Sonntagsblatt 4/2015 | Page 22

Etwa 10 % der Deutschstämmigen sprechen oder verstehen noch Deutsch – darunter Prominente wie Sandra Bullock , Henry Kissinger oder Leonardo DiCaprio . Für diese rund 5 Mio . Men - schen werden in den USA zahlreiche deutschsprachige Medien produziert : Es existieren über 100 Zeitungen , Zeitschriften , Ge - meindebriefe und Mitteilungsblätter sowie etwa 100 lokale Radio - sendungen und ca . 20 lokale Fernsehprogramm-Fenster . Beson - ders bemerkenswert ist auch , dass in den Vereinigten Staaten die weltweit ältesten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erscheinen – an erster Stelle die „ New Yorker Staats-Zeitung ” von 1834 . Sie gehörte in ihrer Anfangszeit zu den größten Zeitungen der USA . Ende der 1960er Jahre war kein geringerer als der deutsche TV-Moderator , Komiker und Journalist Herbert Feuerstein ihr Chefredakteur . Ähnlich alt wie das New Yorker Blatt ist die „ Nordamerikanische Wochen-Post ” von 1854 aus Michigan . Vor nicht ganz so langer Zeit entstanden „ The Saxon News – Volks - blatt ” von der Allianz der Siebenbürger Sachsen aus Cleveland und die Wochenzeitung „ Eintracht ” aus dem Großraum Chicago . Sie wurden 1902 bzw . 1922 aus der Taufe gehoben . Die traditionsreiche „ Eintracht ” richtet sich insbesondere an die vielen Deutschamerikaner im Nordwesten der USA . Aufgrund ihrer Be - deutung konnte sie Interviews mit zahlreichen herausragenden Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer , Willy Brandt , Raketen - pionier von Braun , Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger und vier US-Präsidenten führen . Echte Jünglinge in der Zeitungs - landschaft sind die erst in der zweiten Hälfte des 20 . Jahrhunderts gegründeten Wochenblätter „ Amerika-Woche ” von der Ostküste und „ Neue Presse ” aus Kalifornien . Die „ Amerika-Woche ” gilt als eine der größten Publikationen – besonders seitdem sie Ende der 1990er Jahre mit der „ Freien Zeitung ” ( von 1858 ) und dem „ Was - hington Journal ” ( von 1859 ) verschmolzen wurde . Unter den vielen Zeitschriften sind die „ German World ” für junge Deutsch - sprechende und Deutschlerner ( gegr . 2002 ), die bunte Frauen - zeitschrift „ Das Fenster ” aus Georgia ( gegr . 1904 ) sowie das auflagenstarke Tourismusmagazin „ Florida Sun ” ( gegr . 1999 ) sehr erwähnenswert . Gerade diese modern gestalteten und geführten Publikationen machen deutlich , wie vital und zukunftsträchtig der deutschsprachige Medienmarkt in den USA sein kann .
Quelle : Nachrichtenagentur der Internationalen Medienhilfe ( IMH ), www . imh-deutschland . de
Ein Deutscher im Silicon Valley
San Francisco ( IMH-Deutschland . de ) – Berühmte deutschstämmige Unternehmer gibt es in den USA viele . Konstantin Guericke , der ganz oben in der amerikanischen Internetwirtschaft mitmischt , ist allerdings relativ unbekannt . Er gehört zu den Haupt - gründern des weltberühmten Netzwerkes „ LinkedIn ”, eines der 10 meistbesuchten Internetportale Amerikas . Es soll helfen , be - rufliche Kontakte zu pflegen oder auszubauen . Guericke , Jahr - gang 1967 , wuchs als Sohn eines Lehrer-Ehepaars im norddeutschen Zeven auf . Nach dem Abitur bewarb er sich um einen Studienplatz in den USA . Er wurde von der Universität Stanford angenommen und studierte dort Wirtschaftsinformatik . Im Mai 2003 gründete er gemeinsam mit seinem Studienkollegen Reid Hoffman „ LinkedIn ”. Sie begannen zunächst damit , ihre besten Bekannten per E-Mail einzuladen . Die machten wiederum weitere Freunde auf das neue Netzwerk aufmerksam . Schon Ende 2003 gab es über 80 000 Mitglieder und 14 Mitarbeiter . Heute schätzt man die weltweite Mitgliederzahl auf über 300 Millionen . www . medienhilfe . org
Das LESEN des Sonntagsblattes weckt das NACHDENKEN
THEMENSCHWERPUNKT ISRAEL : Auf Deutsch studieren in Israel – Deutschsprachige Studienangebote im Heiligen Land
