruck von Kristina Sárdi weiter an Attraktivität gewonnen . Es gebe mittlerweile Jahrgänge mit drei-vier Klassen , womit man auf eine Gesamtzahl von 460-480 Schülerinnen und Schülern komme . Sie führt dies mitunter auf die Einführung des Englischunterrichts in der Unter- und Mittelstufe ( Klassen 5-8 ) mit je zwei Wochenstunden zurück – in den zweisprachigen Gruppen unterrichte man die Schüler sogar dreistündig . In der Primarstufe erstreckt sich der deutschsprachige Fachunterricht nach Angaben der Schulleiterin auf die Fächer Technik , Umweltkunde , Kunst , Musik und Tanz / Sport , in der Unter- und Mittelstufe auf Geschichte , Erdkunde und Musik . Dabei handele es sich in keinem Jahrgang um ganze zweisprachige Klassen : Die Zahl der Teilnehmer am zweisprachigen Programm bewegt sich zwischen 12 und 20 pro Jahrgang – die Eltern haben nach der vierten Klasse die Möglichkeit , zwischen der Form „ Nationalitätensprachunterricht in 5 + 1 Stunden ” oder der Fortführung der zweisprachigen Form zu entscheiden . „ Viele haben Angst vor dem Fach Geschichte ”, räumt die Schulleiterin ein , was dazu führe , dass es auch Gruppen gäbe , die nur Erdkunde in deutscher Sprache lernen würden . Dennoch würden fast alle die Stufe B1 des Deutschen Sprachdiploms erreichen ( letztes Jahr 16 von 18 Prüfungskandidaten ) – dabei ist die Teilnahme freiwillig .
Bei den weiterführenden Schulen dominiert nach Angaben von Sárdi die Form Gymnasium , wobei Deutsch nicht die einzige Priorität sei . Als Problem sieht die Schulleiterin an , dass viele Schulen in Deutsch nur Sprachanfängerkurse starten würden . Beliebt seien aber das allgemeinbildende Deutsche Nationalitätengymnasium ( mit drei-vier ehemaligen Schülern pro Jahrgang ) und zweisprachige berufliche Gymnasien .
Wichtig findet Sárdi dabei die Netzwerkbildung im Kreise von Schulen in Trägerschaft deutscher Selbstverwaltungen – dafür stünden die Kontakte zu den Schulen in Neuhartian und Taks , was sich durch gegenseitige Hilfe manifestiere . Auch die Landesselbstverwaltung übernehme immer mehr die Rolle einer Koordinierungs- und Beratungsstelle , die regelmäßig Informationsveranstaltungen anbiete .
Aus einem erzwungenen Netzwerk oder vielmehr Verbund von Schulen der Umgebung löste sich vor sechs Jahren die Nationalitätengrundschule Tscholnok , die seit einem Jahr in der Person von Josef Tafferner einen alten-neuen Schulleiter hat : Der ehemalige Bürgermeister stand bereits zwischen 2001 und 2010 der Schule vor . „ Die Schule scheint ihren alten Geist zurückzuerlangen - dank der Präsenz der Schulleitung . Es war eine Bitte der Trägerin , dass der Schulalltag von einer ruhigen Atmosphäre geprägt ist , und dies scheint erreicht zu sein ”, schrieb Tafferner auf Anfrage des Sonntagsblattes und spielte dabei auf das zerrüttete Verhältnis zwischen der vormaligen Schulleiterin und dem Lehrerkollegium an . In den letzten fünf Jahren verzeichnete man zwar einen deutlichen Rückgang der Schülerzahlen von 220 auf 182 , was aber immerhin eine Steigerung von acht Schülern in den letzten zwei Schuljahren bedeutet . Auch das Lehrerkollegium erlebte nach Tafferners Angaben einen Wandel in dieser Zeit : Langjährige Kolleginnen verließen die Schule , neue sind hinzugekommen , darunter auch solche mit Deutsch-Facultas .
Die Schule bietet seit Mitte der 1990er Jahre - als es noch zweisprachige Lerngruppen bei mehr als doppelt so vielen Schülern an damals zwei Standorten gab - die sprachunterrichtende Form 5 + 1 Stunden an . Hierbei sei die Versorgung mit Fachlehrern gesichert – nicht so in den Fächern Biologie und Chemie , Mangelfächer im ganzen Land . Ergänzt werde der Deutschunterricht um Nationalitätenwettbewerbe , ein einwöchiges Sommerlager und auch die „ Neue Zeitung ” macht Angebote . Am Ende der achten Klasse nehmen die Schülerinnen und Schüler an Deutschen Sprachdiplomprüfungen teil und einige wechseln nach Angaben des Schulleiters auf das zweisprachige Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar .
( Fortsetzung auf Seite 8 )
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