Sonntagsblatt 4/2016 | Page 30

So ein Tag, so wunderschön… Ausflug in die Hedjesser-Gegend (Tolnau) Schon früh morgens herrlicher Sonnenschein, – ja, „wenn Engel reisen…”. Es war der 25. Juni. Ein Bus voll mit Mitgliedern der Deutschen Kulturgemeinschaft e.V. Budaörs machte sich auf den Weg in die Tolnau, um den dortigen Ungarndeutschen einen Besuch abzu- statten. Ein reichhaltiges Programm war vorgesehen, wie auch aus den beiliegenden Fotos hervorgeht. Ziel war Hedjess/Hôgyész, doch vorerst wollte man sich in der Umgebung umsehen. In Kalas/Kalaznó gibt es ein wunderschönes Bauernhaus, in welchem heute eine „Stallgalerie” untergebracht ist. Das ganze Haus ist eigentlich eine Ausstellung über die Geschichte der Ort - schaft, der Familie und mit hunderten Fotos aus Vergangenheit und Gegenwart. Johann Lux hat das Haus während der Kriegs - jahre aufgebaut und eingerichtet. Den aus der Kriegsgefangen - schaft heimkehrenden Erben, seinen Sohn Heinrich, erwartete Enteignung, Vertreibung… Trotz aller Schicksalsschläge fand die Familie schließlich wieder zusammen und baute mit viel Kraft ein neues Leben auf. Das ehemalige Bauernhaus in Kalas konnte nur nach 64 Jahren (2009) von den Töchtern Lisi und Margit mit dem eingeheirateten Karcsi Csoba „zurückerobert” d.h. zurückgekauft werden. Ähnlich ist die Lage im benachbarten Dorf Murgau/Murga. Ein Sprung dahin lohnte sich sehr. Einst von 638 Menschen bewohnt (davon 615 Deutsche), – dagegen beträgt die Einwohnerzahl heu - te kaum 100 (darunter 6–7 Deutsche). In beiden Ortschaften sind die Spuren der Verwahrlosung, des Zerfalls – infolge der Vertreibung – noch deutlich sichtbar, doch erfreulicherweise kann auch ein neues Aufblühen verzeichnet werden. Dank wohlhabender Stadtbewohner und ausländischer Interessenten, die sich in letzter Zeit hier eingebürgert haben. Hübsche alte Bauernhäuser mit neuem Antlitz erfreuen das Auge. Echte schwäbische Gastfreundschaft erwartete in der Stall ga - lerie die Gruppe, die nun sehr viel Interessantes zu sehen und zu hören bekam. Die Kirche in Murgau mit Kantorhaus. Kaum zu glauben: Kalas hatte 1941 (laut Volkszählung) 823 Einwohner, davon waren 782 Deutsche. Heute zählt diese einst reiche Ortschaft nur ca. 200 Einwohner mit nur einer Handvoll Deutscher. 30 Es ist dies das Geburtshaus von Julius (Gyula) Gömbös, Minis - terpräsident Ungarns in den Jahren 1932–1936. Vater Gömbös war Kantorlehrer des Dorfes und heiratete die schwäbische Bauerstochter Maria Weitzel, die im seiner Wohneng gegenüber- liegenden Haus wohnte. Der Sohn – Politiker und Soldat Gömbös – ist (mit überwiegend deutschen Ahnen) berühmt/berüchtigt als madjarischer Nationalist und Hitlerfreund, dabei jedoch absolu- ter Feind des ungarländischen Deutschtums.