Sonntagsblatt 1/2021 | Page 8

Mitglieder auch einige Reisen durch Slowenien , Kärnten und die Steiermark vor .
Bereits im Jahr 2008 begann der Kulturverein der deutschsprachigen Frauen unter der Leitung von Veronika Haring mit thematischen Vorträgen , runden Tischen und Konzerten , die hauptsächlich die Wiederbelebung und die Erinnerung an die Vorfahren der deutschen Marburger , die zusammen mit den Slowenen das kulturelle Leben in Marburg prägten . Der Verein nahm an der Ausstellung ‚ Deutsche und Marburg ‘ teil , einer der bedeutendsten Veranstaltungen in Maribor / Marburg als Kulturhauptstadt Europas 2012 .
Merkwürdigkeiten
Doch der deutschen Sprache den Vortritt lassen , oder ?

Über Realitäten , Komfortzone und die wahre Aufgabe unsereiner s

Mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland veröffentlichte der Verein 2018 ein umfangreiches zweisprachiges Buch mit 235 Seiten : „ DAS ZWEITE GESICHT MARBURGS , die verschwiegenen Schöpfer der Marburger Kultur “. Nach dem Runden Tisch Deutscher Autoren im Jahr 2016 entschied sich der Verein , gemeinsam an einem Ort alle deutschen Künstler während der österreichisch-ungarischen Monarchie und zwischen den Kriegen zu präsentieren : Leider wurden diese Künstler aus der Marburger Kulturgeschichte gestrichen , weil sie deutscher Abstammung waren . Aber man vergisst , was diese Schöpfer zu ihren Lebzeiten maßgeblich zum Ruf der Stadt Marburg im damaligen Kaiserreich und auch weiter in Europa beigetragen haben . Erwähnen wir auch das alljährliche traditionelle „ Treffen der Steirer aus drei Ländern “, zwischen den Steirern aus Österreich , den Steirern aus dem Banater Bergland in Rumänien und den Steirern aus der Untersteiermark in Slowenien . Jedes Jahr treffen wir uns in einem anderen Land und an einem anderen Ort , wo die Steirer leben . Im Jahr 2019 fand das Treffen auf dem slowenischen Schloss Stattenberg statt . Leider wurden im Jahr 2020 alle diese internationalen Treffen aufgrund der Coronapandemie abgesagt .
Da regelmäßige wöchentliche Treffen - Deutschkurse - während der diesjährigen Coronapandemie abgesagt wurden , ersetzte der Verein diese Treffen bald durch Videokurse . Die Resonanz ist außergewöhnlich , da jetzt auch Mitglieder außerhalb von Marburg regelmäßig teilnehmen . Als Obfrau des Vereins bemüht sich Veronika Haring um eine unpolitische , kulturelle Bewertung des Beitrags von Marburgern deutscher Herkunft , die seit Jahrhunderten in Marburg kreativ miteinander verflochten sind .
Aus diesem Grund wurden nach Jahren fruchtbarer Arbeit und Zusammenarbeit im In- und Ausland im Laufe der Jahre viele Auszeichnungen für erfolgreiche Arbeit vergeben .
Veronika Haring ist somit die Empfängerin von folgenden Auszeichnungen :
- Jahr 2008 Anerkennung mit der Medaille der Vereinigung der Kulturvereine Maribor ,
- im Jahr 2016 der Bronzepreis von MÉRITE EUROPÉEN , der Fondation du Mérite Européen ,
- im Mai 2017 in Graz das Goldene Ehrenabzeichen der Steiermark ,
- im Juni 2018 das Goldene Ehrenabzeichen der Republik Österreich für ihre langfristige kulturelle Arbeit und ihre Bemühungen um gegenseitiges Verständnis zwischen den Menschen in Österreich und Slowenien
- und 2020 die Silberne Plakette des JSKD - Öffentlicher Fonds der Republik Slowenien für Kulturtätigkeiten “ - die zweithöchste Anerkennung für die nicht professionelle - Amateurkultur in der Republik Slowenien .
Text : Jan Schaller
Von Richard Guth
