Sonntagsblatt 2/2023 | Page 5

IN KULTURPOLITISCHER MISSION

Zu Besuch bei der überparteilichen Stiftung „ Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland “ in Bayreuth
Von Richard Guth
Alles begann mit einer Idee : Der saarländische Unternehmer Dr . Kurt Linster war an den damaligen VDA-Bundesvorsitzenden und späteren Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk herangetreten , um einen Kulturpreis mit 50.000 DM-Preisgeld zu gründen . So wurden alle zwei Jahre deutsche bzw . deutschstämmige Gemeinschaften ausgezeichnet . Dabei lag nach Koschyks Erinnerungen der Fokus auf Lateinamerika . Das erste Preisgeld ging auch an das Deutsch-Argentinische Tageblatt in Buenos Aires , das heute ums Überleben kämpft . Als nach acht Preisen noch 100.000 DM zur Verfügung standen , wurde nach Koschyks Angaben die Gründung einer Stiftung beschlossen : die Stiftung „ Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland “. Im vergangenen Jahr wurde für die Stiftung ein weiterer Meilenstein gelegt : Sie wurde Mittlerorganisation des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat ( BMI ) sowie für die Hilfen der deutschen Gemeinschaften in der GUS , in Zentralasien und Ost- und Mitteleuropa .
„ Wir haben in der Vergangenheit Zug um Zug Förderprojekte entwickelt und so beispielsweise den Johnny-Klein-Preis ins Leben gerufen , womit die deutsch-tschechischen Beziehungen gefördert werden sollen , mit sudetendeutschen Bezügen und mit einem Nachwuchspreis für Jungjournalisten , der dieses Jahr zum vierten Mal verliehen wird ”, erzählt Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk im Gespräch mit dem Sonntagsblatt im Bayreuther Sitz der Stiftung . Südamerika blieb die Jahre über stets im Fokus – dabei hat man Deutsche in Argentinien kennen gelernt , die über eine wertvolle Infrastruktur verfügen - neben Deutschen Auslandsschulen und PASCH-Schulen auch Bildungseinrichtungen , die keine Beziehungen zu Deutschland unterhalten . Dies veranlasste die Stiftung nach Koschyks Worten , eine Feldstudie in Auftrag zu geben , in deren Folge ein Projekt entstand , das um weitere Länder auf diesem Kontinent erweitert wurde . Besonders wichtig sei dabei die Jugendkomponente – unter der Ägide der Stiftung finde dabei eine wertvolle Freiwilligenarbeit statt , gefördert vom Auswärtigen Amt .
SoNNTAGSBLATT
Aber auch im Ursprungskontinent engagiere sich die Stiftung : bei der Verwaltung des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau und der Renovierung des ehemaligen Pfarrhauses von Wurmloch / Valeor Vii nahe Mediasch in Siebenbürgen , das im Anschluss als Jugendbegegnungsstätte an die Evangelische Landeskirche A . B . übergeben worden sei . Aber auch in der Gegenwart - in Kriegszeiten - wolle man „ Zeichen setzen ”: So hat der Deutsche Bundestag Fördergelder bewilligt , um ein Haus in Munkatschewo , Karpatoukraine , erwerben und an die dortigen Karpatendeutschen übergeben zu können , die das Haus seit längerem nutzen . Auch humanitäre Hilfe leiste die Stiftung – die Summe belief sich letztes Jahr nach Angaben von Geschäftsführer und Projektleiter Sebastian Machnitzke mit Sachspenden zusammen auf 80.000 Euro ( 30 Millionen Forint ).
Eine neue Aufgabe bedeutet für die Stiftung die Übernahme der Mittleraufgabe vom Land Baden- Württemberg in diesem Jahr : Dies führte nach Angaben des Geschäftsführers zur Einstellung von acht Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren - unter ihnen die Verpflichtung der langjährigen leitenden Zentrum-Mitarbeiterin Monika Ambach , die für die Förderprojekte in der Ukraine und im Baltikum zuständig ist . „ Die Projektkoordination bedeutet eine anspruchsvolle Tätigkeit - sowohl im politischen als auch administrativen Sinne - und deswegen wollen wir uns auf Fachleute mit wissenschaftlicher Ausbildung stützen , die gleichzeitig ihre praktischen Erfahrungen einbringen ”, ergänzt Hartmut Koschyk im Gespräch . Die Planung der Projekte erfolge in Jahresplanungskonferenzen , an denen neben der Stiftung - die für das Projektmanagement und die Überprüfung der Verwendung der Mittel zuständig ist - Vertreter des BMI und der jeweiligen deutschen Minderheitengemeinschaften teilnähmen - im Falle der Ungarndeutschen jene der LdU .
Dabei freue es die Stiftungsvertreter , dass das Budget für die Auslandsdeutschen kaum gekürzt worden sei . Bei einer zentralen Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen ( BdV ) habe Bundesinnenministerin Nancy Faeser ( SPD ) zudem Interesse an der Fortsetzung der Förderung der Vertriebenenverbände und der deutschen Minderheiten im Ausland bekundet . Für die Deutschen in Polen stellte die Bundesregierung sogar fünf Millionen Euro ( 1,8 Milliarden Forint ) mehr zur Verfügung , die für außerschulische Sprachförderung aufgewendet werden können . Hintergrund sind die Kürzungen beim muttersprachlichen Unterricht durch die polnische Regierung , worüber wir in der letzten Ausgabe ( SB 01-2023 ) berichtet haben . Für die Belange der Polen in Deutschland wurde eine Summe von einer Million Euro ( 380 Millionen Forint ) bewilligt .
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