So ein Tag, so wunderschön…
Ausflug in die Hedjesser-Gegend (Tolnau)
Schon früh morgens herrlicher Sonnenschein, – ja, „wenn Engel
reisen…”.
Es war der 25. Juni. Ein Bus voll mit Mitgliedern der Deutschen
Kulturgemeinschaft e.V. Budaörs machte sich auf den Weg in die
Tolnau, um den dortigen Ungarndeutschen einen Besuch abzu-
statten. Ein reichhaltiges Programm war vorgesehen, wie auch aus
den beiliegenden Fotos hervorgeht. Ziel war Hedjess/Hôgyész,
doch vorerst wollte man sich in der Umgebung umsehen.
In Kalas/Kalaznó gibt es ein wunderschönes Bauernhaus, in
welchem heute eine „Stallgalerie” untergebracht ist. Das ganze
Haus ist eigentlich eine Ausstellung über die Geschichte der Ort -
schaft, der Familie und mit hunderten Fotos aus Vergangenheit
und Gegenwart. Johann Lux hat das Haus während der Kriegs -
jahre aufgebaut und eingerichtet. Den aus der Kriegsgefangen -
schaft heimkehrenden Erben, seinen Sohn Heinrich, erwartete
Enteignung, Vertreibung… Trotz aller Schicksalsschläge fand die
Familie schließlich wieder zusammen und baute mit viel Kraft ein
neues Leben auf. Das ehemalige Bauernhaus in Kalas konnte nur
nach 64 Jahren (2009) von den Töchtern Lisi und Margit mit dem
eingeheirateten Karcsi Csoba „zurückerobert” d.h. zurückgekauft
werden.
Ähnlich ist die Lage im benachbarten Dorf Murgau/Murga. Ein
Sprung dahin lohnte sich sehr. Einst von 638 Menschen bewohnt
(davon 615 Deutsche), – dagegen beträgt die Einwohnerzahl heu -
te kaum 100 (darunter 6–7 Deutsche).
In beiden Ortschaften sind die Spuren der Verwahrlosung, des
Zerfalls – infolge der Vertreibung – noch deutlich sichtbar, doch
erfreulicherweise kann auch ein neues Aufblühen verzeichnet
werden. Dank wohlhabender Stadtbewohner und ausländischer
Interessenten, die sich in letzter Zeit hier eingebürgert haben.
Hübsche alte Bauernhäuser mit neuem Antlitz erfreuen das Auge.
Echte schwäbische Gastfreundschaft erwartete in der Stall ga -
lerie die Gruppe, die nun sehr viel Interessantes zu sehen und zu
hören bekam.
Die Kirche in Murgau
mit Kantorhaus.
Kaum zu glauben: Kalas hatte 1941 (laut Volkszählung) 823
Einwohner, davon waren 782 Deutsche. Heute zählt diese einst
reiche Ortschaft nur ca. 200 Einwohner mit nur einer Handvoll
Deutscher.
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Es ist dies das Geburtshaus von
Julius (Gyula) Gömbös, Minis -
terpräsident Ungarns in den Jahren 1932–1936. Vater Gömbös
war Kantorlehrer des Dorfes und heiratete die schwäbische
Bauerstochter Maria Weitzel, die im seiner Wohneng gegenüber-
liegenden Haus wohnte. Der Sohn – Politiker und Soldat Gömbös
– ist (mit überwiegend deutschen Ahnen) berühmt/berüchtigt als
madjarischer Nationalist und Hitlerfreund, dabei jedoch absolu-
ter Feind des ungarländischen Deutschtums.