Sonntagsblatt 4/2015 | страница 24

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Die Ballade der schwäbischen Siedler
zwangsläufig als Fremdherrschaft gesehen. Viele Russlanddeut- sche stammen nach Deportationen unter Stalin und Mischung mit anderen Nationalitäten heute natürlich auch aus Familien mit vielfältigen Wurzeln.
Hochdotierter Kulturpreis für Förderer der deutschen Sprache
Dortmund / Kassel( IMH) – Die Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache hat die Preisträger des Jahres 2015 bekanntgegeben. Dies sind: Prinz Asfa-Wossen Asserate, die Musikgruppe „ Wortart Ensemble” aus Dresden und das Sprachinstitut des Österreichi- schen Bundesheeres. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober 2015 in Kassel statt. Der Schriftsteller, promovierte Historiker und Wirtschaftsberater Prinz Asfa-Wossen Asserate erhält mit 30 000 Euro den Hauptteil des Preises. Er ist ein Nachfahre des letzten äthiopischen Kaisers, besuchte die Deutsche Schule Addis Abeba, studierte an der Universität Tübingen und lebt heute in Frankfurt am Main. Regelmäßig hält er den Deutschen den Spiegel vor und ermahnt sie in Vorträgen oder Büchern, insbesondere ihre Sprache mehr zu achten wie auch zu pflegen. In einem Interview sagte der Prinz: „ Ich habe die deutsche Kultur unter den verschiedensten Blickwinkeln kennengelernt und sehen dürfen, und ich bin fasziniert ob der großartigen Kultur, die die Deutschen haben. Ich bin hier und da der Meinung gewesen, dass wir diese Kultur und diese Zivilisation sowie einige Merkmale davon in den letzten 30 Jahren vergessen haben”. Zu den bisherigen Trägern des Kul- tur preis Deutsche Sprache gehören unter anderem Udo Linden- berg, Cornelia Funke, Günther de Bruyn, Dieter Nuhr, Loriot, die Deutsche Bibliothek Helsinki, die Redaktion der „ Sendung mit der Maus” und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Vergeben wird der dreiteilige Preis seit 2001 von der Eberhard- Schöck-Stiftung und vom Verein Deutsche Sprache e. V.( Dort- mund), dem 40 000 Mitglieder in aller Welt angehören.
Deutschsprachige Presse in Lateinamerika
Nach Untersuchungen der Internationalen Medienhilfe( IMH), des Verbandes der deutschsprachigen Medien im Ausland, werden in Süd- und Mittelamerika etwa 150 Zeitungen, Zeitschriften, Mitteilungsblätter, Gemeindebriefe und Jahrbücher ganz oder teil weise auf Deutsch herausgegeben. Die bedeutendsten Publi- kationen sind die beiden Wochenzeitungen „ Argentinisches Ta- geblatt” aus Buenos Aires und „ Condor” aus Santiago de Chile. Das „ Tageblatt” wurde 1878 von Schweizern gegründet und er- schien, wie der Name andeutet, lange Zeit täglich. Der 1938 für die Deutschsprachigen in Chile entstandene „ Condor” fällt seit Jahrzehnten durch sein modernes Erscheinungsbild auf. Weitere größere Druckmedien sind die „ Deutsche Zeitung” in Sao Paulo, das Magazin „ Mitt.” aus Mexiko-Stadt, die „ Deutsch-Mexikani- sche Rundschau” in Cuauhtemoc, der „ Menno-Bote” aus Bolivi- en, die Touristen-Zeitschrift „ La Playa” in der Dominikanischen Republik, die deutsche Ausgabe der kommunistischen kubanischen Propagandazeitung „ Granma Internacional” sowie der „ Pa- raguay Bote” und „ Die Zeitung” in Asuncion. Auch wenn in Brasilien die meisten Publikationen existieren, hat Paraguay die vitalste deutschsprachige Presseszene. Bemer- kenswert ist, wie oft in dem zentral gelegenen südamerikanischen Land immer wieder Neues entsteht – insbesondere durch die dort zahlreich vertretenen einflussreichen Mennoniten. Die ursprünglich aus Norddeutschland stammende protestantische Glaubens- gemeinschaft pflegt die deutsche Sprache unter anderem als Teil ihrer Religion. In ländlichen Gebieten Paraguays publizieren die Mennoniten in eigenen Siedlungen mehrere größere Zeitschriften wie die monatlichen Titel „ Friesland-Informationsblatt”, „ INFO Neuland”, „ Menno informiert”, „ Volendam Informationen” oder das schon 1930 gegründete und alle 14 Tage in der Kolonie Fern- heim erscheinende „ Mennoblatt”. Die Mennoniten sind so publikationsfreudig, dass sie sogar in abgelegensten Regionen von Belize und Uruguay Mitteilungsblätter veröffentlichen.
Bei den umfangreichen Untersuchungen der IMH konnten in 19 Ländern deutschsprachige Medien aufgespürt werden. Ledig- lich in Haiti, Nicaragua, Panama, Guyana und Französisch-Guya- na wurde nichts gefunden. Insgesamt bleibt die Zahl der Druckmedien momentan noch relativ stabil. Bislang sind nur einzelne tragische „ Todesfälle” zu verzeichnen. Dazu gehörte die plötzliche Einstellung der „ Brasil-Post” in Sao Paulo im Jahr 2012. Sie hinterlässt eine große Lücke. Nun besteht die Presselandschaft der Deutschbrasilianer hauptsächlich aus Magazinen deutscher Schulen, Gemeindebriefen und anderen religiös geprägten Zeit- schriften. Wer an den Adressen der Publikationen und mehr Infor mationen interessiert ist, kann diese im „ Handbuch der deutschsprachigen Presse im Ausland” aus dem Verlag der IMH( www. imh-service. de) nachschlagen.
Promi-Zitate aus Hollywood zur deutschen Sprache
Der amerikanische Schauspieler Brad Pitt lernt derzeit die deutsche Sprache, weil er die Kultur Deutschlands schätzt, einige deutsche Vorfahren besitzt und viele Freunde in der Bundesrepublik hat. Einer Kölner Zeitung sagte er begeistert: „ Ich mag die Spra- che. Ich finde sie sogar wunderschön und melodisch.”
„ Ich finde, dass Deutsch eine wirklich schöne Sprache ist. Und vor allem so einzigartig. Die Worte und Sätze erscheinen mir, wenn ich sie sehe, so vollkommen anders zusammengesetzt als in jeder anderen Sprache.” Dieses Lob äußerte die Schauspielerin Sigourney Weaver in einem Gespräch mit einer Zeitung aus Stutt- gart.

