Etwa 10 % der Deutschstämmigen sprechen oder verstehen noch Deutsch – darunter Prominente wie Sandra Bullock, Henry Kissinger oder Leonardo DiCaprio. Für diese rund 5 Mio. Men- schen werden in den USA zahlreiche deutschsprachige Medien produziert: Es existieren über 100 Zeitungen, Zeitschriften, Ge- meindebriefe und Mitteilungsblätter sowie etwa 100 lokale Radio- sendungen und ca. 20 lokale Fernsehprogramm-Fenster. Beson- ders bemerkenswert ist auch, dass in den Vereinigten Staaten die weltweit ältesten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erscheinen – an erster Stelle die „ New Yorker Staats-Zeitung” von 1834. Sie gehörte in ihrer Anfangszeit zu den größten Zeitungen der USA. Ende der 1960er Jahre war kein geringerer als der deutsche TV-Moderator, Komiker und Journalist Herbert Feuerstein ihr Chefredakteur. Ähnlich alt wie das New Yorker Blatt ist die „ Nordamerikanische Wochen-Post” von 1854 aus Michigan. Vor nicht ganz so langer Zeit entstanden „ The Saxon News – Volks- blatt” von der Allianz der Siebenbürger Sachsen aus Cleveland und die Wochenzeitung „ Eintracht” aus dem Großraum Chicago. Sie wurden 1902 bzw. 1922 aus der Taufe gehoben. Die traditionsreiche „ Eintracht” richtet sich insbesondere an die vielen Deutschamerikaner im Nordwesten der USA. Aufgrund ihrer Be- deutung konnte sie Interviews mit zahlreichen herausragenden Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, Willy Brandt, Raketen- pionier von Braun, Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger und vier US-Präsidenten führen. Echte Jünglinge in der Zeitungs- landschaft sind die erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründeten Wochenblätter „ Amerika-Woche” von der Ostküste und „ Neue Presse” aus Kalifornien. Die „ Amerika-Woche” gilt als eine der größten Publikationen – besonders seitdem sie Ende der 1990er Jahre mit der „ Freien Zeitung”( von 1858) und dem „ Was- hington Journal”( von 1859) verschmolzen wurde. Unter den vielen Zeitschriften sind die „ German World” für junge Deutsch- sprechende und Deutschlerner( gegr. 2002), die bunte Frauen- zeitschrift „ Das Fenster” aus Georgia( gegr. 1904) sowie das auflagenstarke Tourismusmagazin „ Florida Sun”( gegr. 1999) sehr erwähnenswert. Gerade diese modern gestalteten und geführten Publikationen machen deutlich, wie vital und zukunftsträchtig der deutschsprachige Medienmarkt in den USA sein kann.
Quelle: Nachrichtenagentur der Internationalen Medienhilfe( IMH), www. imh-deutschland. de
Ein Deutscher im Silicon Valley
San Francisco( IMH-Deutschland. de) – Berühmte deutschstämmige Unternehmer gibt es in den USA viele. Konstantin Guericke, der ganz oben in der amerikanischen Internetwirtschaft mitmischt, ist allerdings relativ unbekannt. Er gehört zu den Haupt- gründern des weltberühmten Netzwerkes „ LinkedIn”, eines der 10 meistbesuchten Internetportale Amerikas. Es soll helfen, be- rufliche Kontakte zu pflegen oder auszubauen. Guericke, Jahr- gang 1967, wuchs als Sohn eines Lehrer-Ehepaars im norddeutschen Zeven auf. Nach dem Abitur bewarb er sich um einen Studienplatz in den USA. Er wurde von der Universität Stanford angenommen und studierte dort Wirtschaftsinformatik. Im Mai 2003 gründete er gemeinsam mit seinem Studienkollegen Reid Hoffman „ LinkedIn”. Sie begannen zunächst damit, ihre besten Bekannten per E-Mail einzuladen. Die machten wiederum weitere Freunde auf das neue Netzwerk aufmerksam. Schon Ende 2003 gab es über 80 000 Mitglieder und 14 Mitarbeiter. Heute schätzt man die weltweite Mitgliederzahl auf über 300 Millionen. www. medienhilfe. org
Das LESEN des Sonntagsblattes weckt das NACHDENKEN
THEMENSCHWERPUNKT ISRAEL: Auf Deutsch studieren in Israel – Deutschsprachige Studienangebote im Heiligen Land
