schuld daran? Freilich der ungarische Staat, der immer verspricht,
wobei aber nichts geschieht, – so wird die Lage unsererseits gerne
erklärt. Wann werden wir, – also die Ungarndeutschen! – endlich
einsehen und eingestehen, dass auch wir die Schuldigen sind.
Immer nur groß reden, Wünsche erwähnen, dabei aber doch untä-
tig bleiben, ja sogar uns stolz und zufrieden mit dem Vorhandenen
einwiegen.
Seit 50 Jahren oder mehr wird über deutsche Schulen in Ungarn
gesprochen. Ja, gesprochen. Was dann einestags entsteht, wird
anderntags wieder abgestellt. Und deutsche Lehrer? Ja, sehr viele
ungarndeutsche Jugendliche wurden und werden Lehrer. Viel -
leicht auch Deutschlehrer, – nur eben keine deutschen Lehrer!
Unlängst berichtete mir ein Freund aus dem ung. Buchenwald
(Bakonyerwald) folgende Geschichte: Die Marika, Deutschleh -
rerin, nahm an einem Deutschkurs in Budapest – veranstaltet vom
Ungarndeutschen Schulverein, teils finanziert von der Österrei-
chischen Landsmannschaft – teil. Also hat mein Freund sie nach
der Heimkehr vom Kurs deutsch angesprochen. Worauf die
Deutsch lehrerin sagte: „Pista bácsi, beszéljünk csak magyarul,
maga jobban tud magyarul mint én németül” = Pischa-Batschi
reden wir nur Ungarisch, sie können doch besser Ungarisch als ich
Deutsch. Ja, und von solchen Lehrkräften sollen unsere Kinder
Deutsch lernen. Das ist heute so, – und wird durch die veränder-
te (ungarndeutsche) Trägerschaft nicht besser werden… Wie/wo/
was profitiert dadurch das Ungarndeutschtum?
Was sagt das Sonntagsblatt dazu?
Mit landsmännischen Grüßen, Ihr Ihnen unbekannter Leser
SEPPI – Lehrer i.R.
Noh zwanzich Johr feiert mr die Porzellanhochzeit (mr is halt
glicklich, dass se noch net ausnaner gang is – die Ehe!). Un noh
finfunzwanzich Johr kummt, wie jo alli wisse, die silwerni. Noh all
dem ruht mr sich mol wieder finf Johr aus, weil mr jo in dere Zeit
Grossvater oder Grossmotter gen is un die Enklcher gar unruhich
sin in dere moderni Zeit.
Un noh dreissich Johr kummt die Perlehochzeit. Die heescht so,
weil die Weiwer erscht dann drufkumme tun, was for Perle –
gement sin ihre brave Männer! – se im Haus han.
Noh de Leinwandhochzeit (noh finfundreissich Johr is die,
wann die Stafier längscht ausgewäsch is) un de Rubinhochzeit, die
feiert mr noh verzich Johr, weil dann jo jeder, de wus mit verzich
net klingle gheert hat, sicher sei Verstand kriet hat, nor is es dann
halt schun zu spot!)
Mit fufzich kummt die goldeni. Die diamanteni Hochzeit (noh
sechzich Johr), die eiserni (noh finfunsechzich Johr), die steenerni
(noh siebnunsechzich un eem halwe Johr), die Gnade-hochzeit
(noh siebzich Johr), die Juwelehochzeit (noh zwaaunsiebzich un
eem haiwe Johr) un die Kronjuwelehochzeit (noh finfunsiebzich
Johr) sin die letschte, die wu mir geploote Mensche erlewe kenne.
Na, wer so alt get, de derf aach saan: Is doch e guti Sach, so e Lewe
zu zweit. Un des is aach nor richtich! Nor: Wie viel vun uns erle-
we dann den Tach?
• Humor •
Hochzeite
Erzählt vom Berwanger seim Niklos in Banater Mundart
Wann e Weib un e Mann finfunzwanzjch Johr mitnaner gelebt
han, no feire se silwerni Hochzeit.
Han se fufzich Johr uner eem Dach ausghal, no feire se goldeni
Hochzeit. Des weess natierlich jeder.
Die Täch han ich awer in eener Zeitung aus eem anre Land
geles, dass es noch e ganze Haufe Hochzeitsfeiertäch get, die wu
mir Banater Schwowe net feire tun. Leit, is es net Sind un Schad
um die vieli goldgeeli Hinglsupp, um den guti Zellerzalat, de wu
uns doch angeblich jinger macht, um des saftichi Bratl un natier-
lich um de Raki un um de Wein, die wu net uf de Tisch kumme
tun, weil mir vun dem nix wisse?
Drum han mir, die Pipatsch-Redakteere, mit eener Stimment -
hal tung (de Vetter Matz vun Hopsenitz, de ältschti uner uns,
macht sich halt immer Sorche wejer seim Luftdruck!) bschloss:
Alli Hochzeitstäch were uf de Stell for alli Schwoweleit bekannt-
gin, weil se for Feire doch immer zu han sin!
Aso, owachtgen: Schun e Johr nohm Heirate werd die baumwol-
leni Hochzeit gschpunn! Dann sechs Johr Ruh, un im siwete get
die kupferni un im achte die blecherni Hochzeit gfeiert. Die
letschti hat mr sicher so getaaft, weils erschti neu Blechgscherr
angschafft were muss for die Kiner, die wu, ob mr will oder net,
kumme. Noh zehn Johr kummt die Rosehochzeit. Die heescht
angeblich so, weil die Männer bis zu zehn Johr in ihre Weiwer
noch Blume gsiehn! Nohher awer …?
Hat mr fufzehn Johr glicklich iwerstan, no heeschts Glashoch -
zeit. Die werd sicher gfeiert, dass endlich mol neie Weingläser in
die Wertschaft kumme, weil jo die alte vun dem vieli Getränk, des
wu die Männer in dene schwere Johre aus Freed un Leed verputzt
han, schun abgewetzt sin.
Der Poldl-Vetter
Humor hat er g’habt, der „Dicke Poldl-Vetter”. Er war körper-
lich früher schon immer gut bei’nander, und mit zunehmendem
Alter hat er auch an Leibesfülle noch dazugelegt.
Wenn einer bei uns einen recht guten Appetit hatte und es ihm
auch sonst beim Essen gut g’schmeckt hat, hat man g’sagt: „Na,
der kann essen wie der Dicke Poldl-Vetter.”
Einmal hat er sich beim Drixler Trafikant (Trafik war eine vom
Staat konzessionierte Tabakwarenverkaufsstelle, die in Ungarn
nach dem Ersten Weltkrieg meistens an Kriegsinvaliden und Krie -
gerwitwen vergeben wurde) ein Päckchen Pfeifentabak gekauft.
Das konnte man im Vorbeigehen tun, weil die Trafik zur Gasse hin
eine Verkaufsnische hatte. Dabei ist dem Poldl-Vetter ein Fünf -
zigerl (Fünfzighellerstück) runtergefallen, und wie er sich hinun-
terbückt, um es wieder aufzuheben, ist ihm, bei seiner Körperfülle,
die Hose hinten aufgeplatzt. In dem Moment geht grad der Bato-
Lehrer vorbei und sieht das. Da sagte der: „Poldl-Vetter, ist Ihnen
die Hose zu eng?” Da richtet sich der Poldl-Vetter mühsam auf
und sagt ganz trocken: „Na, jetzt nimmer!”
Aus: „Das Ofner Bergland von der Sonnenseite”
von Hans Prach und Josef de Ponte
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