Sonntagsblatt 1/2022 | Page 37

V . H .: Worauf achten Sie , wenn Sie Lebensmittel kaufen ?
A . C .: Ich persönlich liebe es auf dem Markt einzukaufen . Die Produkte , die dort angeboten werden , sind oftmals viel frischer und haben vor allem nicht so lange Reisewege hinter sich , da es überwiegend regionale Produkte sind .
V . H .: Sehen Sie bezüglich Corona nicht nur negative , sondern auch positive Auswirkungen auf die Umwelt , wenn man bedenkt , dass viel Herumreisen nicht mehr geht bzw . nicht mehr so erlaubt ist ?
A . C .: Ich habe dabei gemischte Eindrücke . Man hört Nachrichten von positiven wie negativen Auswirkungen , z . B . gibt es viel mehr Müll wegen den ganzen Masken und wegen allem , was verpackt ist , was dazu führt , dass man plötzlich nicht mehr so darauf achtet , weniger Müll zu produzieren . Andererseits , wie du schon sagst , es gibt schon einige positive Auswirkungen , zum Beispiel , dass man weniger reist , oder in der Arbeitswelt hat man gemerkt , dass man vieles auch online erarbeiten kann , und man muss nicht zwingend immer vor Ort sein .
V . H .: In Deutschland , wo Sie wieder leben , wird dieses Thema sehr großgeschrieben – wird das Thema Sie weiterhin beschäftigen ?
A . C .: Ich möchte erstmal Fuß fassen in Deutschland , da ich erst seit September hier lebe . Also ursprünglich habe ich Internationale Beziehungen studiert und ich möchte sehr gern in diesem Bereich arbeiten und gleichzeitig zu einer besseren Welt beitragen , aber mal schauen , in welchem Bereich ich landen werde .
V . H .: Sie haben den Comicaufruf „ Meine plastikfreie Oma “ gestartet . Wie kam es dazu , was wollten Sie damit erreichen ?
A . C .: Die Idee kam bereits , als ich beim Lenau-Haus angefangen habe . Ich wollte ein bisschen schauen , was Jugendliche interessiert und wie man das auch mit Gesellschaftlichem , Kultur und Traditionen ein bisschen verbinden kann . Denn wenn man die eigenen Großeltern fragt , wie habt ihr früher / damals gelebt , kann man vieles erfahren , z . B .: „ Oh , da gab es kein Auto , aber es hat doch funktioniert “ oder „ da gab es keine Plastikbeutel , und meine Großeltern sind auch ohne klargekommen “. Sie hatten vielleicht nicht so viele Klamotten oder sie hatten nicht so viel Fleisch gegessen , vielleicht nur einmal pro Woche . Man kann auch ein bisschen zurückblicken und von den älteren Generationen lernen . Dies sollte nicht der ausschließliche Blickwinkel sein , denn wir leben im 21 . Jahrhundert und heute gibt es andere Umstände . Jedoch sollte man es nicht vergessen , wie es früher war . Denn es gibt bereits viele gute Lösungen . Die neue Generation muss nicht alles neu erfinden , manchmal reicht es , wenn man mal die Älteren fragt , wie sie es gemacht haben .
V . H .: Wie kam es dazu , dass Sie nicht mehr im Lenau-Haus arbeiten ?
A . C .: Es war eine befristete Stelle und ich wollte nach Deutschland zurück . Leider war es nicht möglich die Arbeit im Homeoffice fortzusetzen . Jedoch war es sehr
SoNNTAGSBLATT schade , denn es war eine sehr schöne Zeit für mich im Lenau-Haus . Ich bewerbe mich gerade um eine neue Stelle vor allem im Bereich Politische Bildung und Kultur / Jugend / Soziale Bildungsarbeit .
V . H .: Warum genau in diesem Bereich ?
A . C .: Zum einen aus persönlichem Interesse , aber vor allem durch meine Arbeit im Lenau-Haus ! Da habe ich gemerkt , dass ich sehr gern mit Jugendlichen arbeite . Es war immer sehr schön die Offenheit zu erfahren und ich vermittle Wissen sehr gern . Außerdem bin ich mit 28 altersmäßig auch nicht so weit von ihnen entfernt .
V . H .: Wo haben Sie Ihre Kindheit eigentlich verbracht ? A . C .: Ich bin in Budapest großgeworden .
V . H .: Wie kam es dazu , dass Sie drei Sprachen fließend sprechen ?
A . C .: In der 3 . Klasse konnte man sich entscheiden , ob man mit Deutsch oder Englisch anfangen will , und meine Eltern haben mir geraten mit Deutsch anzufangen , weil es leichter sei später mit Englisch weiterzumachen . Außerdem spricht meine ganze Familie Deutsch , auch meine Großeltern . Ich glaube , unsere Familie ist ein Modell für die deutsch-ungarische Beziehungen , die sich auf möglichst viele Ebenen , also Freundschaften , Verwandtschaft und berufliche Beziehungen erstreckt . Deshalb war es für mich und meine Geschwister ganz natürlich , dass wir Deutsch lernen . Ich bin auch in Deutschland geboren und bin erst als Baby mit anderthalb Jahren nach Budapest gezogen . Mein Vater hat nämlich nach der Wende mit einem DAAD-Stipendium an seiner Promotion in Tübingen gearbeitet .
Englisch ist dann im Gymnasium dazugekommen . Das war ein Muss , denn ohne Englisch kommt man heute nicht sehr weit , vor allem in der Berufswelt .
V . H .: Sie haben von 2012-2016 an der Gáspár-Károli-Universität studiert . Warum an dieser Universität und warum Germanistik ?
A . C .: Also , ich habe an zwei Universitäten parallel studiert . Einmal Internationale Beziehungen an der Corvinus ! Es hat mich einfach sehr interessiert , weil ich die deutsche Sprache und auch die Kultur mag . Ich habe mich damals auch für Übersetzungen interessiert . In meinem Studium der Internationalen Be-
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