Sonntagsblatt 1/2019 | Page 3

2. Die Möglichkeit muss dazu geschaffen werden, dass die Na- tionalität ihre eigene Sprache in der Schule erlernen kann. 3. Das Nationalitätengesetz soll verbessert werden, da formelle Lösungen uns nirgendwo hinführen. Rede Emmerich Ritters in München anlässlich des Gedenktages der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen 4. Den eigenen Werten treu bleiben! Nicht den breiten Weg der Assimilation gehen! Möge die Jakob-Bleyer-Gemeinschaft, unser Verein, eine Sam- melstelle, ein Hinterland von denen sein, die sich vor allem durch den Spracherhalt für die Identitätsbewahrung des Ungarn- deutschtums einsetzen wollen! Zum Schluss ein Zitat von Ingomar Senz: „Schwob, vergiss dei Red net!” Aktuelles s Emmerich Ritter (rechts) in München Großer Schritt für die Zweisprachigkeit in Ungarn! Von Patrik Schwarcz-Kiefer Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bernd Fabritius, sehr geehrte Frau Sylvia Stierstorfer, sehr geehrter Herr Prof. Andreas Otto Weber, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute, zu allererst möchte ich mich für die Einladung bedanken, bei Herrn Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, und bei Frau Krisztina Spiller für die Vorbereitungen. Das Motiv für heute ist: die Gedenkveranstaltung für die vertrie- benen Ungarndeutschen. Der Titel meiner Rede klingt trotzdem: das kulturelle Leben und die Bildungsangelegenheiten der deutschen Nationalität in Un- garn. Der Bahnhof von Werischwar Und diesen Titel soll ich noch verengen: „Mögen auch unsere Nachkommen die deutsche Muttersprache unserer Vorfahren kennenlernen.” Sowohl die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung als auch die Stadtverordnetenversammlung von Werischwar/Pilisvörös- vár unterstützen die Initiative der Jakob Bleyer Gemeinschaft um nach slowakischem Muster die Ortsbezeichnungen im Bahn- verkehr auch in der Minderheitensprache auszuschildern, wenn die Minderheit über eine gewissen Anteil in der Bevölkerung der Gemeinde verfügt. Nach der Sitzung der Werischwarer Stadtver- ordnetenversammlung wurde Bürgermeister Stefan Gromon mit der Kontaktaufnahme mit den Ungarischen Staatsbahnen (MÁV) beauftragt. Er hat diese Aufgabe an den Initiator JBG übertragen. Meiner Meinung nach ist für die kommenden 10-15 Jahre die Erfüllung des Inhalts dieses kurzen Satzes die erstrangige und dringendste Aufgabe für uns, für die Ungarndeutschen. Die JBG hat als Vorbereitung die MÁV bereits vor Monaten kon- taktiert, um deren Standpunkt in dieser Frage kennen zu lernen. Obwohl die MÁV solche Maßnahmen nicht finanzieren möchte, ist sie bereit darüber zu verhandeln. Während sich 1941 1 Million 60 Tausend Personen zur deut- schen Minderheit bekannten, waren es 2011 nur 186 Tausend, kaum 17,5% davon. Noch schwerwiegender ist der Rückgang bei denen, deren Muttersprache Deutsch ist, so waren dies im Jahre 1941 fast 500 Tausend Personen, während es 2011 ledig- lich weniger als 40 Tausend waren. Das sind im Vergleich zum Ergebnis von 1941 nur mehr 8%. Die JBG hofft auf ein positives Ergebnis und freut sich bereits über weitere ungarndeutsche Gemeinden, die sich dieser Initia- tive anschließen. Zukunft durch Spracherhalt! SoNNTAGSBLATT Es ist eine Tatsache, dass es kein zweites Land in Europa gibt, dessen nationale Minderheiten in einem solchen Ausmaß ihre Identität und ihre Muttersprache verloren haben wie in Ungarn. Die Heimsuchungen der nahezu hundert Jahre körperlichen und seelischen Zwangs, der Vertreibung und Verschleppung der Un- garndeutschen, hatten ihre negativen Folgen. Und wenn wir die altersmäßige Verteilung dieser Ergebnisse begutachten würden, würden wir zu einem noch tragischeren Ergebnis gelangen, was die Kinder und Jugendlichen betrifft. Heutzutage gibt es sehr wenige Kinder, welche mit Deutsch als Muttersprache aufwachsen. Gerade deshalb ist es erstrangig, die heutige Situation zu bewerten und die Möglichkeiten und Wege zu prüfen, Deutsch als die Muttersprache der ungarndeut- schen Nationalität zurückzugewinnen bzw. zu stärken. (Fortsetzung auf Seite 4) 3