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2015.02.12.
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meine Frage, ob er keine Angst hat, antwortete er: ‚Ich hatte und habe
nie Angst, um mich zu meiner deutschen Herkunft zu bekennen und
mich mit meinem Volk zu identifizieren.’
(…)
In der Innenstadtkirche von Fünfkirchen liefen seinerzeit schon die
sonntäglichen deutschsprachigen Gottesdienste. Wir freuten uns aufs
Kommen des neuen Bischofs und planten im Lenau-Verein, ab 1989
jedes Jahr am 26. Dezember, am zweiten Christtag, unserer ver-
schleppten und vertriebenen Landsleute zu gedenken. Ein bisschen
angstvoll gingen wir mit Herrn Josef Báling zum neuen Bischof, um
diese Gottesdienste zu genehmigen und sie als Diözesanbischof selber
zu halten. Er hat noch als Weihbischof – ohne lange zu überlegen –
sofort zugesagt. Am 16. Dezember 1989 wurde er als Diözesanbischof
in sein Amt eingeführt und 10 Tage später, am 26. Dezember hat er
schon die erste deutschsprachige Gedenkmesse zelebriert.
Nicht nur die Gekommenen, alle Deutschen der Region waren
voller Neugier und Erwartung, war es doch nach Kriegsende der erste
bischöfliche Gottesdienst in unserer Muttersprache, die bis dahin aus
den meisten Kirchen fast verbannt war. Wir Ungarndeutsche wissen,
was diese Treue zu unserem Glauben und zu unserem Volkstum
gekostet hat, wir wissen, was es heißt alles verlieren zu müssen, wir
erlebten es, im Stich gelassen zu werden, zum Teil auch von unserer
Kirche, der wir so unzählig viele großartige, treue Diener gegeben
haben, auf die wir schon immer unsere Hoffnungen gebaut haben.
„Auch mein Vater und drei seiner Geschwister (2 Brüder und eine
Schwester) wurden in die sowjetischen Arbeitslager verschleppt. Mein
Vater, Peter Mayer, und sein Bruder Josef sind dort gestorben, wie
euere Frauen und Männer, Väter, Mütter, Brüder, Schwestern und
Kinder. Ich bete heute für alle unsere Opfer”, begann er (Mayer) seine
Predigt.
(…)
Michael Mayer war der erste Bischof nach Kriegsende, der seinen
deutschen Namen behielt und den bis heute mit Stolz trägt.
Überall, wo er auftrat, hat er unser ungarndeutsches Volk liebevoll
angespornt an der Muttersprache, an unseren reichen Sitten und
Bräuchen, aber auch an unserem Glauben festzuhalten. Es sei
Pflicht, Aufgabe und Verantwortung der Eltern und Großeltern, un -
sere Kinder, die Erwachsenen von morgen, zur deutschen Mutter -
sprache und Identität zurückzuführen. Das sind wir uns selber,
unseren deutschen Vorfahren sowie unserer Heimat Ungarn schuldig,
und diese mit unserem Fleiß, unserem Können, unseren Leistungen,
unserem Geist und unserer Treue auch weiterhin bereichern, wie es
über mehr als zwei Jahrhunderte unsere Ahnen taten.
In diesem Sinne hat Bischof Mayer am 11. Januar 1997 in der
Pester Redoute am ersten Festtag der Ungarndeutschen Selbstver -
waltungen unsere historischen Wahrzeichen, auch Symbole genannt,
geweiht: unsere Fahne, unser Wappen und unsere Hymne, die die gle-
ichen sind als die unserer heimatvertriebenen Landsleute, unter ihnen
auch die Tante unseres Preisträgers, die seit der Vertreibung in der
Bundesrepublik Deutschland lebt.
Herr Bischof Mayer befürwortete überall die Notwendigkeit der
Denkmal-Errichtung für die deutschen Opfer des I. und II. Welt -
krieges, aber auch die Gründung der deutschen Soldatenfriedhöfe in
Südungarn war eine Herzensangelegenheit von ihm.
Er feierte im vergangenen Jahr gleich zwei Jubiläen. Vor 50 Jahren
wurde er zum Priester und vor 25 Jahren zum Diözesanbischof ge -
weiht.
Für alle seine unvergänglichen Verdienste um das Ungarndeutsch -
tum danken wir ihm mit dem Lenau Preis”, betonte Lorenz Kerner
in seiner Lobrede.
Das „Németh-Gallusz-Duo” aus Großmanok und das Trio
„Enig ma” aus Fünfkirchen sorgten für die musikalische Unter -
malung der Veranstaltung.