In Israel leben mindestens 100 000 Menschen mit Deutschkennt - nissen , wie Untersuchungen der Internationalen Medienhilfe ( IMH ) ergeben haben . Darunter sind nach einer aktuellen Er - hebung des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts etwa 3000 Schüler und Studenten , die momentan die Schulbank drük - ken , um Deutsch neu zu lernen . Das Interesse an der Sprache Goethes steigt . Um rund ein Drittel hat die Zahl der Studenten in den vergangenen Jahren zugenommen . Deutsch- bzw . Germa - nistik-Abteilungen existieren an fünf Hochschulen : an den Unis von Jerusalem , Tel Aviv , Haifa und Beer Schewa sowie am Tech - nion , dem israelischen Institut für Technologie . In Tel Aviv und der Hauptstadt ist neben dem Spracherwerb auch das Studium deutscher Literatur möglich . Dafür wurde in Tel Aviv 2007 der Marcel-Reich-Ranicki-Lehrstuhl eingerichtet . Die Studenten der Hebräischen Universität Jerusalem können sich am Franz Ro - senzweig-Minerva-Forschungszentrum sogar speziell mit deutschjüdischer Literatur und Kultur beschäftigen .
Israelis , die besonders an Landeskunde interessiert sind , bieten die Unis in Beer Schewa , Jerusalem , Tel Aviv und Haifa das Fach „ Deutschland-Studien ”. Dort kann man alles über deutsche Po - litik , Kultur , Wirtschaft , Rechtswissenschaft , Kunst , Geographie oder Geschichte erfahren . Gesonderte Abteilungen und For - schungszentren für „ Deutsche Geschichte ” existieren in Jerusa - lem ( Koebner Center for German History ), Tel Aviv ( Minerva Institute for German History ) wie auch Haifa ( Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society ). Wem deutsche Landeskunde allein nicht reicht , der kann sich am Helmut-Kohl-Institut der Jerusalemer Universität von zahlreichen deutschsprachigen Gastdozenten in „ Europäischen Studien ” unterrichten lassen .
Für deutschsprachige Studenten aus aller Welt gibt es zwei empfehlenswerte israelische Studienangebote auf Deutsch . Einerseits ist das die deutschsprachige Sommeruniversität der Ben-Gurion- Universität des Negev in Beer Schewa und andererseits ist dies das Ökumenische Theologische Studienjahr von deutschen Mönchen der Dormitio-Abtei in Jerusalem . Die seit 1998 stattfindende sechswöchige Sommeruniversität umfasst einen intensiven Hebräisch-Sprachkurs , Lehrveranstal - tungen in den Fächern „ Jüdische Studien ” und „ Israelwissen - schaften ” sowie zahlreiche Exkursionen . Das Angebot will vor allem zur deutsch – israelischen bzw . christlich – jüdischen Ver stän - digung beitragen – insbesondere durch die Förderung des Kontaktes zwischen deutschen und israelischen Studenten an der Ben-Gurion-Universität . Aber die europäischen Teilnehmer der Sommeruni sollen nicht zuletzt auch mit der Negev-Wüste , der südlichen Kulturregion Israels , bekannt gemacht werden . Anmel - dungen und Fragen können Interessenten an die Adresse bguzis @ bgu . ac . il senden .
Seit 1973 bietet das Theologische Studienjahr des Dormitio- Klosters evangelischen und katholischen Theologie-Studenten die Möglichkeit , zwei intensive Semester in Jerusalem zu verbringen . Inzwischen haben fast 1000 weibliche und männliche Theologen aus dem deutschsprachigen Raum das Programm durchlaufen . Finanziert wird das einmalige Studienangebot vom Berliner Bil - dungsministerium und vom Deutschen Akademischen Austausch- Dienst ( DAAD ). Die wissenschaftliche Schirmherrschaft liegt bei der Benediktiner-Hochschule Sant ’ Anselmo in Rom . Schwer - punk te des neunmonatigen Intensivstudiums am von Kaiser Wilhelm II . initiierten Kloster sind die Fächer Bibelwissenschaft ( Altes Testament und Neues Testament ), Ökumene , Judaistik , Islamwissenschaft und christliche Archäologie . Unterrichtet wird
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