Sonntagsblatt 4/2016 | Page 8

die meisten selbstverständlich in Südtirol. Damit hat Italien von allen Ländern weltweit den größten Anteil dieser Zeitungen und Zeitschriften. Zu den unterschiedlichen italienischen Veröffent- lichungen in der Sprache Goethes gehören einerseits viele kleine wie die Germanistik-Fachzeitschrift „ Cultura Tedesca” aus Neapel, der evangelische Gemeindebrief Venedigs, der monatliche „ Sendbote des heiligen Antonius” in Padua oder das Sprach- lernmagazin „ Zusammen” aus Recanati. Andererseits zählen dazu auch große tägliche Gazetten wie die „ Dolomiten” und „ Die Neue Südtiroler Tageszeitung” in Bozen.
Björn Akstinat, Leiter der IMH: „ In Südtirol gibt es fast zu allen denkbaren Themenbereichen eine Publikation auf Deutsch. Das Angebot reicht vom Verbandsorgan der Freiwilligen Feuerwehren bis hin zum Info-Blatt des Imkerbundes.” Erstaunlich ist, dass im katholisch dominierten Italien nahezu jede größere Stadt über eine deutschsprachige evangelische Ge- meinde mit eigenem Mitteilungsblatt verfügt.
Das Zentrum der katholischen Kirche, der Vatikan, besitzt na- türlich separate deutschsprachige Medien, die nicht in der Ge- samt zahl von rund 350 Publikationen enthalten sind. Zum Bei- spiel wird dort seit 1971 eine deutsche Ausgabe der Wochen- zeitung „ L’ Osservatore Romano” erstellt.
Wer mit den Redaktionen Kontakt aufnehmen möchte, kann einzelne Adressen kostenfrei bei der IMH unter info @ medienhilfe. org erfragen. Eine Gesamtübersicht bietet das „ Handbuch der deutschsprachigen Presse im Ausland”
( http:// www. amazon. de / dp / 3981515811).
Google, Bing und Facebook lieben Deutsch
Berlin / Los Angeles( glr) – Wer setzt sich dafür ein, dass Deut- schen eine praktische elektronische Internet-Weltkarte zur Verfü- gung steht, die von allen Orten weltweit die deutschen Namen( sofern vorhanden) anzeigt? Wer setzt sich dafür ein, dass deutsche Minderheiten im Ausland eigene deutschsprachige Internet- Suchmaschinen nutzen können? Google, Bing und Facebook tun es. Wenn Sie im sozialen Netzwerk Facebook Ortsangaben anklicken oder bei Bing Orte suchen, öffnen sich Landkarten, die in Zusammenarbeit mit Microsoft und Nokia erstellt wurden. Dort findet man ganz selbstverständlich Stadtnamen wie Straßburg statt Strasbourg, Pilsen statt Plzen, Pressburg statt Bratislava, Windhuk statt Windhoek oder Tsingtau statt Qingdao. Google- Maps ist zwar nicht so deutschsprachig, aber der Google-Konzern wartet mit einer anderen Besonderheit auf. Der kalifornische Internetriese bietet von seiner Suchmaschine nicht nur in Deutsch land, Österreich, Luxemburg, Liechtenstein und der Schweiz deutschsprachige Versionen an, sondern auch in Belgien, Rumänien und Namibia. Erkennbar ist dies daran, dass auch dort der Landesname auf Deutsch erscheint.
