Sonntagsblatt 2/2017 | Page 32

• Humor •

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DORFGESCHICHTEN VON „ DAMALS”
Anekdoten aus Waschludt – Waschludt( Városlőd), westlich von Veszprém, Gebiet Buchenwald – von Michael Roth
Verloren in der Großstadt Der Metzgermeister aus Waschludt fuhr mit seinem Gesellen, der noch nie in einer Großstadt war, nach Budapest. Die Hektik der Großstadt und die vielen Menschen jagten dem Gesellen Angst ein. Deshalb versuchte er, seinen Herren nicht aus den Augen zu verlieren. Die Unsicherheit des Gesellen amüsierte den Meister, das wollte er nun noch ein wenig auskosten. In einem Kaufhaus versteckte er sich hinter einer Säule und beobachtete den Gesellen. Als dieser gewahr wurde, daß er den Chef verloren hatte, erfaßte ihn eine Panik. Er lief hinaus auf die Straße und fragte ganz aufgeregt den nächsten Besten, der ihm über den Weg lief: „ Nem látta a Windischmannt?”(„ Haben Sie nicht den Windischmann gesehen?”)
Hochzeitmusik Früher wurden in Waschludt sehr große Hochzeiten gefeiert. Junge Leute haben immer in der Faschingszeit geheiratet. Meist fand die Trauung am Dienstagvormittag statt, damit die dreitägige Feier am fleischlosen Freitag zu Ende war. Zur Hochzeit wurde die gesamte Verwandtschaft eingeladen. Mehr als 100 Gäste kamen immer zusammen, je nachdem, von welcher Seite man eingeladen war, ging man zum Haus der Braut oder des Bräutigams, wohin auch die Blaskapelle kam. Mit Musik ging es zum Brauthaus, um die Braut abzuholen und in die Kirche zu führen. Aus Jux fragte ein Musikant die Braut: „ Was sollen wir beim Kirchgang spielen? Wenn du noch Jungfrau bischt, dürfen wir luschtichi Lieder spie-
Love Story in Budapest – Love Story Budapesten, zweisprachig( deutsch – ungarisch)

NEUERSCHEINUNG von Nelu B. Ebinger JBG Budapest, 2017.

len. Andernfalls spielen wir Marienlieder.” Die Braut überlegte eine Weile und antwortete: „ Ein bißchen so und ein bißchen so!”
Zur allgemeinen Erleichterung gelöscht Beim Funtsche-Hansels in Waschludt hat’ s gebrannt. Die freiwillige Feuerwehr hat sich tapfer geschlagen und eine Ausbreitung des Feuers, was angesichts der Strohdachhäuser eine große Gefahr wär, erfolgreich verhindert. Der Ruf dieser großen Tat gelangte auch in die Komitatsstadt Wesprim( Veszprém) zum Komitats- Feuerwehrhauptmann, der als Belohnung für die schöne Leistung die Waschludter Feuerwehr nach Wesprim einlud. Der Komi- tatskommandant bat zu schildern, wie die Waschludter den Brand gelöscht hätten. Der Vorsteher der Waschludter gab nun sein Kommando: „ Stellt eich so uf wie letschte Wuche vor dene Funt- sche-Hansls ihrem Mischthaufe …”
Entnommen dem Buch von Georg Weiner: Heitere Geschichten aus der Heimat der Donauschwaben