Häufige schwere Krisen des Blattes konnten nur durch den Opferwillen der Herausgeber und freiwillige Geldspenden der Bezieher gemeistert werden . Langsam ging es aufwärts . Bis Anfang 1922 stieg die Zahl der Abnehmer auf 5000 , im Jahre 1927 wurde das Blatt in 400 Dörfern verbreitet .
Im Dienste seines Hauptzweckes , dem Kampfe für das ungarländische Deutschtum , berichtete es aufs Genaueste über die Fortschritte der Bleyerschen Bewegung und leistete eine unermüdliche , eindringliche Aufklärungsarbeit zugunsten der deutschen Unterrichtssprache . Als 1924 der „ Ungarländische Deutsche Volksbildungsverein ( UDV )” gegründet wurde , veröffentlichte es dessen sämtliche Mitteilungen . ( Bemerkung : Dennoch war das „ Sonntagsblatt ” nicht das „ Organ ” des UDV , weil es im Gegensatz zu diesem , der von der Regierung unterstützt wurde , finanziell unabhängig blieb .)
Die „ Politik ” des Blattes kennzeichnete Bleyer mit folgenden Worten : „ Auch im Sonntagsblatt machen wir keine eigene Politik , sondern unser ganzes Bestreben ist einzig und allein darauf gerichtet , unser schwäbisches Volk auf die Bahn reiner , christlicher Sitten , treuer Liebe zum angestammten Vaterland und zum angeborenen Volkstum zu leiten und zu fördern … - das ist doch keine ’ Politik ’!
Was die Stellungnahme zu allgemeinen politischen Ereignissen betraf , so hielt sich das Blatt im Fahrwasser der Regierungspartei , vertrat also eine ungarisch-patriotische und revisionistische Haltung . Darüber hinaus stand es natürlich dem Deutschtum im Reich , in Österreich und in den Nachfolgestaaten freundlich gegenüber , bekämpfte den Kommunismus und beschäftigte sich eingehend mit allen Fragen des nationalen Minderheitenwesens . Bleyer war froh , an seiner Seite Geistliche wie Dr . Huber , Hufnagel und Varga zu wissen , die den Gläubigen in der Muttersprache predigten . Varga , von Haus aus Madjare , aber früh in deutschen Gemeinden tätig , war das besonders hoch anzurechnen .
Der Unterhaltungsteil der Zeitung passte sich der Gesamtrichtung an . Gepflegt wurde vor allem der Heimatroman , der in der Ansiedlungszeit der Donauschwaben spielte . Ella Triebnigg-Pirkhert und Johann Faul-Farkas schrieben viele solche gemütsvollen Erzählungen auf geschichtlicher Grundlage . Die humoristischen Gedichte des „ Heinz von Promontor ” seien ebenfalls erwähnt . Ein besonderer Vorzug des „ Sonntagsblattes ” war die enge Verbundenheit zwischen Herausgebern und Beziehern . Mit jedem Anliegen konnten sich die Leser an ihre Zeitung wenden und es war sicher , dass ihre Briefe aufs Genaueste beantwortet wurden . Die äußerst vernachlässigte Rechtschreibung und die unbeholfene Ausdrucksweise der Briefeschreiber , die eigentlich nur Mundart sprachen und kein „ Schuldeutsch ” lernten , bereiteten der Redaktion oft große Schwierigkeiten . ( Als Beispiel ein Brief an den UDV : „ main libesz folksferain . Ih bite Szoford 40 stuk folksz kalender für das jar 1935 jar . Libesz ferrainj ih mahe Inen zuvisen , dasz ihm Siget 50 midklider Szihboimir haben untersriben . Die miklider bitten Szofort komesz Nah Siget die ordszgruben kründen …”).
Es konnte nicht ausbleiben , dass eine so deutschgesinnte , erfolgreich wirkende Zeitung madjarische Angriffe auf sich zog . wurde das Blatt einmal vom Innenministerium verboten , weil es am 7 . Mai 1922 die Broschüre des Ödenburger Schriftstellers Alfred von Schwartz „ Die Zukunft der Deutschen in Ungarn ” veröffentlichte ( ein Epilog zur Volksabstimmung in Ödenburg ).
