SchollZ
Von Prüfungen und Parkplatzpartys
Ein Rückblick aus kurzer Distanz: Wie ich heute über meine Abiturzeit denke.
V ON F ABIAN L AYRITZ
Ihr kennt sie sicher alle. Diese typischen „Einmal
noch Schüler sein, was würde ich dafür geben“-
Sätze oder ein beiläufiges, leicht bedrohliches
„Wenn ich heute noch einmal Schüler wäre, würde
ich mich viel mehr anstrengen“. Bei mir waren es
meist entfernte Onkel auf irgendwelchen
Familienfeiern oder Freunde aus der
Fußballmannschaft meines Vaters, die wehmütig
auf ihre Schulzeit zurückblickten. Hallo?! Drei
Arbeiten nächste Woche, dazu noch das Referat in
Bio, und du wärst gerne wieder Schüler? Was
weißt du schon. Auch wenn sich meine
gedanklichen Reaktionen auf die Sätze im Laufe
der Jahre ein wenig milderten, habe ich diese
Aussagen immer gehasst. Und jetzt? Im letzen
Jahr habe ich mein Abitur gemacht. Habe ich
mich mittlerweile auch schon zu einem Träger
der Rosa-Rückblick-Brille entwickelt, der das
viele Lernen, den damit verbunden Stress und
die unzähligen (Unterrichts)Stunden der
Langeweile verkennt? Schwierige Frage. Auf
der Suche nach der Antwort ein kleiner
Rückblick auf das, was euch noch bevor steht.
Eine riesige Bühne dekoriert als Piratenschiff,
dröhnende Musik und eine zugegeben etwas
angsterregende Gestalt namens „Captain
Limbo“. Ich weiß nicht mehr genau, welcher
Abiturjahrgang gerade seinen Abistreich feierte
oder in welcher Klasse ich war, aber ich weiß
noch, dass ich dachte, dass es das sein
müsste: es hinter sich haben, einfach zu feiern
und einen
sensationellen Abistreich zu
veranstalten. Im letzten Jahr war es dann auch
für mich soweit – ich stand auf der Bühne mit
dem Mikrofon in der Hand, um Herrn
Arnemann
zum
Torwandschießen
aufzufordern. Ich war glücklich, nicht weil Herr
Arnemann das Torwandschießen verlor,
sondern weil uns ein Abistreich gelungen war,
von dem ich immer geträumt hatte. Der ganze
10
Schulhof eine einzige Beachparty - wer kann
schon behaupten, sowas geschafft zu haben?
Noch heute ernte wir Bewunderung, wenn ich
voller Stolz davon erzähle. Wir hatten überhaupt
so einiges hinbekommen, wovon wir früher wohl
noch
nicht
einmal
geträumt
hätten.
Zusammengewürfelt aus zwei Jahrgängen
machten wir uns an das Projekt Abitur 2011 . Ich
dem Teil zugehörig, der das viel beschworene Abi
nach 1 2 Jahren absolvieren durfte. Im Vorfeld
hatte sich in beiden Klassenstufen eine strikte „Mit
denen wollen gar nichts zu tun haben“-Mentalität
breit gemacht. Dass am Ende noch kaum jemand
sagen konnte, wer zu dem einem und wer zu dem
anderen Jahrgang gehört hatte, dass diese
Trennlinien im Wirrwarr der Leistungs- und
Grundkurse verschwinden sollten, ist wohl die
Heute ist das Klopapier rar: Auf unserer Party wurde es noch kreativ eingesetzt.
Fotos: Layritz