Sonntagsblatt 4/2019 | Page 21

AN DEN WIR UNS GERNE ERINNERN: OTTO HERMANN KRAUSE Ich lese die seitenlange Beschreibung und staune. Krause wird von den madjarischen Landsleuten verehrt? Merkwürdig! Immer- hin lobenswert! Deshalb will ich hier einige Passagen (sinnge- mäß) übersetzen: … Wir berichten über solche Paumascher Persönlichkeiten, auf die wir stolz sind, da sie unsere Ortschaft der Welt bekannt ge- macht haben oder die sich eben hier allgemeiner Verehrung er- freuten… … Otto Hermann Krause, Dichter, Dramatiker und Publizist ent- stammt einer Altofener/Óbudaer Familie, die sich mit Weinbau beschäftigte und deren Wurzeln bis nach Dresden reichen. Er wurde am 26. März 1870 geboren, besuchte die Handelshoch- schule, erlernte die ungarische Sprache und widmete sich der Welt der Bücher. Sein Vorbild war der Verleger und Buchhändler Heckenast, doch aus Gesundheitsgründen wählte er den Beam- tenberuf und war im Finanzministerium angestellt. Doch seine Freizeit widmete er dem Schreiben… … Am 10. Juli 1897 heiratete Krause Gabriele Tregele, die Toch- ter des Großgrundbesitzers Jakob Tregele in Altofen und zog nach Paumasch/Pomáz, wo er bis zu seinem Lebensende arbei- tete. Ältere Paumascher können sich noch an die Krause-Gasse und den Krause-Ortsteil erinnern, die es bis Kriegsende gegeben hat… Das junge Ehepaar hatte vier Kinder… … Die Paumascher hielten Krause hinsichtlich seines literari- schen Schaffens für einen „geheimnisvollen” Menschen. Noch als junger Mann schrieb er das Drama „Dämon”, das jedoch nicht erschienen ist. Sein bekanntestes Werk ist RABBI JEZUA”, eine Tragödie, die 1893 herausgegeben wurde. 1909 erschien von ihm „DAS HOHELIED DES WEIBES”, ein Gedicht-Sammelband. Zur Jahrhundertwende hat sich Krauses Natur und Arbeit völ- lig geändert, seine Werke erschienen unter dem Dichternamen „Nemo”. Sein 1905-1906 entstandenes Buch „DEUTSCH-UN- GARISCHER KATECHISMUS” diente der Aufklärung des ungar- ländischen Deutschtums, der Förderung der nationalen Identität und der Verhinderung der Assimilation. … Trotz seiner Krankheit schrieb er fleißig, es entstanden die Werke „KÖNIGIN GOLDHAAR”, „DAS MEERGESPENST”, „BRUDER JESUS” und „CHRISANTHEMA”, ein dramatisches Gedicht. Je ein Exemplar seiner Werke sind in der Ortsgeschichtlichen Sammlung zu Waldangelloch abgelegt. … Krause ist im Alter von 40 Jahren am 10. November 1910 in Paumasch gestorben und wurde in Budapest im Kerepescher Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Seine Frau und zwei seiner Töchter ruhen im alten kath. Friedhof zu Paumasch… her unbekannte Thema auch weiterhin fremd bleiben. Auch die deutschen Medien Ungarns, mit der Neuen Zeitung, dem Wo- chenblatt der Ungarndeutschen, an der Spitze, haben den Vor- trag über Krause und Katechismus totgeschwiegen. Dabei hät- ten doch eben Geschichts- und Zeitungsschreiber neugierig sein sollen, was diese „wie ein Detektivroman klingende” Geschichte – wie es in der Einladung des HdU hieß – uns allen - voran uns Ungarndeutschen - verraten wird. Oder waren die dort gehörten Neuigkeiten so „dicke” und „unkeusche” Enthüllungen, dass man es für besser hält, darüber nicht zu berichten? Doch eben die- se, seit hundert Jahren gepflogene Geheimtuerei hinsichtlich der Person Krause und seinem Werk macht das Thema interessant und Frau Till hat es auch ausgezeichnet verstanden, es interes- sant und spannend vorzutragen. Wer war Otto Hermann Krause? Im Biographielexikon von Anton Treszl „Wer ist wer?” ist zu lesen: Krause, Otto Hermann, Dichter, Dramatiker, Publizist und Volks- tumskämpfer; * Altofen 1870 - ? 