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Sechzehnhundertneunundachtzig

Die Ballade der schwäbischen Siedler

Nach Ungarn machen wir uns auf den Weg, Das Herz schmerzt, als ob es reißen tät’. Hier gibt’ s kein Leben, keine Zukunft mehr, Und nur Gott steht uns bei, nur er. Er allein führt uns an der Hand: Im Schwarzwald und im Donauland, Auf den Zillen in Wind und Wogen, Wenn Not und Gefahren um uns toben. Los Gefährten, beeilt euch geschwind, Für’ s alte Heim eine neue Heimat gewinnt!
In der Truhe all unser Hab und Gut, Ein wenig Gewand, Gerätschaft und Mut. Und zu alleroberst die Bibel darauf, Wir glauben: Gott passt auf uns auf. Was wir sonst hatten, blieb zu Hause zurück, Dafür nagt der Zweifel nun Stück für Stück: In Gegenden fremd und unbekannt, Hat die Angst die Herzen übermannt. Los Gefährten, beeilt euch geschwind, Für’ s alte Heim eine neue Heimat gewinnt!
Die Trennung ist schwer und so auch der Weg.
Die ersten fanden den Tod, die zweiten hatten die Not, und die dritten erst das Brot.
( Spruch der deutschen Siedler aus dem 18. Jahrhundert)
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