mals festgelegten Standbeine der Gruppe aufgebaut: Volkstanz,
gemeinsam mit authentischen ungarndeutschen Volksliedern
und Musikstücken vorgetragen, ein Mundartstück in Werischwa-
rer Mundart und die Trachtenschau, die einen Überblick über die
Werischwarer Tracht bot. Wie es auch die bunten Programm-
punkte zeigen, repräsentiert der Verein eine Gesamtheit der Kul-
tur der Werischwarer Deutschen. Die klare Intention ist nicht nur
das Bewahren, sondern das Erleben dieser Kultur und das der
ungarndeutschen Identität in der heutigen Zeit und zwar zu allen
Jahreszeiten. Im Alltag der Mitglieder ist dieses Vorhaben natür-
lich nur begrenzt umsetzbar, nicht so wie zu bestimmten Jahres-
zeiten oder an religiösen Feiertagen.
Ein Programm des Werischwarer Heimatwerks
Bei diesen Aktivitäten - und leider nicht nur bei den Deutschen in
Ungarn - ist eine der größten Herausforderungen der Gebrauch
der deutschen Sprache. Obwohl viele Sprachkenntnisse - gege-
benenfalls auch im Dialekt - in der Familie erworben haben, gibt
es keine Muttersprachler in der Gruppe. Infolgedessen ist es kein
Wunder, dass sich die Mitglieder untereinander - abgesehen
von wenigen Ausnahmen - auf Ungarisch unterhalten. Dennoch
gibt sich der Verein viel Mühe um die Sprache den Mitgliedern
näherzubringen wie zum Beispiel die Regie von kleinen Thea-
terstücken in der Mundart oder ganz konkret das Einstudieren
und die Verwendung von Wörtern im örtlichen Dialekt. In diesen
fünf Jahren war die Entwicklung in dieser Hinsicht bemerkens-
wert, was in der Zukunft durch die vielversprechende Einstellung
und Ansprechbarkeit der Kinder der jüngsten Altersgruppe des
Vereins - die überwiegend die deutschsprachigen Klassen der
Nationalitätengrundschule in Werischwar besuchen - noch ganz
bestimmt gesteigert wird.
Neben der Pflege der Traditionen und der Kultur unternimmt die
Gruppe zumindest genauso viel Anstrengungen bei der Bildung
einer Gemeinschaft mit bodenständigen Werten, die heutzutage
in der Gesellschaft alles andere als selbstverständlich betrachtet
werden kann. Durch die vielen Treffen, Proben, Auftritte und ge-
meinsamen Freizeitaktivitäten hat sich im Rahmen des Vereins
eine zusammenhaltende Gemeinschaft und eine Atmosphäre
etabliert, in der Kinder und Jugendliche ihre Zeit konstruktiv und
vernünftig verbringen können. Den Fakt, dass die Tätigkeit des
Heimatwerkes auch auf diesem Feld bereits seinen Fußabdruck
hinterlassen hat, belegt nichts anderes besser als die seit der
Gründung von 15 auf 75 angestiegene Mitgliederanzahl. Wenn
wir die Zahlen näher betrachten, sind zwei Drittel der Mitglieder
unter 18 und sogar alle unter 30 - ein unwiderlegbarer Indikator
dafür, dass hier viel Wert auf den Nachwuchs und seine För-
derung gelegt wird. Denn was wäre wichtiger als Nachwuchs-
förderung?
Das Werischwarer Heimatwerk befindet sich am Anfang seiner
Laufbahn, aber der Weg ist klar definiert: Förderung der Kultur
und der Identität durch den Aufbau einer zusammenhaltenden
Gemeinschaft. Ich wünsche meinem Verein viel Erfolg in der
Hoffnung auf eine nachhaltige ungarndeutsche Zukunft.
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„Wir werden nicht aufgeben“
Erstkommunion in deutscher Volkstracht –
im Gespräch mit Initiatorin Ibolya Englender-Hock
Von Richard Guth
Mitte Mai ging ein Beitrag der ehemaligen GJU-Vorsitzenden
Tekla Matoricz durch die lokale und die ungarndeutsche Presse-
landschaft: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg haben
Erstkommunionkinder in Fünfkirchen in schwäbischer Volkstracht
ihre Aufnahme in die Kirche gefeiert. Die Mädchen sind allesamt
Schülerinnen der Valeria-Koch-Grundschule in Fünfkirchen. Wir
haben mit der Initiatorin des besonderen Projekts, Ibolya Eng-
lender-Hock, Schulleiterin des Valeria-Koch-Schulzentrums und
neugewählte Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Un-
garndeutschen, gesprochen.
