fen! Es ist daher kein Wunder, dass im Mittelpunkt dieser Treffen
die ungarndeutsche Vergangenheit - mit Gegenwartsrelevanz -
stand.
Franz war dabei eine Kämpfernatur, einer, der es nie scheute
Klartext zu reden. Ich weiß, viele mochten es, aber es gab auch
welche, die ihre Schwierigkeiten damit hatten. Das wurde auch
im Konvent der Vereinigung ungarndeutscher Akademiker, der
Suevia Pannonica, an dem ich im besagten Jahr teilnehmen durf-
te, deutlich, als sich Franz zu Wort meldete – denn alle schmun-
zelten, in Erwartung und Vorfreude auf das, was kommt. Seine
schonungslose Kritik galt der ungarischen Minderheitenpolitik,
aber gleichzeitig deren Vertretern in Vergangenheit und Gegen-
wart, Madjaren und Ungarndeutschen gleichermaßen. Legendär
waren seine kommentierten Übersetzungen (darauf bestand er,
auch unter Androhung der Rückgabe des Auftrags, was aber nie
passierte, nicht zuletzt, weil Franz ein präziser und hervorragen-
der Übersetzer war, der in beiden Sprachen zu Hause war) und
die vielen Leserbriefe, die er an die F.A.Z, Magyar Nemzet (wo
er die Redaktion mit „Urak” - Meine Herren - angeredet hat) und
Junge Freiheit u. a. richtete (ich habe sie noch alle aufgehoben,
zwei Ordner voll).
Sein Leben bestimmte das persönliche Schicksal seiner Familie
– ich habe erst im Nekrolog von Johann Till erfahren, dass Franz
selber verschleppt wurde ‒ davon hat er nie gesprochen. Sein
Mitgefühl galt vielmehr seiner Schwester, die auch verschleppt
wurde und nicht überlebte. Franz ist derjenige gewesen, der
von Anfang an von einer ethnischen Komponente bei den Ver-
schleppungen sprach, was mittlerweile auch durch Forschungs-
ergebnisse teilweise belegt wurde. Er gedachte auch oft seinem
Bruder, der Priester wurde und bis zu seinem Tode im Bistum
Fünfkirchen diente. Wohlgemerkt nicht als Wesner, sondern als
Várnagy!
Franz verbrachte früher viel Zeit am Neusiedler See – ich spürte
dabei, dass er immer noch an Ungarn hing, zumal eine seiner
Schwestern, die mittlerweile auch gestorben ist, in Südungarn
lebte. Ich habe mehrfach versucht (obwohl ich von dem Aufflie-
gen in Straßsommerein/Nickelsdorf und dem Gefängnisaufent-
halt wusste), ihn zu einem Ungarn-”Trip” zu überreden, was er
aber stets ablehnte. Neben der Angst um mögliche juristische
Nachbeben überwogen bei ihm die Erinnerungen daran, die ihn
naturgemäß belasteten.
von Sankt Iwan bei Ofen, wobei er im Nachbarort Werischwar,
woher mein Vater stammt, gewohnt hat, was uns zusätzlich ver-
band. In Franz‘ Wohnung, einer Arbeitersiedlung in Dortmund,
sammelte sich im Laufe der Jahre viel Material – was aber durch
die Auflösung seiner Wohnung nach seinem Schlaganfall leider
zum größten Teil verloren gegangen ist. Ich traf Franz kurz da-
nach erneut, in einer Seniorenresidenz in Holzwickede. „Ich will
hier raus”, sagte er, und er schaffte es mit über 80, einen Neu-
anfang zu wagen. Seinen neuen Platz fand er in Unna, wo er ein
eigenes Apartment bezog und von wo aus er seine täglichen Ein-
käufe bei „Rewe gegenüber” selber erledigen konnte. Bei unse-
rem letzten Treffen November 2018 sprachen wir noch viel über
die ungarndeutsche Vergangenheit und Gegenwart. Das nächs-
te Treffen war für diesen Herbst geplant. Dazu wird es aber nicht
mehr kommen. Dein Erbe werde ich stets bewahren. Ruhe in
Frieden, Franz!
s
Einladung
Vollversammlung der Jakob Bleyer Gemeinschaft
Hiermit lädt der Vorstand der Jakob Bleyer Gemeinschaft alle
Mitglieder und Interessenten zur Jahreshauptversammlung des
Vereins ein. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wird ein
Bericht über das Jahr 2019 gegeben, sowie die finanzielle Lage
und die Tätigkeit der JBG im vergangenen Jahr vorgestellt. Im
Weiteren wird es über die künftigen Pläne auch berichtet.
Wir freuen uns auf Ihre/Eure Teilnahme!
Ort:
Heimatmuseum Wudersch, 2040 Budaörs, Budapesti út 47.
Termin:
1. Februar 2020, 10 Uhr
Dennoch bestimmte sein Leben in der neuen Heimat die Be-
schäftigung mit den Ungarndeutschen, für ihn ein abgeschlosse-
nes Kapitel, das es zu dokumentieren gelte, wie er stets betonte.
Zu diesem Kapitel gehörte auch sein Dienst in der Grundschule
Unsere Zukunft wird auf
Deutsch geschrieben!
WERDEN SIE MITGLIED DER JAKOB BLEYER
GEMEINSCHAFT FÜR EINE PROSPERIERENDE
UNGARNDEUTSCHE ZUKUNFT!
UNSER SCHICKSAL LIEGT IN UNSEREN
HÄNDEN!
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SoNNTAGSBLATT