Sonntagsblatt 1/2018 | Page 29

ter dem Titel „Sind wir ‚Deutschstämmige’?”die Tatsache kriti- siert, dass in der Bundesrepublik die Rumäniendeutschen nur „Deutschstämmige” oder „deutschstämmige Rumänen“ genannt wurden, während man die Rumänienungar(e)n nur „Ungarn” und nie „ungarischstämmige Rumänen” nannte. Wenn jemand wie die Ungarndeutschen (zu denen ja bis 1918/19 ein Großteil der Rumäniendeutschen gehört hatte) zwischen 1880 und 1910 etwa eine Million Leute durch die Assimilierung ans Madjarentum (nicht: Ungarntum!) verloren hat, ist er bei dieser Unterschieds- macherei sehr hellhörig. Diese Assimilanten hießen immer nur „Madjaronen” (nie: „Ungaronen”), weil diesem Ausdruck das Wort „elmagyarosítani” (madjarisieren), weg- oder vermadjari- sieren, zugrunde liegt. Auch sind die in Siebenbürgen lebenden Szekler „madjarisierte Onogurbulgaren” (so in: Zeitschrift für Sie- benbürgische Landeskunde 1/1987, S. 90), keine „ungarisierten Onogurbulgaren”. Die rumänische Sprache kennt klar den Unter- schied „limba maghiará = madjarische Sprache” und „Ungaria = Ungarn”, da es ein Land „Maghiaria” nicht gibt. In der früheren ungarndeutschen Literatur verstand man unter „Ungarn” das Ungarland = „Magyarország” und unter „Ungar(e) n” (mundartlich: Ungre) dessen Bewohner, egal welcher Nationa- lität auch. Unter „Madjaren” wurden aber nur die Rasse-Madjaren verstanden - kein in Ungarn lebender Deutscher war ein „magyar ember”. Maria Theresia, als ungarische Königin, konnte in 1778 (anläßlich des Anschlusses dec Temescher Banats an Ungarn) echt hurra-patriotisch erklären „Ich bin eine gute Ungarin”, denn sie nannte sich ja nicht „Madjarin”. Der „Pangermane” Edmund Steinacker wurde wegen seines Artikels „Ungarisch-madjarisch, böhmisch-tschechisch” in der „Gross-Kikindaer-Zeitung” vom 3. November 1901, in welchem er den Beweis erbrachte, dass es keine ungarische, sondern nur eine madjarische Sprache gibt, so wie es keine amerikanische, schweizerische noch österreichi- sche Sprache gibt, gerichtlich verfolgt. Als Dr. Hans Weresch (aus Deutsch-Bentschek) einmal zum Thema Madjarisierung Stellung ergriff (Banatia — Erlebnis- se und Erinnerungen. Festschrift, Freiburg-Breisgau 1976, S. 27—28), schreibt er folgendes: „Man kann den Madjaren die Anerkennung nicht versagen, dass sie bei der Madjarisierung der im Lande wohnenden nichtmadjarischen Volksgruppen ge- schickt vorangingen. (...) Die madjarisierte Intelligenz fühlte sich dem Madjarentum gegenüber (…) zu Dank verpflichtet (…) Der Baum des deutschen Volkstums in Ungarn wunderte sich, dass er madjarische Blüten angesetzt hatte”. Wie man sieht, wäre ein Verzicht auf den Unterschied „unga- risch-madjarisch” ein Verlust an Unterscheidungsgenauigkeit, den die ungarndeutsche historische Literatur nicht hinnehmen kann. Erschienen in: DER DONAUSCHWABE, 10. August 1997 JBG-Nachrichten s Bericht über die Jahreshauptver- sammlung der Jakob Bleyer Gemein- schaft Am 27. Jänner fand die Jahreshauptversammlung der Jakob Bleyer Gemeinschaft statt. Zirka 20 Mitglieder haben sich an die- sem schönen Wintersamstag in Wudersch / Budaörs versammelt um sich den Bericht über das Jahr 2017 und die Pläne für das neue Jahr anzuhören. sonntagsblatt Die Versammlung wurde vom Vorsitzenden Dr.