Sonntagsblatt 2/2016 | Page 20

Die Teilnehmer
Wir sollten sie sehr vorsichtig und mit viel Geduld fragen . Wir können nur hoffen , dass wir ihre Erfahrungen nicht brauchen werden . / Vielleicht werden wir ihre Erfahrungen noch gebrauchen .
Und vor allem sollten wir uns ihnen bedanken , und uns mit Ehre vor ihnen verbeugen .”
Nach diesen ergreifenden Worten hörten die Teilnehmer Klara Burghardts Gedicht „ Grosnij , Kaukasus ” im Vortrag von Frau Kocsis an . Es folgten danach Kranzniederlegungen der zahlreich anwesenden Gäste , unter anderen vom Bürgermeister Pluhár bis zu den Delegationen der verschiedenen deutschen nationalen Selbstverwaltungen des Komitats . Schließlich gingen alle in die katholische Kirche , wo Pfarrer János Máté eine dem Feiertag gewidmete feierliche Messe zelebrierte . Der katholische Kirchen - chor unter Leitung von Kantor Zsolt Aradi sorgte für die musika-
Frau Finta im Leimen-Haus
lische Begleitung , diesmal zum besonderen Anlass natürlich auch mit deutschen Liedern .
Nach der Messe nahmen die Gäste an einem kleinen Mittags - mahl im Leimen-Haus teil . Getränke und Speisen wurden von der Nationalen Selbstverwaltung der Eleker Deutschen zur Verfügung gestellt . Pfarrer Máté hielt sogar eine Hausweihe im Vereinshaus .
Mit dabei waren sogar zwei Teilnehmerinnen der Zwangsarbeit , Frau Aloisia Finta geb . Jámbor sowie Frau Magdalena Leiszt . Zu diesem besonderen Anlass bekamen die beiden Damen je ein schönes Geschenkpaket von den Veranstaltern .
Frau Leiszt mit den Gästen
Nach gemütlichen Gesprä - chen zwischen Gastgebern und Gästen ging man schließlich in den frühen Nachmittagsstunden wieder nach Hause .
Die Festlichkeit am Ver - treibungsdenkmal wurde auch von dem Eleker Fern - sehen aufgenommen , Inte - res senten können die Auf - nahme unter http :// piciurl . hu / 867 auf Youtube ansehen .
Tamás Klemm
Ein Kommentar :
Guten Tag . Mein Name ist Georg Varga . Meine Eltern György ( Georg ) Varga geb . am 1 . 1 . 1917 in Elek und seine Ehefrau Erzsebet ( Elisabeth ) geborene Strifler geboren am 16 . 11 . 1919 in Elek stammten also beide aus Elek . Meine Mutter war von 1945 bis 1946 in Krivoj Rog ( malenki robot ) und mein Vater von 1945 bis 1948 in russischer Gefangenschaft . Danach wurden beide auch noch aus ihrer alten Heimat Elek vertrieben . Beide sind hier in Ladenburg ( in der Nähe von Leimen und Laudenbach ) in ihrer neuen Heimat beerdigt . Heimat ist aber doch nur da woher man stammt ! Ich als Teil der Nachkriegsgeneration habe meine Heimat wohl hier in Deutschland , mein noch 1939 in Elek geborener , inzwischen ebenfalls verstorbener , Bruder wohl in der alten Heimat . Mein Ur - sprung ist dennoch die alte Heimat Elek . Es darf nie wieder eine Vertreibung aus der Heimat eines Menschen geben .
Deswegen muss auch die Erinnerung an Krieg , Vertreibung und Zwangsarbeit immer wachgehalten werden . Es muss aber auch Vergeben werden können . Nur mit Erinnerung und Vergebung zusammen kann verhindert werden das sich solch schreckliche Taten wiederholen ! Die Rede von Frau Klara Mester ist hierfür ein gutes Beispiel ! Vielen Dank Frau Mester !
Viele Grüße in die alte Heimat . Georg Varga
Gut zu wissen
Das Erbe der vertriebenen Schwaben
… Als unmittelbare Folge der Enteignungs- und Vertreibungs - maß nahmen verloren die Deutschen in Ungarn von der 1941 in ihrem Besitz befindlichen Bodenfläche in der Größe von 638 337 Katastraljoch , was damals 5,5 Prozent des gesamten landwirtschaftlich genutzten Bodens in Ungarn ausmachte , 488 223 Joch und damit 76,5 Prozent . Enteignet wurden im Zuge der Durch - führung der Verordnungen 600 / 1945ME und 3820 / 1 945ME 239 623 Joch . Beschlagnahmt wurden während der Vertreibung weitere 248 600 Joch . 1941 besaßen die Ungarndeutschen 60 400 Haus - immobilien , von denen 1945 44 750 und damit 74,1 Prozent be - schlagnahmt wurden , wodurch nur 15 650 Häuser im Eigentum ihrer Besitzer verblieben . Ein zusammenfassender Auszug der Inventare der bis August 1946 vertriebenen ca . 110 000 Personen listete als deren Eigentum auf : 43 377 Pferde , 15 499 Rinder , 21 185 Schweine , 134 Traktoren , 350 Dreschmaschinen , 1599 Saat - maschinen , 6827 Pferdewagen , 8317 Pflüge , 7026 Häckselma - schinen , 18 254 Fässer , 4925 Hektoliter Wein , 3322 Doppelzent - ner Weizen , 75 509 Doppelzentner Mais , 21 230 Doppelzentner Viehfutter , 40 585 Möbelstücke , 6010 Nähmaschinen , 1458 Fahr - räder , 52 442 Doppelzentner Brennholz und 146 kleinere Gewer - bebetriebe . 62 Prozent der beschlagnahmten Immobilien mit 306
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