In letzter Zeit erreichten mich Impulse , an denen Unseraans nicht so einfach vorbeigehen kann . Es geht wieder mal um das leidige Thema Sprachgebrauch . Manche Stimmen würden wieder sagen : „ Du sollst die Dinge beim Namen ( im wortwörtlichen Sinne ) nennen , sonst verpufft die Wirkung und alles bleibt beim Alten !” Letzteres mag stimmen , aber trotzdem sage ich : Nein ! Nein , weil es sich bei den Betroffenen nachweislich um überzeugte Ungarndeutsche geht , die sich für die Sache einsetzen ! Andererseits geht es um Phänomene , die allgegenwärtig sind – die vorhin Genannten bloßzustellen wäre nicht nur fachlich unprofessionell ( man möge auch die andere Seite zu Wort kommen lassen , was in diesem unserem Grabenkämpfe-Lande so oft außer Acht gelassen wird ), sondern auch unfair ihnen gegenüber . Und die Chance auf ( Selbst- ) Wiedererkennung ist ohnehin groß , sollen die Betroffenen diese Zeilen lesen .
In dem einen Fall ging es eigentlich um eine Diskussion , die ich schon einige Male geführt habe , mit Vertretern unserer Volksgruppe , und die die zwischenmenschliche Kommunikation betrifft : Nämlich , in welcher Sprache man versuchen soll Aktive unserer Volksgruppe in Organisationen , Vereinen und sonstigen Einrichtungen anzusprechen . Macht man es einsprachig deutsch ? Würde ich sagen , schwierig ! Macht man es einsprachig ungarisch ? Wo bleibt dann unsere Vorbildfunktion ? Aber ich will doch nur , dass die Leute auch reagieren , so die Erklärung des Vertreters der Volksgruppe und beruft sich auf langjährige Erfahrungswerte - mag stimmen , vor dem Hintergrund der Sprachpraxis im Kreise unserer Gemeinschaft . Anbieten würde sich die Zweisprachigkeit – so kann / könnte sich keiner beschweren , die Botschaft nicht zu verstehen . Vor dem Hintergrund des Gedankens des lebenslangen Lernens ( ganze EU-Bildungsprojekte sind darauf angelegt ) eigentlich ein Unding , denn es ist ja nie zu spät , die Sprache der Ahnen zu lernen ! Aber dann wieder diese verdammte Komfortzone und die tausenden kleinen Dinge , die einem im Alltag begegnen und keinen Raum dafür bieten ! Ich habe für alles Verständnis , klar , aber trotzdem ! Die Komfortzone müsste auch derjenige verlassen , der diese Botschaften verschickt . Viel Aufwand , stimmt , aber gleichzeitig ein Lernprozess , den man anstößt ! Dabei kommt mir die Aussage einer Ex-Funktionärin der Minderheit in den Sinn , als es um die Sprache der Liturgie , deutsch-ungarisch , ging , denn der Pfarrer verfuhr so , warum auch immer , dass er einen Teil der Liturgie auf Deutsch vorlas ( oder versuchte es jedenfalls ) und dann ins Ungarische wechselte ( Predigt natürlich auf Ungarisch ). Zuvor hatte die Gemeinde einen deutschsprachigen Priester . „ Die Leute werden sich dran gewöhnen , denn nichts ist mächtiger als die Gewohnheit ”, so die Aussage der langjährigen Vertreterin . Und in der Tat , die Leute gewöhnten sich an diesen „ gemischten Salat ”. So könnte es auch im Falle der E-Mail-Korrespondenz sein , ohne zu behaupten , dass dies automatisch zu einer Wiedergeburt des deutschen Sprachgebrauchs führen würde . Aber wir sollten uns nicht weiter zu billig verkaufen , sagte einst auch unser Autor Georg Sawa .
Der Anspruch als Flaggschiff des deutschen Sprachgebrauchs in der Öffentlichkeit zu sein , wirkt nur dann authentisch , wenn man mit bestem Beispiel vorangeht . Das ist aber leider Gottes
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