Heinrich Böll: Star der deutschen Nachkriegsliteratur
von Valerie Herberg
Köln( IMH) – Bibliotheken, Schulen und eine große politische Stiftung: Das ist nur ein Teil der Institutionen in Deutschland, die nach dem Autor Heinrich Böll benannt sind. Kaum ein Schrift- steller hat die Literatur der Nachkriegszeit in Deutschland so geprägt wie Böll. Für sein Werk erhielt er den Literaturnobel- preis. Böll, der 1917 in Köln geboren wurde, war ein ausgesprochen produktiver Autor: Er veröffentlichte Kurzgeschichten, Er- zählungen und mehrere Romane. Zudem engagierte er sich politisch in der Friedensbewegung und für Menschenrechte. Im Ge- gen satz zu vielen anderen Autoren erhielt er für sein Werk und sein Engagement schon zu Lebzeiten viel Anerkennung und mehrere hochkarätige Preise. Darunter waren 1974 die Carl-von- Ossietzky-Medaille, eine Ehrung für Personen, die sich in besonderem Maße für die Menschenrechte einsetzen, sowie der Georg- Büchner-Preis, eine wichtige deutsche Schriftstellerauszeichnung. 1972 wurde er mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Eine entscheidende Rolle für die Verleihung des Nobelpreises spielte Bölls Roman „ Gruppenbild mit Dame”, der 1971 erschien. Es ist eines seiner erfolgreichsten Werke. Es setzt sich kritisch mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft auseinander. Im Mittelpunkt steht Leni Pfeiffer, die während des Zweiten Weltkrieges ein Verhältnis mit einem sowjetischen Kriegsgefangenen beginnt und in den folgenden Jahren dafür von ihren Mitmenschen geächtet wird. Eine Besonderheit des Romans: Die Figur der Leni Pfeiffer kommt selbst nicht zu Wort. Ihr Leben wird von ihren Freunden, Arbeits- kollegen und Wegbegleitern in fast dokumentarischer Art und Weise beschrieben. Böll skizziert damit ein feines Bild der deutschen Nachkriegszeit. Ebenfalls große Berühmtheit erlangte seine Erzählung „ Die verlorene Ehre der Katharina Blum”, die auch verfilmt wurde. Böll übt darin Kritik an der Boulevardpresse. Der Krieg und die Gesellschaft in der Nachkriegszeit waren wichtige Themen in den Werken Bölls. In seiner Literatur verarbeitete er teilweise eigene Kriegserfahrungen. Er wurde 1939 zum Militär eingezogen und verbrachte einige Monate in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Böll starb 1985.
Jährlich rund 19 Mio. Euro für sorbische Minderheit in Deutschland
Berlin / Bautzen( IMH) – Der deutsche Innenminister Dr. Thomas de Maizière, der Ministerpräsident des ostdeutschen Bundeslan- des Brandenburg und der sorbischstämmige sächsische Minister- präsident haben im Februar das dritte Abkommen über die ge- meinsame Finanzierung der in Brandenburg und Sachsen beheimateten sorbischen Minderheit unterzeichnet. Das Abkommen sieht eine jährliche Förderung der Stiftung für das sorbische Volk in Höhe von insgesamt 18,6 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2020 vor. Das sind rund 1,8 Millionen Euro im Jahr mehr als bisher. „ Der Schutz der nationalen Minderheiten ist eine wichtige politische, aber auch gesellschaftliche Aufgabe. Denn gut integrierte Minderheiten garantieren nicht nur den demokratischen Frieden, sie bereichern auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Mit der Förderung der sorbischen Kultur, der sorbischen Bräuche und insbesondere der sorbischen Sprache leistet die Stiftung einen herausragenden Beitrag zur Wahrung und Pflege des Sorbentums”, sagte bei der Unterzeichnungszeremonie In- nenminister de Maizière, der selbst von protestantischen Huge- notten aus Frankreich abstammt.
Dänemark: Zweisprachige Ortsschilder umgerissen
Hadersleben( glr) – Die süddänischen Kommunen mit deutschsprachiger Minderheit können nach einer Verfügung des dänischen Verkehrsministers selbst bestimmen, ob sie an den Ortsgrenzen Schilder mit ihrem dänischen und ihrem deutschen Stadtnamen aufstellen wollen. Für den Hauptvorsitzenden der deutschen Minderheit ist ein zweisprachiges Schild „ ein Symbol für Toleranz und Offenheit”. Kürzlich hatte die Stadt Haders- leben( Haderslev) ein zweisprachiges Ortsschild aufstellen lassen. Unbekannte hatten es nach wenigen Tagen aber umgerissen.
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