1910; Sproß eines Altofener Ge- schlechts. Von der donauschwäbischen Forschung bisher kaum beachtet. Er führte einen publizistischen Kampf - gemeinsam mit ENDRE ADY - gegen die finsteren Mächte seiner Zeit, so z. B. gegen Graf Albert APPONYI, den Vernichter der Nationalitä- ten-Schulen. K. verfaßte den Deutschungarischen Katechismus und kann somit als Vorläufer der völkischen Erweckungsliteraten angesehen werden. Er war auch ein vorzüglicher Dramatiker. Li- teratur: 11~1988, S. 12-13. Leider, viel mehr ist über Krause nicht zu erfahren. Aus „Süd- ostdeutsches Archiv“ (1959) – von Harold Steinacker herausge- geben – entnehmen wir noch ergänzend: „In der Annahme, daß er als Beamter des Finanzministeriums in Budapest gewohnt haben dürfte, ließ ich von befreundeter Seite die Budapester Adreßbücher von 1890 bis 1910 durchsehen, er kommt indessen in ihnen nicht vor. Offenbar blieb er zeitlebens in Pomáz wohnen, das ja ganz in der Nähe der Hauptstadt liegt, vielleicht im elterlichen Hause. Das würde seine enge Fühlung mit der bäuerlichen Denk- und Sprechweise erklären, die der Ka- techismus zeigt und der er seine starke Wirkung auf die bäuer- lichen Leser verdankt… Ich persönlich erinnere mich, als junger Mann unter den Büchern meines Vaters ein von Krause verfaß- tes Jesusdrama und, wenn ich mich nicht täusche, ein Bänd- chen seiner Lyrik gesehen zu haben… Nur in dem Büchlein des Dichters Conrad Jacob Stein (Franzfeld) finden sich einige kurze Worte über Krauses Werke…Die Liste dieser Werke ist im Besitz von Prof. Anton Scherer, Graz. Aus letzterer Quelle wissen wir auch, daß Krause im November 1910 in Pomáz an Kehlkopf- tuberkulose gestorben ist. Seine Eltern waren dort Weinbauern.“ Über den deutsch-ungarischen Katechismus Vortrag von Frau Anneliese Till, Wemding/D, über Otto Hermann Krause und sein „Deutschungarischer Kate- chismus” Im Herbst 1907 gab es auf der Post-, den Gemeindeämtern und den Gerichten erster Instanz in den deutschbesiedelten Gebieten Ungarns große Aufregung. Von oben war die Weisung gekom- men, unter den an deutsche Bauern gerichteten Drucksachen nach einer Broschüre zu fahnden bzw. sie gleich auf der Post zu beschlagnahmen, die sich auf dem Umschlag als Katalog einer Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen (Müller & Hagemann in Wien) ausgab, in Wirklichkeit aber einen „Deutschungarischen Katechismus“ enthielt, der in Frage und Antwort den Empfängern die Rechte und Pflichten klarzumachen suchte, die für sie als deutsche Menschen aufgrund der ungarischen Gesetze bestün- den. Das Heftlein ging in den Dörfern von Hand zu Hand; eine Bauersfrau las es so oft, dass sie schließlich den Wortlaut aus- wendig konnte. Auch diesmal war der Vortragssaal im Haus der Ungarndeut- schen in der Lendvay Gasse zu Budapest nicht „zum Bersten” gefüllt. Schade! So wird also dieses uns Ungarndeutschen bis- Man muss dazu wissen, dass dies in einer Zeit geschah, als der Madjarisierungszwang Unruhe und Besorgnis unter den Minder- heiten des Landes stiftete und die Menschen ratlos dastanden. ------------------- ÜBER OTTO-HERMANN KRAUSE HIELT FRAU ANNELIESE TILL (Frau von unserem bekannten Landsmann Dr. Johann Till) EINEN VORTRAG IM HAUS DER UNGARNEUTSCHEN (Bu- dapst, Lendvay Gasse 22), organisiert von der Jakob Bleyer Gemeinschaft am 14. September 2006. Nachstehend: Veran- staltungsreihe „Ungarndeutsche Persönlichkeiten” im Haus der Ungarndeutschen, Budapest, - 14. Sept. 2006 SoNNTAGSBLATT 21