Volksbündler, SS-Bursche
Ziehen endlich um,
Sie werden auf die Reise geschickt
Die gestiefelten schwäbischen Gänsefüßler.
- und so weiter, vom Topos der sich bewaffnenden „Sepl, Resi”
über „Der Zug fährt los, tütü” - drei Jahre nach Auschwitz - bis hin
zum „hoffen wir, dass sie nie wieder zurückkehren”.
Anstelle Schuldiger Sündenböcke
Politisch war die Lage gelinde gesagt angespannt: Zwei Wochen
nach den Morden am 31. August fanden die gefälschten Wahlen
mit den blauen Wahlzetteln statt, in deren Rahmen die Kommu-
nisten die Reste der wahren Opposition endgültig entmachteten.
So spielten die Nachrichten von der Bereitschaft der Polizei eine
propagandistische Funktion, zumal sich die Polizei in einem er-
bärmlichen Zustand befand:
„Zu dieser Zeit wurde die Polizei grundlegend reorganisiert. Auf-
grund der B-Listen wurden allein in Budapest 400 Polizisten ent-
lassen. Es gab keinen Kriminalregister, er wurde im Krieg von
Bomben zerstört, die Polizisten wurden schlecht besoldet, der
Leiter dieser Ermittlungen, Nemes, verdiente zum Beispiel 350
Forint, was gerade zum Überleben reichte. Im September haben
sie sich trotz alldem selber ausgezeichnet, und der 62-jährige
Polizeioffizier erhielt aus Anlass der Wahlen den Freiheitsorden”,
erzählt uns Tamás Bezsenyi, Kriminologe und Historiker über die
damaligen Zustände bei der Polizei.
Allenfalls berichteten die Zeitungen täglich über die Jagd auf die
„SS-Banditen” im Pilisch. In jedem Stück weggeworfenen Mülls
meinte man ihre Spuren zu entdecken („wir sehen Überreste
von vor kurzem gelegtem Feuer, wir sehen, überall liegen weg-
geworfene Konservdosen, die beweisen, dass die sich versteckt
haltenden SSler diese Richtung genommen haben”, schrieb
enthusiastisch der Reporter, der über die Razzia berichtete),
die Essensreste sollen auch von Flüchtigen, die unter der Erde
versteckten, zeugen („die sich versteckt haltenden Faschisten
halten sich im Friedhof von St. Andrä auf. Sofort eilten Ermittler
dorthin. Sie haben die Krypten durchsucht. In einer der Krypten
entdeckten sie Essensreste, aber keine menschlichen Wesen.”)
Am 29. August teilte die „Magyar Országos Tudósító” gleich mit,
dass „die Massenmörder in wenigen Stunden gefasst werden”.
Anstelle der Möder schrieben die Berichte, die sich wie Produk-
tionsberichte anhören, über die massenhafte Einsperrung von
Schwaben, denn
„es ist zweifellos, dass diese die nach Ungarn geflohenen SS-Bri-
gantenwochenlang versteckt haben, und es ist möglich, dass sie
sie auch jetzt aufnehmen und mit Lebensmittel versorgen wür-
den.”
Die Aufwiegelung der Öffentlichkeit schien recht erfolgreich ge-
wesen zu sein, denn in den Artikeln tauchen Motive von Volks-
märchen auf wie das des heldenhaften Ariers: „Es wurden von
acht Höfen gemeldet, dass am Stephanustag ein blonder Mann
mit tiefen Augen und in Lumpen gekleidet an der Tür der Wald-
hütten geklopft hat. Der gesund aussehende, hochgewachsene
Mann sprach nur gebrochen ungarisch und bat um Lebensmittel.
Wir wenden uns an unsere Landsleute in Ungarn
mit der Bitte, das 1% Ihrer Steuer unseren Verein
zukommen zu lassen.
Unsere Steuernummer:
18044830-1-13
Wir danken für Ihre Hilfsbereitschaft!
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Diejenigen, die das angezeigt haben, sagten einhellig, dass die
Augen, die vor den Lumpen