sb15-1:sb14-2.qxd
2015.02.12.
8:44
Oldal 5
PRESSEMITTEILUNG – 2. Februar 2015
Strategisch denken,
nachhaltig handeln
Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen erstellt
mittelfristigen Arbeitsplan
Was ist denn der Schlüssel dazu, dass die ungarndeutschen Kinder in
der Zukunft Bildungseinrichtungen von überdurchschnittlicher Qua -
li tät besuchen können? Wie findet m an innovative Ideen, die helfen,
ungarndeutsche Traditionen zeitgemäß weiterzuvererben? Wie kann
eine starke Basis von Jugendlichen geschaffen werden, auf die das
Ungarndeutschtum zählen kann? Und wie können unsere Initiativen
und all die mannigfaltigen Werte, die unsere Nationalität charakter-
isieren, auch einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden? Nur einige
von den unzähligen Fragen, auf die die Landesselbstverwaltung der
Ungarndeutschen eine Antwort geben und sich vorbereiten möchte.
Eine mittelfristige LdU-Strategie ist im Entstehen, woran – nach einer
Vorbereitungsphase Ende 2014 – am 31. Januar gearbeitet wurde.
Diesmal versammelten sich in der Geschäftsstelle der LdU 4–5köpfige
Teams, um über die Schlüsselbereiche „ungarndeutsche Politik”,
„Kul tur”, „Jugendarbeit”, „Bildung” und „Kommunikation” zu dis -
ku tieren.
„Die Landesselbstverwaltung wünscht sich bereits seit Jahren,
über ein verankertes Zukunftsbild zu verfügen – erklärte Olivia
Schubert, stellvertretende Vorsitzende der Landesselbstverwal -
tung. – Versuche hat es schon gegeben, diese sind jedoch in der
Vergangenheit immer auf halber Strecke stehen geblieben. Jetzt
haben wir aber neue Kraft geschöpft. Wir haben neue Mitglieder
in der Vollversammlung, die den Willen gezeigt haben, gerne am
Planen mitzumachen, so begannen wir unlängst mit der Aus -
arbeitung einer stabilen und zukunftsweisenden Strategie.”
Die Versuche in der Vergangenheit sind – so Olivia Schubert –
teilweise auch daran gescheitert, dass man gedacht hat, über aus-
reichende eigene Ressourcen zur Ausarbeitung einer umfangrei-
chen Strategie zu verfügen. Diesmal entschied sich aber die
Leitung der Landesselbstverwaltung dafür, professionelle Hilfe in
die Arbeit mit einzubeziehen, und engagierte zwei Experten, die
im Bereich Organisationsentwicklung große Erfahrung haben.
Mit ihrer Hilfe werden die Arbeitsgruppen Schritt für Schritt mit
einer speziellen Strategiebildungsmethode vertraut gemacht.
Dabei wurden zuerst jene verborgenen Werte bloßgelegt, die in
der Vergangenheit wurzeln, und die die Grundlage eines
Zukunftsbilds bilden können. Dann wurde die gegenwärtige Lage
der einzelnen Bereiche erörtert, und es wurden die gut funktionie-
renden und die verbesserungsbedürftigen Momente aufgelistet.
Als nächsten Schritt definierten die Teilnehmer die Werte, die als
feste Basis für die künftige Arbeit dienen. Anschließend hat man
eine Umweltanalyse unternommen und die externen Chan cen
und Risiken ermittelt.
Die strukturierte und prozessorientierte Arbeit wird schon bald
damit fortgesetzt, dass Ziele formuliert, und zu den Zielen kon-
krete Maßnahmen ausgearbeitet werden. Dem Plan nach treffen
sich die Arbeitsgruppen demnächst jeden Monat, damit bis Som -
mer eine erste Fassung der Strategie fertigsteht. Diese wird dann
den örtlichen deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen, den
Vereinen und ungarndeutschen Institutionen zur Kon sultation
vor gelegt, um spätestens im Herbst 2015 eine endgültige Fassung
eines Leitfadens zur zukünftigen Tätigkeit der Lan desselbst -
verwaltung der Ungarndeutschen ausarbeiten zu können.
