sen eines der Teilnehmer begleitet wird: Einer der Teilnehmer ruft
die Forderung des jüdischstämmigen sowjetischen Schriftstellers
(fälschlicherweise als Pravda-Chefredakteur vorgestellt) Ehren-
burg in Erinnerung, der meinte, man möge Deutschland nicht nur
erobern, sondern auch massenweise Deutsche liquidieren, was,
so einer der Teilnehmer, in Schlesien ganz gut gelungen sei. Dies
hätte der NKVD-Chef Berija verhindert, was der Journalist aber
missbilligt: Denn die Liqiudierung des gesamten deutschen Vol-
kes hätte zur Friedenssicherung in Europa enorm beigetragen
(„vertane Chance”). Jedenfalls meint der Journalist das so, auch
wenn er das sprachlich unglücklich formuliert hat – denn er äu-
ßert vorher Zustimmung, dass der sowjetische Marschall Žukov
Berija später erschossen haben soll.
Darauf folgt ein Schwenk zu uns, den Deutschen in Ungarn, die
in vielerlei Hinsicht mittlerweile zu Ungarn/Madjaren geworden
seien, „anderssprachige Ungarn” eben. Sollten sie aber auf deut-
sche Initiative hin (Fünfte Kolonne-These) wieder „Volksbünde”
gründen (wenn auch in „grünem” Gewand), dann sollten sie auf
ihren Verstand und auf ihr Herz hören und nicht auf ihre sprach-
liche Herkunft. Man sollte dabei einen Unterschied zwischen den
ungarländischen Schwaben und den Bundesdeutschen machen
– der eine sei weißer Hautfarbe, der andere nicht mehr so, lautet
darauf die Reaktion des Kollegen, eine mehr als deutlich rassis-
tisch zu wertende Aussage.
Soweit die Runde! Meinungsfreiheit ist bekanntlich ein hohes
Gut, aber damit umzugehen muss gelernt sein. Als Journalist
steht man im Rampenlicht der Öffentlichkeit – die Verantwortung
ist umso größer, wenn es um Produktionen geht, die aus Steuer-
geldern finanziert werden. Wenn man Volksverhetzung hoffähig
macht, läuft man Gefahr, dass sich Kräfte entfalten, die sich nicht
mehr kontrollieren lassen. Das, was diese spaßigen Herren ma-
chen, ist weder humorvoll noch passt es zu einer Sendung einer
staatlich finanzierten Kulturagentur, die den Namen einer unga-
rischen Geistesgröße slowakischer Herkunft trägt. In Zeiten von
Trollismus mag eine solche Nische ein Publikum haben, aber sie
darf trotzdem nicht zum rechtsfreien Raum werden.
Nachtrag – oder: Eine Entschuldigung hört sich anders an
„Als Menschen, wir bitten um Entschuldigung” – diesen Titel trug
die zweite Sendung und stimmte hoffnungsvoll: Jeder macht ja
Fehler und trifft unglückliche Formulierungen. Aber schnell wird
klar, dass diese Entschuldigung nicht den Versöhnungsprozess
fördern wird. Die vier Herren legten noch eine gehörige Schip-
pe drauf: Sie sprechen in der Sendung von Angriffen der „Pfeil-
kreuzler-Presse” und meinten damit die kritischen Worte eines
Abgeordneten deutscher Nationalität von der rechtskonservati-
ven Jobbik-Partei, die von oppositionellen Presseorganen zitiert
wurde, die somit rechtsextreme Tendenzen in guter Pfeilkreuz-
lertradition fördern würden. Das Quattro wählte diesmal eine
Strategie, die darauf zielte der „deutschen Frage” absurde Züge
zu verleihen: So sprechen sie vom Selbstverteidigungsangriff
Nazi-Deutschlands gegen Polen. Die Runde verstehe die Kritik
nach eigenem Bekunden auch deswegen nicht, weil Deutsch-
land Russland zweimal angegriffen habe, wohingegen der ge-
nannte Journalist Deutschland nur einmal angegriffen habe. Es
sei nach Meinung der Runde legitim sich über „Tätervölker” wie
das deutsche lustig zu machen. Ohnehin würden das auch an-
dere machen - man nennt das Beispiel der US-amerikanischen
Serie South Park. Auf der anderen Seite wäre es unangebracht
sich beispielsweise über den Holocaust lustig zu machen - eine
