Sonntagsblatt 1/2022 | Page 22

blatt der 1920er Jahre anvisiert . Der folgende „ Hirtenbrief “ stammt vom Fünfkirchner Bischof Gyula Zichy ( 25 . März 1924 ), gezeichnet durch den allgemeinen bischöflichen Stellvertreter , Dr . Dénes Mosonyi :
„ Der ungarische Katholizismus war und ist von zwei zerstörerischen Gefahren bedroht . Die erste ist der Niedergang des Glaubenslebens , die Abkehr der Seelen von den Quellen und dem Trost der Religion und die zweite ist die Verschärfung der Nationalitätenfrage unter den Katholiken . Die erste Bedrohung wurde durch den unglücklichen Weltkrieg in erschreckender Weise heraufbeschworen , die zweite wird nicht nur durch den Friedensvertrag von Trianon und die Bestimmungen über nationale Minderheiten aufrechterhalten , sondern durch die ständige Unterdrückung unseres unglücklichen , verstümmelten Landes noch verstärkt .
Die Nationalitätenfrage wird auch dort aufgeworfen und bewusst geschürt , wo bisher der schönste Friede und die Harmonie herrschten und wo aufrichtige Liebe und Zuneigung zum ungarischen Vaterland mit der inneren Verbundenheit zum katholischen Glauben einhergingen und gestärkt wurden . Diese unselige Nationalitätenbewegung , die durch die bewusste Forcierung der Abgrenzung von nicht ausgesprochen ungarischen Nationalitäten die nicht-ungarischsprachigen Bürger nicht nur vom Ungartum , sondern auch vom ungarischen Vaterland entfremdet , wird nach erneuter Feststellung auch vom katholischen Sonntagsblatt gefördert . Die Nationalitätenbewegung versucht in der Seele der deutschsprachigen ungarischen Bürger eine überschwängliche Begeisterung und Bewunderung für ihre „ eigentliche ” Heimat zu wecken , die wiederum die innere Verbundenheit mit der ungarischen Heimat , ihre Wertschätzung , die Förderung ihrer Einheit und das Voranbringen ihres Wohlstandes mindert und lockert .
So schmerzlich die dem ungarischen Katholizismus drohende geistige Gefahr ist , gegen die die Seelsorger mit allen Mitteln der geistigen Lebensrettung ankämpfen müssen , so bedauerlich ist die zweite , die den Schrecken der weiteren Zerstörung und des Verderbens unseres verstümmelten Vaterlandes heraufbeschwört , und deshalb ist es notwendig , sich gegen dieses Minenwerk mit kluger Einsicht zu wehren .
Hiermit erbitte ich den Hochwürdigen Herrn Diakon , in dessen Bezirk das genannte Blatt an mehreren Stellen bezogen wird , es zusammen mit den Interessierten und den Herrn Pfarrern zu überwachen und sollte es weiterhin in der angegebenen Richtung wirken , nach vertraulichen Gesprächen sein Bestes zu tun , um es durch ein anderes geeignetes Blatt zu ersetzen .” 6
Mein Großvater erschien im Amt , da man ihm keine Ruhe ließ , damit er sich endlich einen ungarischen Namen zulegen soll . Er bat um einen Tag Frist und ging im Hinterkopf mit dem ihm vorgeschlagenen Namen nach Hause . Am nächsten Tag ging er wieder hin , und teilte entschlossen mit , dass , wenn der Name Becker all seinen Vorfahren gut genug gewesen ist , er diesen auch für sich behalten wird .
Wenn ich jetzt überlege , könnte ich sicherlich auch mit dem Namen Berecki ganz gewiss glücklich sein . Ob ich aber in allen weiteren Merkmalen mit meinem jetzigen Ich identisch wäre , da habe ich meine Zweifel : nomen est halt omen …
6 In : Hengl , Ferdinand : Versend község története 1687-1999 . Pécs , 1999 . S . 95 ( Übers . d . Verf .)

MIKROKOSMOS OST- UND MITTELEUROPA DEUTSCHE MINDERHEITEN

Auf dem Papier ist alles rumänisch

( Papíron minden román )
Die kommissarische Schulleiterin der rumänischen Nationalitätenschule spricht kein Rumänisch , obwohl sie ein Sprachzertifikat besitzt . Auch die Landesselbstverwaltung der Rumänen in Ungarn , Trägerin der Schule , ist sich dessen bewusst . Deshalb gibt es auch eine Anzeige : Es gab polizeiliche Ermittlungen und auch die Generalstaatsanwaltschaft hakte nach , aber dennoch bleibt alles beim Alten .
Ein Beitrag von Tamás Bod : erstmalig erschienen am 24 . 11 . 2021 in der regierungskritischen Zeitschrift „ Magyar Narancs “; Zweitverwendung mit freundlicher Genehmigung von Chefredakteur Endre B . Bojtár ; Deutsche Übersetzung : Armin Stein
„ Wir werden Elena Szilágyi sehr vermissen , es wird schwer sein , ihre Hand loszulassen . Ich möchte alle bitten , die Übergangszeit bis zur Ausschreibung und
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