„An der Feier und deren Vorbereitung war der ganze vierte Jahr-
gang beteiligt, auch Schülerinnen der einsprachigen Klasse. Ich
habe die Eltern angesprochen und wer wollte, konnte sich an
dem Vorhaben beteiligen. Um ehrlich zu sein, habe ich es et-
was gesteuert, damit es nicht zu viele sind, weil wir es mit der
Arbeit nicht geschafft hätten. Diese 11 Mädchen waren so ziem-
lich unsere Grenze, wir selber konnten nämlich den Umfang des
Ganzen gar nicht ermessen. Beim Weitermachen in den kom-
menden Jahren müssen wir das „Team“ erweitern, anderswie
geht es nicht“, erklärt die Initiatorin, die sich bei ihrer Arbeit auf
die Unterstützung von „Experten“ stützen konnte: „Jetzt haben
wir noch jene Großmütter, Großtanten, vielleicht Urgroßmütter
unter uns, die vom Nähen, Waschen, Stärken manches verste-
hen, außerdem sind alte Kleidungsstücke aufzufinden, die als
Muster dienen können. So haben bei dem Vorhaben uns meine
Schwiegermutter - jedoch nur durch Ratschläge, weil sie leider
nicht mehr gut sieht und ihr Handgeschick ist auch nicht mehr
das Alte -, Anna Engländer, meine Schwägerin, Klara Gerner,
eine Näherin in Fünfkirchen, Nóra Farkas, und Theresia Krebs
aus Boschok, die die Halstücher angefertigt hat, geholfen“. Da-
bei war es nach Angaben der Schulleiterin nicht einfach, an die
Kleider heranzukommen: „Trachtstücke von früher für Kinder
kann man keine mehr auffinden, da sie weiterverarbeitet worden
sind, so mussten wir sie nachmachen. Alles, was die Schülerin-
nen anhatten, ist neu und kann - beziehungsweise soll - in den
kommenden Jahren immer wieder verwendet werden. Es war
ein Riesenvorhaben und eine fast übermenschliche Arbeit - 36
Unterröcke waschen, stärken, bügeln, feuchten, in Falten legen,
Schürzen nähen, ebenfalls in Falten legen usw. -, das größte
Problem waren die Kränze, weil bei denen das Besorgen des
Grundmaterials schon fast unmöglich ist.“
Auch pädagogische Ziele insbesondere sprachlicher Natur spiel-
ten eine Rolle: „Während wir die Mädchen angekleidet haben,
haben sie die Benennungen der einzelnen Kleidungsstücke er-
lernt, wir haben sie im Chor gesprochen (ihr Lieblingswort war
„Schmiesel“), unsere Sprache sonst war gemischt, wenn die
Eltern Anweisungen erhielten, ging es auf Ungarisch, wenn die
Kinder, dann auf Deutsch. Was mich wirklich gefreut hat, dass die
Schülerinnen auch auf Deutsch reagieren, es ist für sie mittler-
weile selbstverständlich.“ Die Erstkommunionfeier steht in einem
größeren Kontext und ist nach Auffassung der Schulleiterin inte-
graler Bestandteil der Erziehung der ungarndeutschen Kinder:
„Solche Anlässe sind die besten Gelegenheiten zur Identitätsbil-
dung und Spracherziehung gleichzeitig, weil alles erlebt werden
kann, die emotionale und kognitive Bindung ist viel stärker. Sie
konnten sie auch erfahren, dass wir mit meiner Schwiegermutter
und Schwägerin Mundart sprechen, also es ist nicht etwas, was
sie nur im Unterricht hören. Unter den Kindern waren manche,
bei denen in der Familie die Traditionen noch leben, aber eher
nur in Spuren. Gerade die Erstkommunion ist ein Ereignis, das
ohne „äußere“ Hilfe, wie jetzt durch die Schule, nicht mehr ge-
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