ernsthafte Absicht lässt aber die Wiederholung des bereits er-
wähnten Namensspiels („Jákob-Jakab”) an dieser Stelle als frag-
würdig erscheinen. In der Sendung wird an mehreren Stellen das
Bemühen erkennbar, dass die Teilnehmer des Gesprächs zwi-
schen den „guten” Ungarndeutschen und den „bösen” Reichs-/
Bundesdeutschen unterscheiden wollen, zumal nach eigenem
Bekunden fast jeder der Teilnehmer (ungarn)deutsche Vorfah-
ren habe. Der bereits erwähnte Jobbik-Abgeordnete deutscher
SoNNTAGSBLATT
Nationalität würde dabei deutschen Interessen dienen, zumal
er ja auch kein ungarländischer Schwabe sei, sondern Österrei-
cher, was die Runde dazu verleitet ihn mit dem österreichischen
SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny in Verbindung zu brin-
gen, zumal ja damals Österreich das Deutsche Reich besetzt
hätte und nicht umgekehrt (wohl ein Irrtum der Historiker). Nach
diesem historischen Novum kehren die Journalisten wieder zur
„Kritik” an den Deutschen zurück, die im Zeichen von „Arierma-
thematik” nun in der Klimapolitik alle EU-Kohäsionsmittel („unser
Geld”) an sich ziehen würden und dabei die EU mit Meinungs-
terror unter ihrem Einfluss halten würden. Einer der Herren stellt
sogar die Frage, wann Deutschland die Rechnung über eine
Milliarde Reichsmark für ungarische Güter begleichen würde.
Zu einer Entschuldigung ringt sich nur einer der Herren durch
(ob ernst gemeint, bleibt dahingestellt), der Kollege, der den be-
sagten Liquidierungssatz von sich gab, meint, man soll dieses
„deutsche Thema” lieber sein lassen. Zum Schluss zeigen sich
die Herren aber zuversichtlich, dass der Endsieg nahe sei und
der „dritte Versuch” gelingen werde.
Weitere Beiträge in „Merkwürdigkeiten”
s
Aktuelles
Wuderscher besuchten
Lenauheim in Rumänien
Von Dr. Kathi Gajdos-Frank
Das Bundesministerium des Innern unterstützt bereits seit meh-
reren Jahren den Ausbau von nachhaltigen überregionalen
Kontakten zwischen ungarndeutschen Siedlungen, Vereinen
und Institutionen. Auch die Mitarbeiter des Wuderscher Heimat-
museums nahmen diese Möglichkeit wahr. Nachdem das BMI
unseren Antrag auf einen überregionalen Erfahrungsaustausch
positiv bewertete, organisierten wir eine Reise nach Lenauheim/
Csatád für den 2.-3. Oktober 2019.
In Lenauheim angekommen führte unser erster Weg ins Le-
nau-Museum - ein imposantes Gebäude in der Hauptstraße des
Orts. Hier befinden sich gleich drei Ausstellungen, durch die uns
Bürgermeister Ilie Suciu und Frau Elfriede Klein persönlich ge-
leiteten.
Im rechten Gebäudeflügel befindet sich das schwäbische Hei-
matmuseum, eine volkskundliche Ausstellung in acht Räumen
über das Leben der Banater Schwaben – die, wohlgemerkt, hier
in der Ortschaft nicht mehr zu finden sind.
Hintergrund: 1940 hatte der Ort 2400 Einwohner, davon über
95% Deutsche. Durch die Abwanderung nach dem Zweiten Welt-
krieg sank der Anteil der deutschstämmigen Bevölkerung auf zu-
nächst etwa 50%, 1992 waren von 1400 Einwohnern noch etwa
100 Deutsche - als Folge der „Politik“ von Ceausescu, 2006 nur
noch 59 und 2019 nunmehr 24.
Auf Wandtafeln sind wichtige Ereignisse aus der Geschichte der
Gemeinde Lenauheim festgehalten. Wertvolle Zeitdokumen-
te und Manuskripte sind in einer Vitrine zu sehen. Geräte und
Werkzeuge veranschaulichen den Arbeitsalltag der bäuerlichen
Bevölkerung. Ein authentisches Bild von deren Wohnkultur ver-
mitteln die typisch eingerichteten Räume eines schwäbischen
Hauses vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Lenau-Ausstellung ist in sieben Räumen im linken Flügel des
(Fortsetzung auf Seite 4)
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