rich tungen im kommenden Schuljahr bei über 50 liegen. Die
ungarndeutsche Bildungszene ist derzeit von der Bestrebung ge -
prägt, die Trägerschaft von immer mehr ungarndeutschen Schu -
len und Kindergärten in die Hand von örtlichen Nationalitä -
tenselbstverwaltungen zu geben. Um Niveau und finanzielle
Ausgewogenheit zu sichern, hat die Landesselbstverwaltung 2014
eine Liste von Kriterien erarbeitet, die bis zur Trägerschafts über -
nahme obligatorisch erfüllt werden müssen.
Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ist auch sel-
ber Trägerin von mehreren Bildungsinstitutionen – unter ande-
rem auch des Valeria-Koch-Bildungszentrums in Fünfkirchen.
Schü lerinnen und Schüler dieser Einrichtung werden es ab dem
kommenden Schuljahr noch bequemer als zuvor haben: das
Schulgebäude soll schon bald um einen größeren und modernen
Speisesaal und neue Klassenzimmer erweitert werden.
Das Ungarndeutsche Pädagogische Institut der LdU und der
Parlamentssprecher der Ungarndeutschen arbeiten derzeit ge -
mein sam an einer Lösungsstrategie eines gravierenden Problems,
dass es nämlich an deutschen Nationalitätenkindergärten an ent-
sprechend ausgebildeten Kindergärtnerinnen mangelt.
Dr. Hajnalka Gutai, Leiterin der LdU-Geschäftsstelle stellte der
Vollversammlung einen neuen Mitarbeiter vor: ab Anfang Februar
beschäftigt die Landesselbstverwaltung einen hauptberuflichen
Jugendreferenten zur Betreuung aller Jugendprojekte.
Die LdU-Vollversammlung legte auch den endgültigen Spiel -
plan der Deutschen Bühne fest. Inszeniert wird demnächst
William Shakespeares und Peter Dehlers Stück „Katharina, oder
William Shakespeares »Der widerspenstigen Zähmung«”; „Pac -
man City Blues” von Daniel Wild über eine Generation selbstver-
liebter Egomanen; E.T.A. Hoffmanns romantische Novelle „Der
goldne Topf ”; ein Projekt zum 500. Jubiläum der Reformation; das
lustige musikalische Bühnenstück von Johann Nestroy „Der
Talisman”; sowie ein klassisches Märchen für Kinder.
Laut des Berichts des Parlamentssprechers Emmerich Ritter
würde demnächst die staatliche Förderung der von Nationalitä -
ten selbstverwaltungen getragenen Bildungsinstitutionen und die
deren Träger erhöht. Ganz aktuell vom Ministerium für Human -
ressourcen kam auch die Nachricht, dass die Fortsetzung der Re -
no vierung des Waschludter Jugendlagers – die Ersetzung der alten
Holzhäuser durch neue und komfortablere, sowie die Verschö -
nerung der Parkanlage - mit einer weiteren beträchtlichen Summe
unterstützt wird.
Das Bundesministerium des Innern fördert auch demnächst
zahlreiche Projekte, die die Entwicklung der ungarndeutschen
Kultur und Bildung erzielen. Ab diesem Jahr wird es auch eine
neue Ausschreibung geben: deutsche Selbstverwaltungen können
sich schon bald um Förderung zum Ausbau eines ungarndeut-
schen Lehrpfades bewerben. Die Entstehung eines landesweiten
Netzwerks ungarndeutscher Lehrpfade ist das angestrebte Ziel, die
Konzipierung von zwei neuen thematischen Wegen soll bereits in
den nächsten Monaten beginnen.
O
Der „Kallstadt-Impuls”
Trumps deutsche Vorfahren
Von Anke Petermann
Der Großvater des designierten US-Präsidenten Donald Trump
stammt aus dem pfälzischen Kallstadt. Die AfD ist begeistert,
spricht vom „Kallstadt-Impuls”, der touristisch genutzt werden
müs se. Dabei war Trumps Opa ein illegaler Auswanderer. Und
Pfäl zer galten in den USA als eher „integrationsunwillig”.