-Ing. Georg Kramm eröffnet. In seiner Rede betonte er, dass der Verein ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich hat. Als Beispiel erwähnte er, dass die JBG über den staatlichen Förderfonds für die Nationali- täten mehr als 2 Millionen Forint erhalten hat. Nach dem Finanzbericht erhielt Patrik Schwarcz-Kiefer das Wort, um über die erreichten Ziele des Jahres 2017 zu sprechen. Laut Schwarcz-Kiefer war das Ziel für das vorige Jahr, den Verein und das Sonntagsblatt sowohl hinsichtlich Struktur und Aufgabenver- teilung als auch nach außen hin zu erneuern. Beide Ziele wurden erreicht; in den Vorstand wurde ein junger Mann namens Stefan Pleyer gewählt, der sich sehr aktiv in der redaktionellen Arbeit des Sonntagsblattes und in der Tätigkeit des Vereins engagierte. Die Erneuerung nach außen hin wurde auch vollzogen: Der Ver- ein ist mittlerweile per Facebook erreichbar, hat neue Designele- mente erhalten. Das gilt genauso für das Sonntagsblatt. Zu den wichtigsten Aktivitäten des Vereins gehörte die Teilnah- me an der Unterschriftensammlung für das Minority Safepack. Insgesamt hat die Jakob Bleyer Gemeinschaft in verschiedenen Ortschaften (z. B. in Wudersch/Budaörs, Baaja/Baja, Harast/ Dunaharaszti, Budapest, Mohatsch/Mohács) 200 Unterschriften gesammelt. Daneben wurde die Internetpräsenz des Sonntags- blattes regelmäßig gepflegt und 4 Nummern von der gedruckten Zeitung herausgegeben. Im Programm des Jahres durfte natür- lich die Kranzniederlegung am Grabe Jakob Bleyers auch nicht fehlen. Für das Jahr 2018 hat die Jakob Bleyer Gemeinschaft insgesamt 3,2 Millionen Forint an Zuwendung erhalten, deswegen werden mehr JBG-Programme als vergangenes Jahr stattfinden. Das detaillierte Programm wird in den kommenden Wochen veröf- fentlicht. 2018 ist sehr wichtig in der Geschichte der JBG: Der Verein wird 25 Jahre alt und deswegen wird auch eine Jubilä- umsveranstaltung stattfinden und eine Reise nach Tscheb / Du- nacséb / Čelarevo (Serbien) organisiert, um den Geburtsort des Vereinsnamensgebers zu besuchen. Nach dem Bericht wurde eine Abstimmung über den Vorstand gehalten. D a Vorstandsmitglied Tibor Seereiner von seinem Amt zurücktrat, musste ein neues Vorstandsmitglied gewählt werden. Der Vorstand schlug Patrik Schwarcz-Kiefer vor, der die Kan- didatur gerne annahm. Er wurde im Anschluss einstimmig zum neuen Vorstandsmitglied gewählt. Während der Hauptversammlung wurde es klar, dass die JBG auch im Jahre 2018 sehr aktiv sein wird, und das Ziel ist nicht anders, als zukunftsorientiert für das Ungarndeutschtum zu ar- beiten. Kranzniederlegung in der Jakob-Bleyer-Nationalitätengrundschule Jedes Jahr wird in der Wuderscher Bleyer-Nationalitätengrund- schule anlässlich des Todestages des großen ungarndeutschen Politikers, Jakob Bleyer, ein Gedenkprogramm organisiert. Die Schüler bereiteten, zusammen mit ihren Lehrern und Lehrerin- nen, auch dieses Jahr ein kurzes Theaterstück vor, wo sie die größten Momente in Bleyers Lebens den Zuschauern zeigten. Der Schüler in Tscheb/Dunacséb, der Lehrer in Ödenburg/Sop- ron und der Professor und Politiker in Budapest – sie waren alle Jakob Bleyer, und diese Lebensphasen setzten die Schüler in Szene, auf Deutsch natürlich. (Fortsetzung auf Seite 30) 29