Sonntagsblatt 4/2019 | Page 30

fen! Es ist daher kein Wunder, dass im Mittelpunkt dieser Treffen die ungarndeutsche Vergangenheit - mit Gegenwartsrelevanz - stand. Franz war dabei eine Kämpfernatur, einer, der es nie scheute Klartext zu reden. Ich weiß, viele mochten es, aber es gab auch welche, die ihre Schwierigkeiten damit hatten. Das wurde auch im Konvent der Vereinigung ungarndeutscher Akademiker, der Suevia Pannonica, an dem ich im besagten Jahr teilnehmen durf- te, deutlich, als sich Franz zu Wort meldete – denn alle schmun- zelten, in Erwartung und Vorfreude auf das, was kommt. Seine schonungslose Kritik galt der ungarischen Minderheitenpolitik, aber gleichzeitig deren Vertretern in Vergangenheit und Gegen- wart, Madjaren und Ungarndeutschen gleichermaßen. Legendär waren seine kommentierten Übersetzungen (darauf bestand er, auch unter Androhung der Rückgabe des Auftrags, was aber nie passierte, nicht zuletzt, weil Franz ein präziser und hervorragen- der Übersetzer war, der in beiden Sprachen zu Hause war) und die vielen Leserbriefe, die er an die F.A.Z, Magyar Nemzet (wo er die Redaktion mit „Urak” - Meine Herren - angeredet hat) und Junge Freiheit u. a. richtete (ich habe sie noch alle aufgehoben, zwei Ordner voll). Sein Leben bestimmte das persönliche Schicksal seiner Familie – ich habe erst im Nekrolog von Johann Till erfahren, dass Franz selber verschleppt wurde ‒ davon hat er nie gesprochen. Sein Mitgefühl galt vielmehr seiner Schwester, die auch verschleppt wurde und nicht überlebte. Franz ist derjenige gewesen, der von Anfang an von einer ethnischen Komponente bei den Ver- schleppungen sprach, was mittlerweile auch durch Forschungs- ergebnisse teilweise belegt wurde. Er gedachte auch oft seinem Bruder, der Priester wurde und bis zu seinem Tode im Bistum Fünfkirchen diente. Wohlgemerkt nicht als Wesner, sondern als Várnagy! Franz verbrachte früher viel Zeit am Neusiedler See – ich spürte dabei, dass er immer noch an Ungarn hing, zumal eine seiner Schwestern, die mittlerweile auch gestorben ist, in Südungarn lebte. Ich habe mehrfach versucht (obwohl ich von dem Aufflie- gen in Straßsommerein/Nickelsdorf und dem Gefängnisaufent- halt wusste), ihn zu einem Ungarn-”Trip” zu überreden, was er aber stets ablehnte. Neben der Angst um mögliche juristische Nachbeben überwogen bei ihm die Erinnerungen daran, die ihn naturgemäß belasteten. von Sankt Iwan bei Ofen, wobei er im Nachbarort Werischwar, woher mein Vater stammt, gewohnt hat, was uns zusätzlich ver- band. In Franz‘ Wohnung, einer Arbeitersiedlung in Dortmund, sammelte sich im Laufe der Jahre viel Material – was aber durch die Auflösung seiner Wohnung nach seinem Schlaganfall leider zum größten Teil verloren gegangen ist. Ich traf Franz kurz da- nach erneut, in einer Seniorenresidenz in Holzwickede. „Ich will hier raus”, sagte er, und er schaffte es mit über 80, einen Neu- anfang zu wagen. Seinen neuen Platz fand er in Unna, wo er ein eigenes Apartment bezog und von wo aus er seine täglichen Ein- käufe bei „Rewe gegenüber” selber erledigen konnte. Bei unse- rem letzten Treffen November 2018 sprachen wir noch viel über die ungarndeutsche Vergangenheit und Gegenwart. Das nächs- te Treffen war für diesen Herbst geplant. Dazu wird es aber nicht mehr kommen. Dein Erbe werde ich stets bewahren. Ruhe in Frieden, Franz! s Einladung Vollversammlung der Jakob Bleyer Gemeinschaft Hiermit lädt der Vorstand der Jakob Bleyer Gemeinschaft alle Mitglieder und Interessenten zur Jahreshauptversammlung des Vereins ein. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wird ein Bericht über das Jahr 2019 gegeben, sowie die finanzielle Lage und die Tätigkeit der JBG im vergangenen Jahr vorgestellt. Im Weiteren wird es über die künftigen Pläne auch berichtet. Wir freuen uns auf Ihre/Eure Teilnahme! Ort: Heimatmuseum Wudersch, 2040 Budaörs, Budapesti út 47. Termin: 1. Februar 2020, 10 Uhr Dennoch bestimmte sein Leben in der neuen Heimat die Be- schäftigung mit den Ungarndeutschen, für ihn ein abgeschlosse- nes Kapitel, das es zu dokumentieren gelte, wie er stets betonte. Zu diesem Kapitel gehörte auch sein Dienst in der Grundschule Unsere Zukunft wird auf Deutsch geschrieben! WERDEN SIE MITGLIED DER JAKOB BLEYER GEMEINSCHAFT FÜR EINE PROSPERIERENDE UNGARNDEUTSCHE ZUKUNFT! UNSER SCHICKSAL LIEGT IN UNSEREN HÄNDEN! 30 SoNNTAGSBLATT