Stefan Seitz
• MERKWÜRDIGkeiten •
Deutschenhass in Ungarn
In der letzten Nummer des Sonntagsblattes haben wir das Thema
bereits angeschnitten: Ist es ein Wunder, dass unsere Deut -
schen/Schwaben in Ungarn ihre deutsche Muttersprache meiden?
Ich sage absichtlich meiden, denn ich weiß, dass viele – so von der
alten wie auch von den jüngeren Generationen – noch/wieder
Deutsch können, aber dennoch das Ungarische bevorzugen.
Warum? Wie schon voriges Mal gesagt: Der Grund dafür hat tiefe
(und alte) Wurzeln. Ein Beispiel dazu nennt uns Landsmann
Georg Richter (ehemaliger Tiszalök-Insasse):
„…Ich war ein 12 Jahre alter Gymnasiast im Jesuitengymnasium
Kalocsa, als Hitler sich am 13. März 1938 Österreich einverleibte. In
der Turnstunde ließ Turnlehrer János Csapp alle Schwaben heraus-
treten. Von den etwa acht Schwabenmitschülern traten nur Kurt
Bayer aus Zanegg (Mosonszolnok) und ich heraus. Wir ahnten nicht,
warum bis Turnlehrer Csapp uns sagte, Hitler habe Österreich beset-
zt. Kaum ausgesprochen erhielten wir rechts und links so kräftige
Ohrfeigen, dass ich Sterne sah. Sich darüber zu beschweren, hätte
nichts gebracht. Die Turnstunde lief weiter, als wäre nichts vorgefall-
en. Ich habe den Vorfall auch für mich behalten. Im damaligen
Ungarn klang der Begriff Schwabe dermaßen abschätzig, dass ich
mich wegen meines Deutschtums schämen musste. Häufig kam ich
mir vor wie ein von der Herrschaft gedemütigter, in die Ecke verkroch-
ener Hund. Ich fühlte mich von der Gesellschaft verachtet und aus-
gegrenzt. Gefragt war der „Rasseungar” mit adeligen Vorfahren, alles
andere galt nichts. Natürlich gab es auch andere Lehrer als János
Csapp. Dazu zählte mein K lassen- und Geschichtslehrer Dr. József
Takács, ein grundsolider, gerechter Ungar aus Güns (Westungarn).
Sein Motto lautete: „Mir ist es gleich, ob jemand Ungar, Slowake oder
Schwabe ist, bei mir zählen nur die Leistungen, sonst nichts.” Das hat
mich beruhigt, ich konnte mich dem Studium widmen. Da ich ein
guter bis sehr guter Schüler war, erwachte in mir ein neues Selbst -
bewusstsein...”
Und noch ein weiteres Beispiel, das uns ebenfalls von Dr. Paul
Flach überliefert wird (im letzten Sonntagsblatt – auf Seiten 7–8 –
haben wir von ihm bereits ein Beispiel gebracht mit der Über-
schrift „Spiele und Lieder als Vaterlandsverrat”):
„Ja, um ein Lied ging es auch in diesem anderen Fall, der sich –
wenn ich mich richtig erinnere – im Jahre 1942 im benachbarten Ort
Tschatali (Csátalja) abgespielt hat. Wie jedes Jahr, veranstaltete die
Ortsgruppe des VDU auch im betreffenden Jahr ihre traditionelle
Maifeier. Nach dem Abspielen der ungarischen Nationalhymne, mit
der die Feier eröffnet wurde, wollte Vereinsvorsitzender Matthias Pentz
seine im behördlich genehmigten Programm vorgesehene Ansprache
halten. Bevor er aber noch damit beginnen konnte, traten die anwe-
senden Gendarmen vor ihn und untersagten ihm, eine auch noch so
kurze Rede zu halten. Nachdem bei den Gendarmen kein Zureden
geholfen hatte, war man gezwungen, von einer Festrede abzusehen
und das Programm ohne diese fortzusetzen. Als nächster Programm -
punkt folgte der Gesangchor mit einem alten Volkslied, von dem ich
mit Sicherheit nicht mehr weiß, ob es das Lied:
„Schwarzbraun ist die Haselnuss” oder aber „Mein Vater war ein
Wandersmann” gewesen war. Die ersten Strophen beider Lieder laut-
en:
„Schwarzbraun ist die Haselnuss,
schwarzbraun bin auch ich, ja ich,
Schwarzbraun muss mein Mädel sein,
gerade so wie ich;
Vallera juvivallera, ha-ha-ha, – Vallera juvivallera, ha-ha-ha, –
Vallera juvivallera, ha-ha-ha”,
(Fortsetzung auf Seite 8)
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