Kallstadt an der Weinstraße. Bislang hauptsächlich bekannt als
Durchfahrtsort auf dem Weg zum „Dürkheimer Wurstmarkt”,
dem größten Weinfest der Welt. Doch seit sich herumgesprochen
hat, dass die Vorfahren des neuen US-Präsidenten von hier stam-
men, interessiert sich zumindest die Presse sporadisch für das
1200-Einwohner-Dorf. Wenn Donald Trump ins Amt eingeführt
wird, fährt der ein oder andere Ü-Wagen vor, das gilt als sicher.
Medienrummel auch im Kallstadter Saumagen-Paradies
Reporter belagern dann gern das Saumagen-Paradies – so heißt
die Kallstadter Metzgerei mit überregionalem Ruf. „Ist eine schö-
ne Abwechslung. Man sieht andere Leute als die Kundschaft, die
man sowieso jeden Tag sieht”, sagt Verkäuferin Edelgard Keller -
mann. „Und dann muss man auch die verstaubten Englisch-
Kenntnisse wieder hervorkramen – eine Herausforderung.” Sie
quittiert mit Gelassenheit, dass sie immer wieder zum Opfer des
medialen Trump-Hypes wird.
Die energische Fleischerei-Fachverkäuferin lässt sich nicht lange
um ihre Meinung zum neuen US-Präsidenten bitten.
Eine Fleischereifachverkäuferin macht Trump „Komplimente”
Der Herr Trump sei nicht dumm, auch wenn er so rüber komme,
meint sie. „Der hätte nicht dieses Immobilienvermögen und eine
Steuererklärung mit null Einkommensteuer, wenn er doof wäre.
Und auf der anderen Seite kann er – sage ich jetzt mal - das durch-
schnittliche Volk mitreißen, wie der in den 40er-Jahren mit dem
kleinen Schnäuzer.”
So drastisch würden es die meisten Kallstadter wohl nicht for-
mulieren, schon gar nicht der äußerst diplomatische Bürgermeis -
ter. Thomas Jaworek windet sich ein wenig angesichts der ständig
gestellten Frage, ob Kallstadt stolz darauf sei, dass der Nachfahre
eines Auswanderers mächtigster Mann der USA wird.
Mit Stolz auf Trump tut sich Kallstadt schwer
Theoretisch könne man sich freuen, meint der CDU-Politiker,
doch die verächtlichen Wahlkampf-Pöbeleien Trumps gegen
Frauen, Einwanderer und Minderheiten seien ja nicht vergessen
und trübten das Glück: „Jetzt hat er es geschafft, er ist einer der
mächtigsten Männer weltweit. Und ja, wenn seine Familie aus die-
sem Ort stammt, kann man eigentlich stolz darauf sein, und hat
trotzdem den Wahlkampf noch im Kopf ”, sagt Jaworek. Deswegen
sei es im Moment noch „ein Spagat, wo sich der ein oder andere
Bürger sicher auch noch schwertut zu sagen, wir sind stolz drauf,
dass ein Nachfahre aus unserem Ort US-Präsident geworden ist”.
In der Vitrine vorm Weingut Heinz kündet eine Flasche Ketchup
neben dem einheimischen Riesling davon, dass die Kallstadter
Trau ben-Anbauer große Stücke auf die verwandten Tomaten-Ver -
werter in Pittsburgh halten. Keine Hinweis-Tafel erinnert dagegen
an die Vorfahren Trumps. Nach Ansicht der AfD im Mainzer
Land tag muss sich das ändern.
Rheinland-Pfalz solle Konzepte für eine Themenroute „Deut -
sche Auswanderer” quer durchs Land erarbeiten. Anstatt auf Karl
Marx, Trier und chinesische Touristen zu setzen, lieber Trump
und Kallstadt promoten, damit Amerikaner anlocken. Der „Kall -
stadt-Effekt” der US-Präsidentschaft – absehbar, meint die AfD.
Wallfahrtsort für Trump-Anhänger will der Winzerort nicht werden
Bislang aber: kein Konzept, kein Opa-Trump-Denkmal und auch
noch keine Pilgerströme. Kallstadts Bürgermeister Jaworek nimmt
sich neben seinem Job bei der BASF Ludwigshafen gelegentlich Zeit,
orientierungslose Journalisten zu den Stätten der „donaldinischen”
Vorfahren zu führen. Obwohl er gemeinsam mit der SPD-Beige -
ordneten für Tourismus strikt dagegen ist, aus Kallstadt einen Wall -
fahrtsort für Rechtspopulisten zu machen. (Fortsetzung auf Seite 6)
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