Bačka Palanka. suchen, die kroatische heilige Messe in Tscheb, die monatlich stattfindet, lediglich sechs, berichtet Pfarrer Gašparovský und zählt mit seinen Fingern nach. Aber es gibt sie noch, wohingegen der Friedhof in der Nähe der 1802 erbauten Kirche von der deutschen Vergangenheit von Tscheb zeugt. Die Suche nach dem Grab der Eltern von Jakob Bleyer, das erste Ziel der Reisegruppe, blieb nicht erfolglos: Es versteckt sich im Schatten des Fußballstadions im deutschen Sektor des Gemeindefriedhofs.
Zoltán Faragó( Mitte) und Pfarrer František Gašparovský( Links) erzählen über das Vojvodinaer Minderheitenleben
Wir befinden uns im südlichen Teil der Batschka, nicht weit von der Hauptstadt der Autonomen Provinz Vojvodina, Neusatz / Novi Sad, entfernt. Eine Vielvölkerregion, und dies seit Jahrhunderten, wenngleich das einst bestimmende Deutschtum fast verschwunden ist: „ Es gibt gerade noch neun Deutsche in Tscheb / Čelarevo”, ergänzt Pfarrer František Gašparovský, der Angehöriger der slowakischen Minderheit ist und in der Slowakei Theologie studiert hat. Er betreut, als einer der beiden slowakischen Geistlichen im Bistum Maria-Theresiopel / Subotica, sechs Gemeinden. Im gesamten Gemeindeverbund( opština) Plankenburg, zu dem der Geburtsort von Bleyer, Tscheb, auch gehört, leben kaum noch 150 Deutsche, bei einer Bevölkerungszahl von 60.000. Die Opština wird heute ohnehin von orthodoxen Serben dominiert, die gut 80 % der Gesamtbevölkerung stellen und die mit der Zeit- nach der Verschleppung, Ermordung und Vertreibung der deutschen Bevölkerung- auch einst deutsch besiedelte Orte wie Tscheb neubesiedelten. Neben den Serben gibt es eine bedeutende slowakische Gemeinde, die 10 % der Bevölkerung stellt und überwiegend evangelisch ist, und eine madjarische und kroatische Gemeinde, wobei sich die Präsenz der Vojvodinamadjaren fast nur auf die Stadt Plankenburg beschränkt.
Die Reisegruppe am Grab der Bleyer-Eltern: Jakob Bleyer u. Veronika Stern
Ortswechsel, die Reise geht weiter. „ Hier im Telep gibt es kaum noch Madjaren”, erzählen zwei ältere Damen in der Attila-József-Gasse in Neusatz / Novi Sad, als ich sie anspreche. Sie mögen recht behalten, wenngleich es an diesem heutigen Abend mehrfach für Begegnungen mit Madjaren reicht, selbst im belebten Stadtzentrum der Metropole an der Donau, die mittlerweile 400.000 Einwohner zählt. Dabei kann Neusatz diese rasante Entwicklung in den vergangenen hundert Jahren von einer verschlafenen Provinzstadt zum bedeutenden Wirtschaftszentrum in Serbien erst gar nicht verstecken: Die kleine Altstadt mit ihren wenigen Gassen wird regelrecht erdrückt von Hochhaussiedlungen und breiten Boulevards.
Wo einst das Geburtshaus Jakob Bleyers in Tscheb stand …
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Der Vorsitzende des Batschkaer deutschen St. Gerhard-Vereins, Anton Beck, hält Stadtführung in Sombor
Obwohl es nicht immer so war. Zu Zeiten, als Neusatz zum Königreich Ungarn gehörte, war es nicht einmal Komitatssitz. Sombor hieß damals die Hauptstadt von Batsch-Bodrog, unweit der ungarisch-serbischen Grenze gelegen, in der Nordbatschka. Von der ruhmreichen Vergangenheit zeugt das überdimensionale Rathaus, einst Komitatssitz, in der Mitte des Ortes. „ Nach dem Weltkrieg war Sombor zu 60-70 % von Madjaren bewohnt, heute haben sich die Anteile umgekehrt. In der Stadt von Sombor mit ihren 60.000 Einwohner leben heute etwa 3500 Madjaren. Was aber erfreulich ist, dass sich 1500 Menschen zu ihren donauschwäbischen Wurzeln bekennen”, berichtet der Vorsitzende des vor knapp zwanzig Jahren gegründeten Deutschen Vereins „ St. Gerhard”, Anton Beck. „ Viele Ältere sind auch noch heute voller Angst, was verständlich ist vor dem Hintergrund, was ihnen zum Beispiel im nahe gelegenen Palast widerfuhr. In den 10- 15 verbliebenen deutschen Familien wurde fortan ungarisch gesprochen, so dass die Deutschen heute sprachlich weitgehend
„ Wir in der Diaspora haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen als die Madjaren in der Nordbatschka rund um Maria-Theresiopel / Subotica. Es gibt nicht mehr den Druck wie früher, beispielsweise in der Zeit der Balkankriege, aber wirtschaftlich ist die Lage bedrückend. Es fehlen Arbeitsplätze, so dass wir arm wie die Kirchenmaus sind. Daneben beobachten wir, dass Serben in der freien Wirtschaft bevorzugt werden”, so Vereinsvorsitzender Faragó. Dies gehe nach seinen Worten mit einer starken Abwanderung einher, und erinnert sich an die Zeiten vor der Wende zurück, als die Vojvodina viel besser da stand als Ungarn. Eine Erkenntnis, die auch das äußere Erscheinungsbild der Städte und Dörfer stützt. Die Abwanderung gen EU-Ausland wird auch von politischen Entscheidungen wie die Vergabe der ungarischen Staatsangehörigkeit an Auslandsmadjaren befördert, auch Faragó selbst besitzt die( serbisch-ungarische) doppelte Staatsbürgerschaft. Die Kirchenstatistiken bestätigen die Folgen von Assimilierung und Abwanderung: Die ungarische 9-Uhr-Sonntagsmesse in der Stadt würden 20-30 Menschen besonntagsblatt