In Israel leben mindestens 100 000 Menschen mit Deutschkennt- nissen, wie Untersuchungen der Internationalen Medienhilfe( IMH) ergeben haben. Darunter sind nach einer aktuellen Er- hebung des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts etwa 3000 Schüler und Studenten, die momentan die Schulbank drük- ken, um Deutsch neu zu lernen. Das Interesse an der Sprache Goethes steigt. Um rund ein Drittel hat die Zahl der Studenten in den vergangenen Jahren zugenommen. Deutsch- bzw. Germa- nistik-Abteilungen existieren an fünf Hochschulen: an den Unis von Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Beer Schewa sowie am Tech- nion, dem israelischen Institut für Technologie. In Tel Aviv und der Hauptstadt ist neben dem Spracherwerb auch das Studium deutscher Literatur möglich. Dafür wurde in Tel Aviv 2007 der Marcel-Reich-Ranicki-Lehrstuhl eingerichtet. Die Studenten der Hebräischen Universität Jerusalem können sich am Franz Ro- senzweig-Minerva-Forschungszentrum sogar speziell mit deutschjüdischer Literatur und Kultur beschäftigen.
Israelis, die besonders an Landeskunde interessiert sind, bieten die Unis in Beer Schewa, Jerusalem, Tel Aviv und Haifa das Fach „ Deutschland-Studien”. Dort kann man alles über deutsche Po- litik, Kultur, Wirtschaft, Rechtswissenschaft, Kunst, Geographie oder Geschichte erfahren. Gesonderte Abteilungen und For- schungszentren für „ Deutsche Geschichte” existieren in Jerusa- lem( Koebner Center for German History), Tel Aviv( Minerva Institute for German History) wie auch Haifa( Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society). Wem deutsche Landeskunde allein nicht reicht, der kann sich am Helmut-Kohl-Institut der Jerusalemer Universität von zahlreichen deutschsprachigen Gastdozenten in „ Europäischen Studien” unterrichten lassen.
Für deutschsprachige Studenten aus aller Welt gibt es zwei empfehlenswerte israelische Studienangebote auf Deutsch. Einerseits ist das die deutschsprachige Sommeruniversität der Ben-Gurion- Universität des Negev in Beer Schewa und andererseits ist dies das Ökumenische Theologische Studienjahr von deutschen Mönchen der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Die seit 1998 stattfindende sechswöchige Sommeruniversität umfasst einen intensiven Hebräisch-Sprachkurs, Lehrveranstal- tungen in den Fächern „ Jüdische Studien” und „ Israelwissen- schaften” sowie zahlreiche Exkursionen. Das Angebot will vor allem zur deutsch – israelischen bzw. christlich – jüdischen Ver stän- digung beitragen – insbesondere durch die Förderung des Kontaktes zwischen deutschen und israelischen Studenten an der Ben-Gurion-Universität. Aber die europäischen Teilnehmer der Sommeruni sollen nicht zuletzt auch mit der Negev-Wüste, der südlichen Kulturregion Israels, bekannt gemacht werden. Anmel- dungen und Fragen können Interessenten an die Adresse bguzis @ bgu. ac. il senden.
Seit 1973 bietet das Theologische Studienjahr des Dormitio- Klosters evangelischen und katholischen Theologie-Studenten die Möglichkeit, zwei intensive Semester in Jerusalem zu verbringen. Inzwischen haben fast 1000 weibliche und männliche Theologen aus dem deutschsprachigen Raum das Programm durchlaufen. Finanziert wird das einmalige Studienangebot vom Berliner Bil- dungsministerium und vom Deutschen Akademischen Austausch- Dienst( DAAD). Die wissenschaftliche Schirmherrschaft liegt bei der Benediktiner-Hochschule Sant’ Anselmo in Rom. Schwer- punk te des neunmonatigen Intensivstudiums am von Kaiser Wilhelm II. initiierten Kloster sind die Fächer Bibelwissenschaft( Altes Testament und Neues Testament), Ökumene, Judaistik, Islamwissenschaft und christliche Archäologie. Unterrichtet wird
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