Sonntagsblatt 1/2022 | Page 2

LEITARTIKEL

“ Ich denke , dass das Ungarndeutschtum eine Zukunft hat , aber sich langfristig verändern wird “

Großinterview mit Emil Koch , dem Vorsitzenden des LdU-Jugendausschusses
Emil Koch ist Vorsitzender des LdU-Jugendausschusses und wurde im Dezember 2021 von der Vollversammlung der LdU auf die Deutsche Liste für die Parlamentswahlen 2022 gesetzt . Im Sonntagsblatt-Interview spricht Emil über die ungarndeutsche Identität , seine Tätigkeit innerhalb der LdU und über die Lage der ungarndeutschen Jugend .
SB : Du stammst aus dem malerisch gelegenen ungarndeutschen Dorf Ohfala / Ófalu . Wie hat der Heimatort deiner Jugendjahre deine Identität geprägt ?
E . K .: In meinen Kinderjahren war meine ungarndeutsche Identität der Alltag . Wir haben zu Hause hauptsächlich die Mundart gesprochen und ich habe z . B . nur deutsche Sendungen im Fernsehen geschaut . In meinen frühen Jugendjahren , als wir nach Fünfkirchen gefahren sind , war es für mich seltsam , dass ich ältere Leute ungarisch sprechen hörte . Es war für mich keine Selbstverständlichkeit , später wurde mir meine Identität bewusster .
S . B .: Wie kam es , dass du dich entschieden hast aktiv im gesellschaftlich-politischen Leben der ungarndeutschen Volksgruppe teilzunehmen ?
E . K .: Als ich 15 Jahre jung war , habe ich die GJU kennen gelernt und in ihr eine solche Gemeinschaft gefunden , wo ich mich wohl gefühlt habe . Ich wurde später Vizepräsident , danach Präsident der GJU . Als ich gesehen habe , dass ein Generationswechsel in der GJU stattfindet , habe ich mich entschieden die Präsidentschaft zu übergeben und anderswie den Jugendlichen zu helfen . So wurde ich 2010 das erste Mal in die Vollversammlung gewählt . Ich denke , dass dies keine Entscheidung war , sondern ein Prozess , da ich schon immer motiviert war etwas für die Gemeinschaft zu tun . Ich war auch zwei Zyklen in Ohfala in der Minderheitenselbstverwaltung aktiv .
S . B .: Was motiviert dich bis heute aktiv deine Zeit für deine Volksgruppe zu opfern ?
E . K .: Die Zukunft des Ungarndeutschtums ist für mich eine Herzensangelegenheit und solange ich das Gefühl habe , dass ich etwas für den Erhalt des Ungarndeutschtums tun kann , solange möchte ich aktiv mitwirken und mein Bestes geben .
S . B .: Im Namen der JBG möchte ich dir zu deiner Platzierung auf der Liste der LdU gratulieren . Wie schwer war es auf die Liste zu kommen ? Wie hast du die Vollversammlungsmitglieder von dir überzeugt ?
E . K .: Ich bin seit 2006 auf regionaler und landesweiter Ebene aktiv , so kennen viele meine Tätigkeit . Ich denke , dass ich aus der Branau vorgeschlagen wurde , und von der Vollversammlung auf so einen Platz gewählt zu werden , ist eine Bestätigung für meine Arbeit .
S . B .: An der Spitze der Liste steht erneut Emmerich Ritter . Leider wurde das ungarndeutsche Wahlvolk nicht über die genauen Stimmzahlen für die Kandidaten informiert . Wie groß ist Emmerich Ritters Unterstützung unter den Mitgliedern der Vollversammlung ?
E . K .: Die Wahl für die Liste fand laut unserer Geschäftsordnung in einer geschlossenen Sitzung statt . Da kann nur der Beschluss veröffentlicht werden , der dazu führende Prozess nicht . Die Ergebnisse von Herrn Ritter kann man schwer in Frage stellen . Seine Unterstützung innerhalb der Vollversammlung ist groß , aber es gibt anhand der Erfahrungen der letzten 3-4 Jahre noch viel Verbesserungspotential , worüber auch viel diskutiert wurde , was aber selbstverständlich ist .
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