Sonntagsblatt 1/2022 | Page 13

in dieser Causa und der Pakt aller Vorkriegsregierungen der 1930 / 40er Jahre mit dem verbrecherischen Naziregime Deutschlands finden keine Erwähnung . Die eigene Vertreibungsregierung wird mit keinem Jota belastet . Selbst war man immer nur Opfer und ist schuldlos geblieben . Hitler und seine Verbrechen werden mit dem Tun eines Schulbuben konnotiert („ kisiskolás “). Der Schwabenhasser und führende madjarische Rassenapostel der Zwischenkriegszeit , Dezsõ Szabó , wird in das Pantheon der nationalmagyarischen Märtyrer gehoben .
Und überhaupt geht es bei dieser - im getragenen Ton der Betroffenheit und mit gewohntem Pathos zelebrierten - Gedenksendung zur Vertreibung der Deutschen auf weiter Strecke um das Schicksal und Leiden des eigenen ( magyarischen ) Volkes ( für die die kollektiv bestraften Schwaben ihre Höfe und Häuser räumen und ihre Heimat verlassen mussten ). Eine Farce ! Eine öffentlich-rechtliche Berichterstattung in heuchlerischem Duktus und falscher Diktion dunkelster Propagandazeiten - 76 Jahre nach der schändlichen Tat !
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Sendung „ Világ-panoráma ” im Echo TV : A magyarországi németek , svábok kálváriája 1945-1948 , gesendet am Dienstag , den
8 . Februar 2022 um 18:55 , Link : https :// youtu . be / FfqjVzNKJyUK

Der Traum ist ausgeträumt

Das Leben in der Diaspora fordert uns alle
Von Richard Guth
Ein bemerkenswerter Beitrag ist Mitte Januar auf dem slowakeimadjarischen Portal ma7 . sk erschienen . Bemerkenswert , denn darin geht es um die Ränder des slowakeimadjarischen Siedlungsgebiets der Großen Schüttinsel , ungarisch Csallóköz . Während Letzteres heute noch über authentische muttersprachliche Strukturen verfügt , zeigt sich in den Streusiedlungsgebieten beispielsweise rund um die sechstgrößte Stadt der Slowakei , Neutra / Nitra , um die es in dem Beitrag geht , dass das Diasporadasein besondere Herausforderungen an die Minderheitengemeinschaften stellt ( beim besagten Streusiedlungsgebiet stellen die Madjaren vier Prozent der Bevölkerung , wenngleich es immer noch Gemeinden mit madjarischer Bevölkerungsmehrheit oder relativer Mehrheit gibt ). Bemerkenswert ist dieser Befund auch für uns , denn wir sind mittlerweile überall im Ungarland in der Diaspora , selbst in der Ostbranau , die lange Zeit , auch nach 1945 , eine Region mit einer bedeutenden deutschen Bevölkerung war . Der Akzent liegt aber auch hier auf „ war ”.
SoNNTAGSBLATT
Der Beitrag , den das Sonntagsblatt sofort übernommen und am 29 . Januar 2022 auf der eigenen Internetseite veröffentlicht hat , enthält starke Aussagen : „ Nach Ansicht der Dorfoberen ( hier sind die Führungspersönlichkeiten der betroffenen Ortschaften in der Region Podzoboria / Zoboralja gemeint , R . G .) sei es an der Zeit , darauf hinzuweisen , dass die Madjaren in der Diaspora effektive Hilfe benötigten und durch eine Kultur , die auf Volkstanz , Volksmusik und Traditionen basiere , nicht überlebten . Die Jugend benötige Stabilität und Sicherheit ” oder wie es Ferenc Mészáros , Bürgermeister von Großzitin / Ve ‘ ký Cetín , sagte , man habe in den Streusiedlungsgebieten viele Fehler gemacht , denn man habe sich auf die wunderbare Kultur , Volkstraditionen , die bunte Volkstracht und den Tanz fokussiert , aber irgendwie sei dabei die Unterstützung und Stärkung dieser großartigen Diaspora im realen Leben , im Alltag unterblieben . Es gelingt Bürgermeister Mészáros dabei nicht , den wirklichen Adressaten dieser Anregung zu finden : „ Es wäre das Richtige , wenn man sich in der Region Podzoboria nicht nur symbolisch zusammenschließen , sondern zielgerichtet in Richtung Lösungen voranschreiten würde ”. Aber auch auf die Verantwortung der näher nicht beschriebenen Führungsschicht weist man im Artikel hin : „ Er ( Bürgermeister Marián Paulisz aus Dolné Obdokovce / Alsódobok , R . G .) fügt hinzu , dass es natürlich positive Beispiele gebe , aber es auf alle Fälle ein entschlossenes Auftreten seitens der Führungsriege benötige , wenn man seine Ziele erreichen will .” Für ungarische Verhältnisse ungewöhnlich offene Worte von Bürgermeistern !
Nun stellt sich die Frage , was uns die Lage der Madjaren in Streusiedlungsgebieten angeht – meine These lautet : sehr viel . Es dauerte nicht lange , bis ein aufmerksamer Sonntagsblatt-Leser unter dem Januar- Beitrag diesem widersprach - mit der Begründung , man könne Apfel und Birne nicht vergleichen . Sicher kann man die Lage der Slowakeimadjaren , die ein flächendeckendes Bildungsangebot in ungarischer
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