Obgleich das Sonntagsblatt schwer um sein Dasein zu kämpfen hatte , blieb es 14 Jahre lang das Hauptorgan des ungarländischen Deutschtums in Trianon-Ungarn mit einer halben Million Menschen deutscher Volkszugehörigkeit . Schließlich hatte das Sonntagsblatt ganz allein auf sich gestellt diesen Daseinskampf zu führen . Immerhin war das Sonntagsblatt , als einzig wirklich deutsch gesinnte Zeitung in Ungarn vom schwäbischen Volk
SoNNTAGSBLATT warm und herzlich aufgenommen , was eine Leserzuschrift wie folgt ausspricht : „… Auf ein in solchem Geist geleitetes Blatt haben schon unsere Eltern gewartet … Selbst der einfachste Mann vom Land , und gerade dieser , hat beim Lesen des Blattes instinktmäßig begriffen und begreifen müssen , dass hier Töne angeschlagen werden , die schon längst im Herzen unseres Volkes schlummern , aber keinen Musiker hatten , der sie zu einem harmonischen Lied zusammenklingen ließ . Nun haben wir in den Männern um das Sonntagsblatt herum jene Führer , die aus der Urquelle unseres Volkes schöpfen und folglich von unserem Volk nicht nur verstanden , sondern mit elementarer Begeisterung in sein Herz geschlossen wurden und werden .“
Als Vergleich einige Angaben aus den deutschen Volksgruppen der abgetrennten Landesteile , unlängst noch zu Großungarn gehörend : Die 800.000 Deutschen in Rumänien verfügten über 5 Tageblätter und 30 Wochenschriften , die 600.000 Deutschen in Südslawien hatten ein Tageblatt und 15 Wochenschriften …
Bleyers Sonntagsblatt hat sich auch nach seinem Tode 1933 weiter gehalten , wurde jedoch ( wegen Linienwechsel ) 1935 in NEUES SONNTAGSBLATT umbenannt und ist endgültig 1940 eingegangen , als der UDV ( Ungarländischer Deutscher Volksbildungsverein ) seine Tätigkeit einstellte und nun endgültig dem VDU ( Volksbund der Deutschen in Ungarn ) das ungarländische Deutschtum überließ .
Neu auferstanden ist das SONNTAGSBLATT FÜR DAS DEUT- SCHE VOLK IN UNGARN im Jahre 1993 mit Gründung der Jakob Bleyer Gemeinschaft .
Aktuelles
Ein Siebenbürger im Dienste der europäischen Volksgruppen
Der neue JEV-Vorsitzende Andor Barabás im SB-Gespräch
SB : Andor Barabás hört sich ungarisch / madjarisch an , dennoch engagierst du dich für die Rumäniendeutschen - wie kommt es ?
AB : Ich stamme aus einer ungarischen Familie , aber ich bin im siebenbürgischen-sächsischen Umfeld der deutschsprachigen Minderheit in Zeiden / Feketehalom / Codlea in Rumänien aufgewachsen . Das heißt , ich habe sächsische Schulen besucht , die deutsche Grundschule in Zeiden und später das Johannes-Honterus-Lyzeum ( Gymnasium ) in Kronstadt / Brassó / Brașov . Meine Muttersprache ist Ungarisch und danach habe ich Deutsch im Kindergarten gelernt und Rumänisch konnte ich erst ab der 1 . Klasse lernen . Während dieser Zeit waren fast all meine Lehrer Teil der deutschen Minderheit in Rumänien , sodass ich natürlich ihrer Gemeinde nahe kam . Obwohl ich als Kind an vielen Veranstaltungen der ungarischen Gemeinde in meiner Heimatstadt teilgenommen habe , bin ich auch zu den deutschen Veranstaltungen gegangen wie zum Beispiel dem Gitarrenkreis oder dem Kindergottesdienst . Interessant zu erwähnen ist auch , dass viele der kulturellen Aktivitäten wie der Fasching von beiden Gemeinschaften gemeinsam organisiert wurden . Später schloss ich mich der Zeidner Volkstanzgruppe und der evangelischen Jugendgruppe an , die beide der deutschen Gemeinschaft angehören .
SB : Welche Erfahrungen hast du bei dieser Arbeit gesammelt - wie ist es um die rumäniendeutsche Gemeinschaft bestellt ?
( Fortsetzung auf Seite 4 )
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