Weitere Informationen:
Otto Heinek Vorsitzender, Landesselbstverwaltung der Un garn -
deutschen: +36 30 993 6923; [email protected]
Erhöhte Nachfrage nach
zwei sprachigen Unterrichts -
angeboten
Schulen in der Trägerschaft deutscher Selbstverwaltungen
Teil 2 – Die Fürst-Taksony-Nationalitätengrundschule Taks
Von Richard Guth
Die Nationalstraße 51 schlängelt sich entlang des linksdonaui -
schen Speckgürtels von Budapest. Hier ein Einkaufszentrum, da
ein Industriegebiet, man verspürt den Hauch von Dynamik und
Entwicklung. Ein wenig abseits, aber dennoch im Bannkreis der
Migrationsströme liegt südlich der Hauptstadt die Gemeinde
Taks/Taksony, – mit Schorokschar und Harast unter anderen –
einst Teil des deutsch dominierten südlichen „schwäbischen
Rings” um Budapest, heute ein Ort der Begegnung von Menschen
unterschiedlichen soziokulturellen Hintergrunds und unterschied-
licher Herkunft.
„Die Zahl der schulpflichtigen Kinder in Taks ist in den letzten
fünf Jahren um rund 100 gestiegen”, berichtet Edit Zalán, Kon -
rektorin der Nationalitätengrundschule „Fürst Taksony”, die sel-
ber als Zugezogene gilt: Ihre berufliche Karriere begann die
Grundschulpädagogin im 14. Stadtbezirk von Budapest. Trotz des
starken Zuzugs zählt Taks immer noch als ungarndeutsche
Gemeinde. „Bei der Volkszählung haben sich 1396 Menschen
zum Deutschtum bekannt, wir rechnen aber mit 2000 Menschen
deutscher Nationalität oder Herkunft in Taks, also jeder Dritte im
Ort”, ergänzt die Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung,
seit September 2014 Trägerin der Schule, Gyöngyi Bálint. Ihren
Nachnamen erbte sie nach eigenen Angaben vom Großvater, der
aus Ócsa stammte, aber der sich in die rundweg schwäbische
Familie integrierte.
Ihren Begegnungscharakter verdankt die Schule, die in den
Jahrgangsstufen 1–8 knapp 700 Schülerinnen und Schüler besu-
chen, auch einem anderen Faktor: Ein Siebtel der Schüler pendeln
täglich aus den nahe gelegenen Ortschaften. Dies sei ein Beweis
dafür, dass die Schule einen Rang habe, so der Eindruck von
Szilvia Haraszti, stellvertrende Schulleiterin der Grundschule.
Dabei würden seit einigen Jahren verstärkt bildungsorientierte
Eltern, aus Taks und der Umgebung, ihre Kinder auf diese Schule
schicken, was nach Überzeugung von Haraszti den Grundstein für
eine erfolgreiche Fortführung und den Ausbau des zweisprachi-
gen Unterreicht gelegt hätte.
Schon früh, 1952, begann in der Bildungseinrichtung der
Deutschunterricht, seit den Siebzigern in drei Wochenstunden.
Bis 1989 wuchs die Zahl der Deutschstunden auf wöchentlich fünf,
und parallel dazu hat die Einrichtung als erste Schule im Komitat
Pesth den zweisprachigen Unterricht eingeführt. Dies war dem
langjährigen Schulleiter, István Török, zu verdanken, auch einem
aus Budapest Zugezogenen, der eine schwäbische Takserin heira-
tete. Auch seine Nachfolgerin, Ildikó Tomana-Winkler, seit 24
Jahren Grundsch ullehrerin und seit fünf Jahren Leiterin der
Einrichtung, hat sich dem zweispsrachigen Unterricht verschrie-
ben, dies auch aus einer tiefen Verwurzelung in der Gemeinde
heraus: Sie war acht Jahre lang Vorsitzende der deutschen
Nationalitätenselbstverwaltung und ist in Kulturgruppen tätig.
Seit 2009 gibt es vier Klassen pro Jahrgang, davon zwei zweispra-
chige. „Wir befriedigen damit eine Nachfrage seitens der Eltern”,
erzählt Konrektorin Szilvia Haraszti. Dabei spüre man die
Zugkraft der zweisprachigen Klassen: Die Zahl der Einserschüler
mit Prädikat liege in der Regel bei 8-9, während in anderen
(Fortsetzung auf Seite 6)
5